Nix mehr mit Aladin im Hirschen: Kunst- und Kulturhaus entsteht

5.6.2019, 18:00 Uhr
Nix mehr mit Aladin im Hirschen: Kunst- und Kulturhaus entsteht

© Martin Regner

Bevor dieses am 2. August eröffnen kann, liegt noch eine Menge Arbeit vor Aline Liebenberg und Anne Thümmler von der Kontaktstelle Bürger-Engagement "für einander" des Landkreises Roth und ihre Helfer: Die Innenräume wurden vom letzten Pächter ebenso schrill wie knallbunt ausgestattet. Die Gestaltung im Stil eines kitschigen Aladin-Films mit ganz viel Farbe und Glitzer an Wänden und Decken kann man mit gutem Willen als fantasievoll bezeichnen. Oder — mit etwas weniger gutem Willen — als ziemlich scheußlich.

Eine Wand musste weichen

Damit das nicht so bleibt, sondern sich die künftigen Nutzer in den Räumlichkeiten wohlfühlen, sind Liebenberg und Thümmler gerade mit umfangreichen Verschönerungsmaßnahmen beschäftigt. Tatkräftig unterstützt von einer Gruppe Migranten, die schon bei den ersten Abbrucharbeiten geholfen haben. So musste eine halbhohe Trennwand im Thekenbereich weichen. Über das Wochenende greifen die Migranten zu Pinsel und Farbe, um die Wände weiß zu streichen.

Womit wir beim Thema wären: Für den kulturellen Austausch von und mit Menschen mit Migrationshintergrund soll die neue Einrichtung einen Raum bieten. Die Idee dazu stammt aus dem Netzwerk "Interkulturelle Öffnung", wie Liebenberg und Thümmler erklären: "Wir haben festgestellt, wenn wir uns mit den Leuten treffen, dann sind wir immer im Landratsamt." Die dortigen Räume seien aber nur bedingt geeignet für die Netzwerkarbeit: "Es fehlt der Platz zum Kreativwerden und alles dort hat halt immer diesen Amts-Charakter."

Kochkurs ist fest eingeplant

So entstand der Wunsch nach eigenen Räumlichkeiten, der in einen Projektantrag beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) mündete. Dort beantragte die Kontaktstelle "für einander" Mittel für ein interkulturelles Kunst- und Kulturhaus im Landkreis Roth.

Die Gelder für Miete und Personal für drei Jahre wurden genehmigt. Insgesamt bekommt das Projekt 117.000 Euro vom Bamf. Dass die jetzt dafür angemieteten Räumlichkeiten in Form des alten "Hirschen" in Roth liegen, sei nur Zufall, erklären die beiden Initiatorinnen: Man habe sich auch in anderen Ortschaften wie etwa Hilpoltstein umgesehen, dort aber nichts Passendes gefunden.

Migranten als Kulturvermittler

Wenn die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sind, sollen in dem interkulturellen Kunst- und Kulturhaus Seminare und Kurse mit Menschen mit und ohne Migrationshintergrund stattfinden. Fest auf dem Programm stehen etwa ein Kochkurs für Männer und ein handwerklicher Kurs für Frauen. "Wir wollen damit gezielt gängige Rollenmuster aufbrechen", so Liebenberg und Thümmler. Außerdem sind Elternkurse für Kindererziehung geplant.

Bei den Veranstaltungen können die Migranten als Kulturvermittler auftreten, etwa wenn einer die anderen in die Geheimnisse der Kochkunst seines Heimatlands einführt. Dazu heißt es in dem erfolgreichen Projektantrag: "Der Projektansatz zielt nicht nur darauf hin, Anlass und Raum für die Ausübung von Werten, Regeln und Gepflogenheiten der verschiedenen Kulturen zu ermöglichen, sondern vertritt auch den normativen Ansatz, bestehende Systeme von Regeln und Gesetzen der Kulturen mit den Werten des Grundgesetzes in Einklang zu bringen."

Anlaufstelle für den ganzen Landkreis

Die neuen Angebote sollen ab August sowohl Migranten als auch Deutsche erreichen und als Anlaufstelle für den ganzen Landkreis dienen. Und vielleicht zieht dann irgendwann auch in den ehemaligen Kinosaal im "Hirschen" wieder neues Leben ein. Der würde sich etwa als Theatersaal eignen, meinen die beiden Initiatorinnen. Sachspenden für die Ausstattung werden noch gern angenommen: Für die Küche werden etwa noch ein Kühlschrank und ein Kochherd gebraucht.

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