Neue FOS ab September

4.6.2020, 14:56 Uhr
Neue FOS ab September

© Foto: Jürgen Karg

"Das Finanzministerium hat nun dem Kultusministerium definitiv grünes Licht gegeben", teilte der Schwabacher CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller am Mittwochmittag mit. "Ich freue mich riesig. Das ist eine gigantisch gute Nachricht für Schüler aus Schwabach und dem Landkreis Roth." Die müssen bisher entweder nach Nürnberg oder Weißenburg fahren, wenn sie eine FOS besuchen wollen.

"Das ist eine absolut erfreuliche Nachricht, auf die viele Schülerinnen und Schüler gewartet haben", erklärte Oberbürgermeister Peter Reiß (SPD) auf Tagblatt-Nachfrage. "Unsere Schullandschaft wird damit noch breiter aufgestellt. Das ist eine enorme Bereicherung."

Der Brief des Kultusministeriums an Schulleiter Claus Bauer ist unterwegs, von Freller wurde er aber bereits telefonisch benachrichtigt. Auch Bauer zeigte sich erleichtert und erfreut gleichermaßen. "Die FOS ist das letzte Mosaiksteinchen, das in der Schwabacher Schullandschaft noch gefehlt hat", erklärte er. "Damit bekommen wir auch ein komplettes Berufliches Schulzentrum aus Wirtschaftsschule, Berufsschule und Fachoberschule."

Eine Fachoberschule bietet jungen Leuten die Chance zum Abitur außerhalb des klassischen Wegs durchs Gymnasium. Die FOS besuchen kann, wer in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik einen Notendurchschnitt von mindestens 3,5 aufweist. Nach zwei Jahren ist das Fachabitur möglich, nach drei Jahren sogar die allgemeine Hochschulreife.

Bei der Probeeinschreibung im März ist dieses neue Angebot auf großes Interesse gestoßen. "Für die Fachrichtung Wirtschaft/Verwaltung hatten wir 65 Anmeldungen und für Sozialwesen 48, insgesamt also 113. Eine solche FOS gilt ab einer Zahl von 100 als stabil", so Bauer. Alle Schülerinnen und Schüler der Probeeinschreibung wurden sogar nochmals angerufen, um ganz sicher zu gehen.

Sie kommen etwa zur Hälfte aus Schwabach und dem Landkreis Roth sowie einige "Exoten" aus Nürnberg oder benachbarten Landkreisen. "Das Kultusministerium sagte, dass die Zahlen passen", so Bauer weiter.

 

Veto wieder zurückgezogen

 

Zuletzt musste aber noch das Finanzministerium zustimmen. Und das war nicht so einfach. "Wegen der vielen Corona-Hilfen schaut sich das Finanzministerium natürlich alles doppelt und dreifach an. Und da kam dann auch ein Veto, weil man der Ansicht war, dass die Kapazitäten in Weißenburg und Nürnberg reichen würden", berichtet Freller. "Am vergangenen Donnerstag habe ich deshalb mit Finanzminister Albert Für-acker persönlich gesprochen und ihn gebeten, sich das unbedingt nochmal genau anzuschauen."

Dabei hat Freller auf die vielen Anmeldungen verwiesen: "Immer mehr Schülerinnen und Schüler wählen den Weg über die FOS. Deshalb muss keine Schule Angst um ihren Bestand haben." Genau diese Sorge war nicht aus Nürnberg, dafür aber sehr deutlich aus Weißenburg zu hören gewesen.

Eingerichtet werden die neuen Klassen zunächst im Gebäude der Wirtschaftsschule in der Südlichen Ringstraße. "Zwei Zimmer reichen, weil die Klassen sich abwechseln. Sie sind vier Wochen in der Schule und dann vier Wochen in Praktikumsstellen", erläutert Claus Bauer das Konzept.

Dennoch ist die Wirtschaftsschule nur eine Übergangslösung von voraussichtlich zwei Jahren.

