Offenbauer Kunstmeile: Mit Hausbesetzung fing alles an

4.2.2018, 17:29 Uhr
Offenbauer Kunstmeile: Mit Hausbesetzung fing alles an

© Fotos: Tobias Tschapka

eben sechs der insgesamt zehn vereinigten Offenbauer Künstler gab es das ganze Wochenende lang auch noch Malereien, Zeichnungen, Skulpturen und Getöpfertes von fünf "Gastkünstlern" zu sehen. Eröffnet wurde die Ausstellung, die unter dem Motto "Wir & Ich" stand, in der Pfarrscheune.

Helmut Maluche, Sprecher der Künstlergruppe, bedankte sich bei allen, die zur bereits 9. Offenbauer Kunstausstellung beigetragen hätten. Ganz besonders natürlich bei allen beteiligten Künstlern, denn "ohne Material gibt es keine Ausstellung", wie er betonte. Die Beiträge der Gastkünstler nannte er eine ungemeine Bereicherung.

Offenbauer Kunstmeile: Mit Hausbesetzung fing alles an

Sehr traurig sei es allerdings, dass Karl Trappe nicht mehr dabei sei, denn sein Künstlerkollege und Gründungsmitglied der Gruppe sei im Oktober vergangenen Jahres gestorben. Mit einer "friedlichen Hausbesetzung des Pfarrhauses" habe er vor neun Jahren die Offenbauer Kunstausstellung ins Leben gerufen. "Er war mein Mentor, der mir immer zur Seite stand", sagte Maluche. Ihm zur Ehre zeige Trappes Sohn Sebastian an einem der fünf Ausstellungsorte einen Großteil der Werke des überaus produktiven Künstlers.

Trappe sei immer der treibende Motor der Gruppe gewesen, so Maluche, auf dessen Ideen viele Gemeinschaftswerke zurückgingen. Auch dieses Mal habe man wieder in der Dorfmitte so ein gemeinschaftliches Kunstwerk gestaltet, ein Würfelspiel mit Buchstaben, aus denen sich nicht nur das Motto "Wir & Ich" bilden lässt, sondern auch ebenfalls dazu passende Worte wie "Alle, Kunst, Du, Welt, Danke oder Bitte".

Dem Hausherren Pfarrer Thomas Lorenz gefiel natürlich nicht zuletzt die Kreuzform, in der das Motto "Wir & Ich" gestaltet sei. "Wir und ich, das gehört zusammen, denn ohne Wir gibt es auch kein Ich", so der Geistliche. Es dürfe von beiden allerdings kein Extrem geben, das beweise auch ein Blick in die Kirchengeschichte. "Dort ging mal der Einzelne in einer anonymen Masse auf, mal pflegten Einzelne nur noch ihr persönliches Ego".

Nach weiteren Grußworten des Thalmässinger Bürgermeisters Georg Küttinger, des Ortssprechers Dieter Tausch sowie des Offenbauer Kreistagsmitgliedes Maximilian Schneider in Vertretung für Landrat Herbert Eckstein, erklärte Norbert Maluche die Kunstmeile für eröffnet, und die Besucher erforschten entweder in Gruppen ("Wir") oder auf eigene Faust ("Ich") die fünf Ausstellungsorte.

Dazu gehörte zum Beispiel auch die Offenbauer Kirche, wo die Gastkünstlerin Tina Satzinger aus Burgsalach und Andrea Krämer aus Schwabach in meditativer Stille und inmitten der langen Reihen der Kirchenbänke ihre Bilder zeigten. In einer schlichten Garage präsentierte Karl Trappes Sohn Sebastian die unzähligen Werke seines verstorbenen Vaters. Um wie viele Bilder, Cartoons und Schriftstücke es sich insgesamt handelt, weiß er nicht. "Das Älteste ist vermutlich Linoldruck des Kölner Doms, von wo mein Vater ursprünglich herstammt", so Sebastian Trappe.

Er selber sei übrigens kein Künstler, betonte er. Trotzdem hat er aber offenbar die kreative Ader seines Vaters geerbt, denn der Nürnberger arbeitet als Grafikdesigner. Auch das Logo der Ausstellung, das "Wir & Ich" in Kreuzform, hat Sebastian Trappe gestaltet, "aber die ursprüngliche Idee dafür kam von meinem Vater".

Karl Trappes Lebenswerk kann sich wirklich sehen lassen. In dem kleinen Raum gibt es die unterschiedlichsten Stile und Arbeitstechniken zu sehen. Von surrealen Landschaften bis hin zu kirchen- und gesellschaftskritischen Comics. Es sind so viele, dass die meisten gar nicht gerahmt werden konnten, sondern man sich stattdessen durch Trappes Werk regelrecht durchblättern musste. Viele der Gäste verweilten lange in der "Trappe-Garage" und gedachten so einem großen Künstler. Der Rundgang führte weiter in die "Halle Bauer", wo es unter anderem aufwendig gestaltete Holzskulpturen von Hans Maggauer zu sehen gab. Unter anderem ein großes Kirchenmodell, was nicht zuletzt bei den Ehrengästen auf großes Interesse stieß. Dort gab es auch Schmuck der Goldschmiedin Michaela Maluche aus der Nähe von Sulzbach-Rosenberg, Töpfereien von Gabi Schmidt aus Eismannsdorf bei Allersberg und noch viele weitere Gemälde verschiedener Künstlerinnen und Künstler zu sehen.

Schließlich war auch die "Casa Chiara" einmal mehr Ausstellungsort, dort, wo die Offenbauer Kunstausstellung ihre Anfänge hatte. In dem ehemaligen Pfarrheim betreut Bruder Martin Berni von der Ingolstädter Straßenambulanz seit ein paar Jahren obdachlose und suchtkranke Menschen. "Im Sommer haben wir viel im Garten zu tun, im Winter wird viel gebastelt", so Bruder Martin.

Und da sich im Sommer hinter der Casa jede Menge Schafe, Hühner, Esel oder Bienen für die angebotene tiergestützte Therapie tummeln, sind diese immer wieder gern genommene Motive für die Kunstwerke der Bewohner, die diese überwiegend aus Pappmaschee fertigen, und anlässlich der Offenbauer Kunstmeile präsentierten.

Der Rundgang endete wieder in der Pfarrscheune, in der am Samstag das Bläserduo "Alpsang", bestehend aus Thomas Reichel und Jürgen Schütz, mit ihren etwas "sperrigen" Alphörnern auftraten. Diesen ließ sich bei Kaffee und Kuchen wunderbar lauschen.

Am Sonntag unterhielten an gleicher Stelle die Allersberger "Pfannaflicka", ehe am frühen Abend die 9. Offenbauer Kunstmeile mit einer Andacht am Lagerfeuer ihr Ende fand.

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