Neue Berechnungen und Konzepte angefordert

16.3.2020, 11:00 Uhr
Neue Berechnungen und Konzepte angefordert

© Foto: Schrenk

Zunächst trug Dipl.-Ing.(FH) Thomas Jonissek, wie vom Gemeinderat gewünscht, noch einmal die möglichen Alternativen einer Beheizung mit den Energieträgern Gas, Pellets oder Hackschnitzel im Detail vor. Auf Grund seiner Berechnungen der Invest-, Heizstoff- und Betriebskosten empfahl er als wirtschaftlichste Lösung den Einbau einer Pelletheizung. Der Jahresbedarf von zirka 40 Tonnen Holzpellets könne im bestehenden Bau des Kindergartens eingelagert werden. Die aus Abfällen der Holzverarbeitung hergestellten Presslinge würden eine geringe Restfeuchte und einen niedrigen Aschegehalt besitzen. Die Gesamtkosten einer Pelletheizanlage würden, bezogen auf einen Zeitraum von 20 Jahren, knapp über 300 000 Euro (in etwa identisch mit einer Gasheizung) betragen.

Rathauschef Thomas Schneider prophezeite der Gemeinde "gewaltigen Ärger mit der Fridays for Future-Bewegung", wenn sie sich für den fossilen Brennstoff Gas entscheiden würde. Er plädierte für die Verbrennung von Hackschnitzeln. Bei diesem Energieträger handele es sich um einen unbegrenzt vorhandenen Rohstoff, der in der Region von zahlreichen Waldbauern und forstwirtschaftlich ausgerichteten Betrieben angeliefert werden könne – im Gegensatz zu den Pellets, deren Produktion in den Händen weniger deutscher Anbieter liege.

Diese eingeschränkte Marktsituation, so Jonissek ergänzend, könne auf längere Sicht eine Preiserhöhung nicht ausschließen. Die günstigen Rohstoffkosten bei den Hackschnitzeln würden die höheren Gesamtkosten (zirka 360 000 Euro nach 20 Jahren Betrieb) wieder kompensieren.

Das allein sei aber für Schneider nicht der Grund für sein Hackschnitzel-Plädoyer. Die Gemeinde könne auch Nachbargebäude mit Wärmeenergie aus der Hackschnitzelheizung des Kindergartens beliefern und dabei sogar noch etwas verdienen. Etliche Hausbesitzer im Umfeld wären angesichts der steigenden Investitionskosten für den Umstieg auf eine umweltfreundlichere Heizanlage für ein solches Angebot dankbar. Auf diese Weise könne man etwas für den Klimaschutz bewerkstelligen und gleichzeitig der Bürgerschaft dienlich sein. Man solle sich zumindest diese Option offenhalten, so Schneider.

Konrad Frank jun. (CSU) plädierte für die "Hauslösung", das heißt für den sofortigen Beschluss zur Verbrennung von Pellets. Bei der Hackschnitzelheizung in Kombination mit der Energiebelieferung benachbarter Wohnhäuser müsste man erst die Kosten für die zusätzlichen Baumaßnahmen und den Preis, den die Abnehmer für die gelieferte Energie zahlen kennen, um darüber entscheiden zu können.

Dem hielt Schneider entgegen, dass man sich bei einer Entscheidung für Pellets "den neuen Weg" und damit die erweiterten Möglichkeiten einer Hackschnitzelheizung verbaue. Konrad Frank und andere Gemeinderäte beharrten darauf, dass für eine solche Entscheidung noch zu viele Unwägbarkeiten im Raum stünden.

Man wisse nicht, so Anton Schmidtlein (CSU) und Stephanie Schubert (SPD), welche Energiekonzepte die Zukunft noch biete. Franz-Josef Mühling (Freie Wähler) wollte wissen, in welcher Weise der an den Kindergarten angrenzende Grünzug von zusätzlich erforderlichen Baumaßnahmen (Beschickungseinrichtungen für den Hackschnitzelbunker und Ähnliches) betroffen sein wird.

Man einigte sich schließlich mit 7:5 Stimmen darauf, bis zur April-Sitzung des Gemeinderats nochmals entsprechend neue Berechnungen und Konzeptvorschläge beim Büro von Thomas Jonissek anzufordern.

In der letzten regulären Sitzung des Gemeinderats vor den Kommunalwahlen konnte der amtierende Bürgermeister Thomas Schneider nicht umhin, seinen Weggefährten folgendes Zitat von Lee Lacocca (Vorstandsvorsitzender 1979 bis 1992 der Chrysler Corp.) mit auf den Nachhauseweg zu geben: "Es ist völlig natürlich, alle Fakten haben zu wollen und auf die Untersuchungen zu bauen. Aber an irgendeinem Punkt muss man den Sprung ins Ungewisse wagen. Erstens, weil selbst die richtige Entscheidung falsch ist, wenn sie zu spät erfolgt. Zweitens, weil es in den meisten Fällen so etwas wie Gewissheit nicht gibt."