Mortlers Motto: "Sei so präsent wie immer!"

9.9.2017, 06:00 Uhr
Mortlers Motto:

© Foto: Elke Bodendörfer

Vielleicht Marlene Mortler dieser unglaubliche Wille schon in die Wiege gelegt. Denn als kleines Kind kämpfte sie bereits, wie auch ihr Zwillingsbruder, gegen Kinderlähmung an. Sie wurde wieder gesund.

Mitten im Wahlkampf war es, als sie ein Anruf ihres Mannes Siegfried erreichte, der bei einer Wanderung in der Fränkischen Schweiz über einen Schwächeanfall klagte. Marlene Mortler saß da gerade in der Suchtberatung-Jahrestagung in Berlin. Sie versuchte noch, die Rettungssanitäter zu ihrem Gatten hinzulotsen. Diese fanden Siegfried Mortler jedoch erst nach einer Stunde. Da war es schon zu spät.

Marlene Mortler war mit ihrem "Siggi" fast 42 Jahre verheiratet. Er hat sie so oft es ging bei ihren Terminen in der Heimat begleitet. Ab und an auch bei einer weiteren, politischen Reise – zum Beispiel nach Tunesien. Voller Wehmut zeigt sie Fotografien von dieser "tollen Fahrt". Auch Siggis Gitarre steht noch im Wohnzimmer sowie drei große Kisten voller Beileidsbekundungen. Mortler hätte allen Grund dazu, sich jetzt in ihre Trauer zu versenken. Aber sie tut es nicht. Ihr Mann hätte es nicht gewollt.

Sicher, durch die Abgeordnetentätigkeit in Berlin und die vielen damit verbundenen Termine in der Heimat hatte sie all die Jahre wenig Zeit für die Familie. Doch als die Nominierung für die Bundestagswahl 2017 anstand, stärkte ihr Mann ihr abermals den Rücken und sagte: "Ich will, dass meine Frau glücklich und zufrieden ist." Kürzertreten könne man bei diesem Job nunmal kaum, meint Mortler: "Entweder ganz oder gar nicht."

So nahm sich Mortler nach dem Tod ihres Mannes auch nur zwei Wochen Auszeit, um danach wieder Alles zu geben. "Ans Aufhören hab’ ich nicht gedacht", gibt die 61-Jährige zu. Sie nehme ihr Mandat nämlich sehr ernst – auch wenn es manchmal den Anschein hat, als ob derzeit gar kein richtiger Wahlkampf herrscht, und viele sagen, es sei sowieso klar, dass Mortler wieder in den Bundestag gewählt wird. 2013 bekam sie 50,6 Prozent der Erststimmen. Marlene Mortler gibt sich bescheiden: "Die Wahl wird erst am 24. September entschieden."

Deshalb lautet ihr Motto für den Wahlkampf, den sie übrigens selbst managt: "Sei so präsent wie immer!" Soll heißen: Sie geht unters Volk, ist an den Wochenenden auf vielen Festivitäten zwischen Neuhaus und Greding anzutreffen oder lädt ein zum persönlichen Gespräch am CSU-Stand beispielsweise in Roth. Das kommt gut an. Die Leute freuen sich, die Politikerin persönlich kennenlernen zu dürfen und wenden sich auch mit ihren Sorgen an sie. "Mir gibt das was, mit den Leuten zu reden und zu hören, was sie bewegt." Nicht immer könne sie helfen, aber sie nehme viele Anliegen mit nach Berlin, so Mortler

Zum Beispiel das Thema "Innere und äußere Sicherheit", auf das sie von der Bevölkerung seit der Flüchtlingskrise immer wieder angesprochen werde. "Wir tun alles — wohlwissend, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt", sagt Marlene Mortler.

Doch eigentlich ruht ihr Schwerpunkt auf den Themen Gesundheit und Ernährung. Seit 2014 ist sie Drogenbeauftragte der Bundesregierung und hat sich mit diesem Job nicht nur Freunde gemacht. Ihr striktes Nein zu einer generellen Legalisierung von Cannabis hat ihr übelste Beleidigungen und Drohungen eingebracht. "Wir haben bei Alkohol und Tabak so viele Probleme gehabt. Ich will mir nicht vorwerfen lassen, dass wir bei Cannabis nichts unternommen haben."

Sie möchte auch weiter am Ball bleiben, damit die Außenwerbung für Tabak und Alkohol – wie in anderen Ländern – verboten wird. Außerdem spiele Computersucht eine immer größere Rolle in ihrem Bereich, die Abhängigkeit unter Jugendlichen steige. "Wir wissen nicht, welche Auswirkungen das auf die Gesellschaft haben wird", erklärt sie. Deshalb habe man eine Studie in Auftrag gegeben.

Wer Marlene Mortler besser kennt, weiß, dass ihr vor allem die Landwirtschaft am Herzen liegt. Schließlich stammt sie aus einem Bauernhof und war über viele Jahre Bezirks- und stellvertretende Landesbäuerin. Als ihr der Job als Drogenbeauftragte angeboten wurde, wollte sie zusätzlich agrarpolitische Sprecherin werden — eigentlich zwei Fulltime-Jobs. Aber auch hier beißt sich Marlene Mortler durch.

Im Agrarbereich widerstreben ihr professionelle Kampagnen, die zum Beispiel gegen die traditionelle Landwirtschaft ankämpfen oder Modeerscheinungen wie vegane Ernährung als das Nonplusultra propagieren. "Die Menschen sollten regelmäßig einen Bauernhof besuchen, um sich ein Bild zu machen."

Auf dem Hof der Mortlers hat seit einigen Jahren Sohn Jörg das Sagen. Marlene ist mit ihrem Mann in ein Nebengebäude gezogen. Die Tochter und der zweite Sohn wohnen mit ihren Familien in der Nähe. Es rührt sich also immer was auf dem Hof. Entweder will Kater Willi Streicheleinheiten oder eines der fünf Enkelkinder ruft nach "Marlene".

Im Sommer treffen sich nach getaner Arbeit alle in der "Chill-Lounge" auf dem Hof. Die Familie ist Marlene Mortler ein großes Anliegen. Man müsse die jungen Leute mehr unterstützen, etwa mit dem Baukindergeld, damit sie auf solidem Wege Familien gründen könnten.

"Kochen gehört nach wie vor zu meinen Leidenschaften", bekennt die Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auf ihrer Homepage zahlreiche Rezepte finden. Dabei seien ihr besonders regionale Produkte wichtig, die es ja in den Landkreisen Roth und Nürnberger Land zuhauf gebe. Und so finden sich im historischen Sandsteinbau, in dem sie wohnt, Regale mit "original regionalen" Marmeladen, Aufstrichen und Soßen sowie allerlei Bilder und Skulpturen von einheimischen Künstlern.

Wenn sie gerade nicht als Politikerin unterwegs ist, greift sie schon mal zum Buch. Meistens politische Texte. Und was ist mit Abschalten? Doch ja, "am besten, wenn ich Freunde besuche oder mit der Familie essen gehe..."

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