Wasserstofftechnik ist noch nicht so weit

Netze an der Belastungsgrenze und politisches Hü und Hott: So steht es um die Energiewende in Roth

RHV-Redaktion

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26.11.2022, 06:00 Uhr
Von links: Atilla Caglayan (Leiter Gasversorgung), Dr. Gerhard Brunner (Werkleiter), MdB Jan Plobner und Marco Dorsch (Leiter Stromversorgung) besichtigen die neue Trafostation im Neubaugebiet Baumgartenwiesen.

© Stadtwerken Roth Von links: Atilla Caglayan (Leiter Gasversorgung), Dr. Gerhard Brunner (Werkleiter), MdB Jan Plobner und Marco Dorsch (Leiter Stromversorgung) besichtigen die neue Trafostation im Neubaugebiet Baumgartenwiesen.

Bei einem Besuch der Rother Stadtwerke hat sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Jan Plobner mit Werkleiter Dr. Gerhard Brunner über die Auswirkung der Energiekrise ausgetauscht. Plobner betonte, dass er die Einschätzungen der Stadtwerke und gewonnenen Eindrücke mit nach Berlin nehmen will und in die anstehenden Diskussionen und Beschlüsse mit einfließen lassen möchte.

Am dringlichsten erschien den Beteiligten das Thema Wärmewende. Der Leiter der Rother Gasversorgung, Atilla Caglayan, erläuterte, dass die Stadtwerke die 195 Kilometer langen Gasleitungen im Versorgungsgebiet kontinuierlich ertüchtigen würden, damit diese auch für eine Wasserstoffnutzung tauglich sind. Noch seien die technischen Voraussetzungen, zum Beispiel, was die Abrechnung angeht, aber nicht gegeben.

Denn: "Der Kubikmeter Wasserstoff hat nur 30 Prozent des Heizwerts von Erdgas", erläutert Caglayan. Hier bestehe noch erheblicher Investitionsbedarf, so Werkleiter Brunner. Ein neu aufzubauendes Wasserstoffnetz parallel zum Erdgasnetz halten sowohl Jan Plobner als auch die Stadtwerke-Vertreter für wenig sinnvoll. "Es macht mehr Sinn, das bestehende Netz entsprechend zu ertüchtigen", meinte Jan Plobner.

Stromnetz an der Belastungsgrenze

In der Diskussion wurde weiter über den Ausbau von Wärmenetzen und den Ausbau der Stromnetze gesprochen. Die bestehenden Niederspannungs-Stromnetze seien aufgrund des stetigen Ausbaus von Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Elektromobilität an der Grenze der Leistungsfähigkeit.

Die Rother Stadtwerke betrieben die Verstärkung des Stromnetzes mit höchster Priorität, betonte Werkleiter Brunner. Der Ausbau gehe aber aufgrund von langen Lieferzeiten, Fachkräftemangel und hohen Kosten nicht in der gewünschten Geschwindigkeit voran.

Mehr Material, mehr Fachkräfte

Plobner erklärte, er erkenne, dass Förderprogramme seitens der Bundesregierung für den Netzausbau in die Wege geleitet werden sollten. "Ohne den Ausbau der technischen Produktion erforderlicher Komponenten für die Energiewende und die verstärkte Ausbildung von Fachkräften wird es schwer, die gesteckten Ziele der Energiewende zu erreichen."

Die bereits beschlossenen und geplanten Entlastungen der Bundesregierung (Gaspreisbremse, Strompreisdeckel, Mehrwertsteuersenkung, Übernahme des Gasabschlags für den Monat Dezember) begrüßte Gerhard Brunner: "Unsere Kundinnen und Kunden können diese Entlastungen gut brauchen."

Die Stadtwerke brauchen allerdings Zeit für die Umsetzung. "Unsere Service-Mitarbeiter werden mit den Erwartungen der Kunden konfrontiert, alles sofort zu erhalten. Die Stadtwerke arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung. Aber unsere Abrechnungs-Software muss um Module erweitert werden, die gerade erst erstellt werden", erläuterte Brunner das Dilemma.

Der Wandel braucht Zeit

"Eine praxisnahe Umsetzungsmöglichkeit von Beschlüssen und Gesetzen mit einer angemessenen Zeit für die Umsetzung wäre für alle beteiligten Parteien von Vorteil", regte er an. Als besonders ungünstiges Beispiel nannte er Einführung und Rücknahme der Gasbeschaffungsumlage.

Am Beispiel des Rother Neubaugebiets "Baumgartenwiesen" erläuterte der Sachgebietsleiter Marco Dorsch den Aufbau des Stromnetzes. Das Baugebiet soll bis 2024 zum Einzug fertig sein. Die Stadtwerke liefern Strom und Wasser.

Zudem wird das Wohngebiet durch ein eigenes Wärmenetz versorgt, das die Stadtwerke mit Wärme beliefern werden. Aber ohne neue Trafostation mit Zuleitungen von über 700 Metern Länge wäre auch der Anschluss dieses kleinen Baugebiets nicht möglich.

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