Nach 4000 Kilometern wieder zurück in Gunzenhausen

6.9.2018, 14:00 Uhr
Nach 4000 Kilometern wieder zurück in Gunzenhausen

© Foto: Micha Schneider

Es ist ruhig geworden um die Fridericiana Alexandrina (Navis). Jedenfalls ruhiger, als das in den vergangenen Monaten der Fall war. Auf der Wiese vor dem Seezentrum Schlungenhof hat das Römerboot eine vorübergehende Heimat gefunden. Nach einer langen Reise. Knapp 4000 Kilometer hat der wirklichkeitsgetreue Nachbau hinter sich. Auf Straßen, zum Teil auf dem Trailer, zum Teil auch auf der Donau entlang.

Die Pause auf der Wiese hat sich das Römerboot also verdient. "Die Reise ist natürlich nicht spurlos an dem Boot vorübergegangen", sagt Professor Dr. Boris Dreyer, der an der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Alte Geschichte lehrt. Einige Reparaturen würden nun anstehen, auch der Trailer, auf dem das Boot liegt, hat einiges abgekriegt auf der langen Reise quer durch Europa.

Langstreckentest ab Juli

Nach 4000 Kilometern wieder zurück in Gunzenhausen

© Foto: Eisenbrand

Dreyer sitzt ein paar Meter entfernt an einem Tisch im Altmühlsee-Café. Sein Römerboot hat er dabei stets im Blick. Schließlich ist es sein Boot und sein großes Projekt. Wie waren die antiken Römerboote damals beschaffen? Woraus waren sie gemacht? Mit welcher Technik wurden sie bewegt, und welche Geschwindigkeiten konnten sie erreichen? Die Antworten sind zwar zum Teil überliefert, Dreyer wollte aber wissen, wie sich das in der Realität anfühlt. Gemeinsam mit Forschern der FAU und Studierenden, Schülern und Freiwilligen wollte er dem auf die Spur kommen – und bauten das römische Patrouillen- und Geleitzugboot "Fridericiana Alexandrina (Navis) — kurz: F.A.N – nach. 15,7 Meter lang, 2,7 Meter breit, 2,2 Tonnen schwer.

Im Mai hatte es seine Jungfernfahrt von Erlangen über Fürth nach Nürnberg auf dem Main-Donau-Kanal, Anfang Juni kreuzte es auf dem Altmühlsee. Im Juli folgten erste Geschwindigkeits- und Belastungstests, am 18. Juli startete schließlich der Langstreckentest auf der Donau.

Übergangslösung gefunden

Von Ingolstadt, Eining oder Manching, wo die Originalwracks zu Hause sind, ging es nach Österreich, Ungarn bis nach Rumänien ans Schwarze Meer — die F.A.N. hielt an verschiedenen Orten, nahm an diversen Festen und Feierlichkeiten teil. Besucher hatten die Möglichkeit, das Römerboot zu bestaunen und auch selbst Hand an die Ruder zu legen und mitzufahren. "Es war eine tolle Reise mit einigen Highlights", sagt Dreyer. Natürlich sollte die Reise auch einige Erkenntnisse liefern. So habe man unter anderem Puls-Tests der Ruderer durchgeführt.

Doch natürlich lief nicht immer alles glatt. Ein paar Mal hätten sie sogar von der DLRG gerettet werden müssen, berichtet Dreyer. "Wir hatten manchmal schon richtig Schwein", sagt der Professor mit einem Augenzwinkern. Doch alles halb so wild, das Notfallmanagement hatte bestens funktioniert – und war extra für solche Fälle vorab getestet worden. Das Römerboot, Dreyer und seine Stammcrew von sechs Leuten sind wieder sicher in Deutschland angekommen.

Doch wie geht es jetzt weiter? Wo findet das Römerboot letztlich eine dauerhafte Heimat?

"Vieles ist möglich"

Dass Dreyer gerne längerfristig hierbleiben würde, daraus macht er keinen Hehl. Der einzige Nachteil des Standorts ist die Entfernung zur Universität nach Erlangen. Ansonsten gibt es keinerlei Nachteile gegenüber anderen Standorten wie dem Dechsendorfer Weiher bei Erlangen oder dem Nürnberger Dutzendteich. Im Gegenteil: Der Altmühlsee ist deutlich größer, Testfahrten unter Segel könnten hier erheblich besser absolviert werden. "Die Gespräche mit anderen Standorten sind auch nicht so weit geführt worden", sagt Dreyer und ergänzt: "Vieles ist möglich." Immerhin: Bis Ende Oktober wird das Römerboot definitiv am Altmühlsee bleiben, die Genehmigung vom Wasserwirtschaftsamt ist schon da, dass das Boot übergangsweise am Altmühlsee bleiben kann. Ob es der Region auch über den Winter hinaus erhalten bleibt, ist aber noch offen. Daniel Burmann, der Geschäftsführer des Zweckverbands Altmühlsee, sagt: "Wir haben grundsätzlich Interesse. Aber da gibt es noch einiges zu tun." Gespräche mit dem Bürgermeister seien schon geführt worden.

Kein freies Gelände

Es bedürfe aber beispielsweise auch einer wasserrechtlichen Genehmigung vom Landratsamt. "Das ist jetzt erst mal nur eine vorübergehende Stationierung", sagt Burmann. Es gelte jetzt, eine Lösung für den Winter zu finden. Das Problem? Man bräuchte Räumlichkeiten für einen Lagergebrauch. "Und da haben wir kein freies Gelände zurzeit." Eine wasserrechtliche Genehmigung zu beantragen, mache auch erst dann Sinn, "wenn wir sicher sind, dass die Möglichkeiten da sind". Stand jetzt ist, dass sie das nicht sind. Möglicherweise finde sich aber eine Privatperson, die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen könnte, hofft er. "Wenn wir keinen geeigneten Standort haben, müssen wir es anders machen, auch wenn wir uns das nicht wünschen", sagt Burmann.

Gerade für historisch interessierte Touristen wäre solch ein Römerboot natürlich eine willkommene Abwechslung. "Für die wäre das sicherlich ein Hingucker", sagt Burmann. Dann wäre auf jeden Fall wieder viel los am Römerboot. Doch mit der Ruhe war es ohnehin schnell wieder vorbei. "Wir bringen den Trailer zur Reparatur", sagt er. Zu lange auf der Wiese ausruhen ist ja auch wieder nichts.

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