Nach dem Positiv-Test: Teddys und Tüten trösten

26.4.2021, 06:04 Uhr
Die Schule am Stadtpark hat sich einen Weg gesucht, um positiv getestete Schüler aufzufangen. Dazu gehört auch ein Tröster-Teddy.

© Tobias Tschapka, NN Die Schule am Stadtpark hat sich einen Weg gesucht, um positiv getestete Schüler aufzufangen. Dazu gehört auch ein Tröster-Teddy.

Es gibt sie noch, die Schulroutine am Morgen. Sie beginnt so: „Klassenzimmer-Fenster auf!“ Danach stehen das „Nasebohren“ per Teststäbchen und das Warten aufs Schnelltest-Ergebnis an. Alles negativ? Prima! Denn das ist positiv für den weiteren Tagesverlauf. Doch was, wenn´s anders kommt? In der sonderpädagogisch ausgerichteten „Schule am Stadtpark“ hat man das Heft (das eigentlich eine Tüte ist) in die Hand genommen – für den Fall der Fälle...

Seit 12. April schreibt das Bayerische Kultusministerium vor: „Schülerinnen und Schüler dürfen am Präsenzunterricht nur teilnehmen, wenn sie einen aktuellen, negativen Covid-19-Test haben.“ Kurz: Keine Schule ohne Abstrich! Das gilt derzeit für Viertklässler, Abschlussklassen und die Notbetreuung. Der Rest brütet daheim digital überm Lernstoff. Im Distanzunterricht.


Schnelltests in Schulen: Gut, aber aufwändig


Am Rother Förderzentrum, das seit 2014 „Schule am Stadtpark“ heißt, ist´s nicht anders. Von den rund 500 Lernenden, die die Einrichtung in der Brentwoodstraße und ihre Zweigstellen im Landkreis besuchen, rücken derzeit über 200 zur Präsenzbeschulung an – die vierten Klassen in täglich wechselnden Gruppen, die Neunten sowie die Notbetreuung regelmäßig.

Und damit sind seit Kurzem auch regelmäßige Schnelltests in den Klein-Kollektiven angesagt. Dort lautet die buchstäbliche Devise dann: Bleibt der Kontrollstrich bei jedem dieser allmorgendlichen Einzeltests am C hängen, ist alles gut. Erscheint auf dem Testplättchen jedoch ein zweiter Strich beim T, wird’s brenzlig. - Es könnte auf eine Corona-Infektion des jeweiligen Schülers oder der Schülerin hindeuten.

Herausfordernde Situation

Dass anschließend Aktionismus ausbricht, weiß Beate Buchholz nur zu gut. Weil man einen solchen Vorfall schon hatte. „Die Situation war herausfordernd, wir fühlten uns hilflos“, gibt die Schulleiterin zu. Deshalb war auch schnell klar: „Wir müssen überlegen, wie wir künftig damit umgehen!“

Vom Grundsatz her steht fest: Fällt der Schnelltest eines Kindes positiv aus, hat es umgehend isoliert zu werden, Eltern und Gesundheitsamt sind zu verständigen. Doch bis dieses Kind von den Erziehungsberechtigten abgeholt werde, „vergeht Zeit“, weiß Buchholz. Zeit, die überbrückt werden will. Mit Trost, Zuspruch und Beschäftigung des Schützlings. Eigentlich.

Das sei jedoch „leichter gesagt als getan“. Länger als zehn Minuten dürfe sich ein- und dieselbe Betreuungsperson nämlich nicht mit der potenziell infizierten Person im Raum aufhalten. „Das ist in so einer Lage extrem belastend!“, meint Beate Buchholz und erinnert sich: „In unserem Fall saß da ein heulendes Mädel, das man nicht anfassen und dem man nicht zu nahe kommen durfte.“

Ein menschliches No-Go

Für Buchholz und ihr Kollegium „ein menschliches und pädagogisches No-Go!“ Denn: „Wenn ein Kind Ängste hat, darf es damit nicht alleine gelassen werden“, insistiert die Rektorin.

Um also den „unguten Umständen“ entgegenzuwirken, wurden sie in der „Schule am Stadtpark“ kurzerhand gepackt: ein paar Tüten mit tröstlichem Innenleben. Für den „nötigen Halt“ nach einem Positiv-Test.

In diesen Tüten befinden sich: ein leicht verständlicher Corona-Ablaufplan im Piktogramm-Stil, eine Malvorlage nebst Buntstiften, ein kleines Spiel, ein Päckchen Tempos – und: ein dicker, weicher „Tröster-Teddybär“.

20 Mutmacher vorbeigebracht

20 flauschige Exemplare hat sich die „Schule am Stadtpark“ bei der „Kinderhilfe Eckental“ gesichert. Jetzt wurden die knuffigen Mutmacher durch Corinna Steffl von der Eckentaler Initiative an Beate Buchholz übergeben - im Beisein von Förderkreis-Vorsitzender Anke Möllenkamp und Schulassistentin Simone Laube.


Corona-Test in der Schule: Mehr Sicherheit oder mehr Mobbing?


„Freilich hoffen wir, dass nicht viele Teddys verteilt werden müssen“, sagt Beate Buchholz. Weil sie weiß: „Im Einzelfall greift unser Corona-Konzept zwar, aber sollten mehrere Kinder gleichzeitig positiv getestet werden, wird’s schwierig. Vor allem wegen der Betreuung.“

Nachdenken geht weiter

Das Nachdenken über die optimale Lösung gehe somit weiter. Eine tragende Säule sei sicher die: „Prävention, Prävention, Prävention!“, betont Beate Buchholz. Konkret bedeute das: „Wir klären die Kinder immer wieder darüber auf, dass es wirklich jede oder jeden treffen kann - und was dann zu tun ist.“ Auch ein anschaulicher Elternbrief thematisiere dies.

Außerdem habe sich das gesamte Kollegium ein wachsames Auge aufs „Danach“ verordnet: „Man muss hinterher schon aufpassen, was auf Social Media so läuft...“ - Stichwort „Stigmatisierung“.

Dass all diese vorsorglichen Maßnahmen und Gedankenspiele dringend notwendig seien, „darüber braucht man wohl kaum zu diskutieren“, sagt die Schulleiterin. Nicht zuletzt, weil die Nachfrage in der Notbetreuung steige.