"Die Hoffnung ist, dass die GeWoBau bis 2022 auch den östlichen Flügel des Alten DG saniert und zu weiteren Schulräumen umbaut", blick Bauer nach vorne. Dann würde die FOS in direkter Nachbarschaft zur Berufsschule liegen, was für beide Schulen Synergieeffekte etwa bei der Verwaltung hätte.

 

Grundsatzbeschluss 2018

 

Der Weg zur Schwabacher FOS war kein einfacher. Im Dezember 2018 hatte der damalige Schwabacher OB Matthias Thürauf von Gesprächen mit dem Kultusministerium berichtet. Daraufhin hatte der Stadtrat in einem Grundsatzbeschluss einstimmig die Einrichtung einer FOS begrüßt.

Davon versprach sich das Kultusministerium nicht nur ein neues Angebot für Schwabach, sondern auch eine dringend nötige Entlastung der FOS im Nürnberger Süden, die bisher auch von Schülern aus Schwabach und dem Landkreis Roth besucht wird.

Heftige Kritik kam aber von der FOS in Weißenburg. Sie fürchtet, viele Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis Roth zu verlieren. Auch die Weißenburger Landtagsabgeordneten übten daraufhin deutliche Kritik an den Schwabacher Plänen. Wie sich jetzt gezeigt hat, aber letzlich erfolglos. "Es war eine Abwägung", fasst Bauer die Situation zusammen. "Die Nürnberger FOS freut sich über die Entlastung, und von der Weißenburger FOS werden auch Schüler abgezogen. Die Frage ist aber: In welchem Umfang?" Dass es zwischen Schwabach und Weißenburg eine Konkurrenz gab, das bestreitet Bauer gar nicht: "Jeder kämpft für seine Schule."

Und für seinen Schulstandort. Deshalb hatte der Rother Kreistag einstimmig eine eigene "Technik-FOS" in Roth gefordert.

Das Kultusministerium hat das zwar bereits im vergangen Jahr abgelehnt. Aber eine andere Zusage ist da: An die Fachschule Elektromobilität an der Rother Berufsschule kann jetzt, so sagt Landrat Herbert Eckstein, die Fachschule für Maschinenbau als ein weiteres Angebot angekoppelt werden. Über die Erweiterung und die Synergieeffekte freut sich der Landrat sehr und betont: "Es geht ja nicht darum, eine Konkurrenz zwischen den Schulstandorten aufzubauen", sondern Ergänzungen zu schaffen. Durch die zusätzlichen Angebote in Schwabach und Roth sei jetzt "auf jeden Fall eine Verbesserung erreicht".

Die neue FOS in Schwabach hat aber auch noch einen weiteren Aspekt: "Beschlusslage des Schwabacher Stadtrats ist: Wenn die FOS kommt, dann läuft die städtische Berufsoberschule BOS aus", erklärt Bauer. Denn in den vergangen Jahren waren die Schülerzahlen in der BOS, die ebenfalls in der Wirtschaftsschule untergebracht ist, deutlich zurückgegangen, was auch an der sehr guten Konjunktur lag. Aktuell gibt es nur noch eine Klasse.

 

Neu bewerten?

 

"Allerdings gehen wir inzwischen davon aus, dass das Interesse an der BOS wieder steigen könnte", beschreibt Bauer die Sicht der Schule. Denn mit der Corona-Krise werde die Zahl der Azubis, die in ihren Firmen nicht übernommen werden, wachsen. Damit würde die Weiterbildung über die BOS zum Abitur wieder attraktiver. "Eine Fortführung der BOS wäre also eine Art arbeitsmarktpolitische Maßnahme", findet Bauer und gibt schon mal einen vorsichtigen Wink in Richtung Stadt, die über die städtische BOS entscheidet: "Vielleicht gibt es ja ein Nachdenken, ob man die BOS neu bewertet."

 

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