Die Gastronomie klagt

Personalnot im Wirtshaus: Lieber testen als kellnern?

12.7.2021, 06:04 Uhr
Die Corona-Pandemie hat die Gastronomen an den Rand ihrer Kräfte gebracht. Während des Lockdowns protestierte zum Beispiel Dehoga-Kreisvorsitzende Sylvia Lehmann vom Schwan in Schwand auf ihre Weise. Jetzt fehlt es in vielen Gaststätten an Personal.

© gw Die Corona-Pandemie hat die Gastronomen an den Rand ihrer Kräfte gebracht. Während des Lockdowns protestierte zum Beispiel Dehoga-Kreisvorsitzende Sylvia Lehmann vom Schwan in Schwand auf ihre Weise. Jetzt fehlt es in vielen Gaststätten an Personal.

"Supermarktkasse statt Biertheke": So spitzt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten die Personalnot in der Gastronomie zu. Allein in Schwabach hätten im vergangenen Jahr 50 Köche, Serviceangestellte und Hotelpersonal im wahrsten Sinn das Handtuch geschmissen. Haben wirklich so viele Bedienungen und Servicekräfte den Wirtshäusern und Gaststätten den Rücken gekehrt? Und wenn ja, woran liegt es?

Lage ist angespannt

"Ich weiß, dass es sehr eng ist." Sylvia Lehmann, die in Schwand den "Schwan" betreibt und Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands ist, will zwar persönlich nicht klagen. Sie hat nur eine Kraft verloren, und die sei bereits wieder ersetzt. Aber dass die Lage bei ihren Kolleginnen und Kollegen - vor allem auf dem Land, wo die Busverbindungen schlechter sind - sehr angespannt ist, hört sie allenthalben. Und sie weiß auch, woran das liegt: In der Corona-Zeit haben sich viele Aushilfen, die nicht gebraucht wurden, in anderen Branchen umgesehen. Und dort zum Teil besser verdient. "Und für zehn oder elf Euro kommt niemand mehr."

"Das A und O ist die Bezahlung", sagt Sylvia Lehmann. "Die Gastronomie muss als Branche attraktiv bleiben, dazu gehören die Arbeitsbedingungen und die Löhne." Denn wer zufriedene Mitarbeiter hat, da ist die Restaurant- Hotelwirtin sicher, "hat sie auch länger. Und er hat zufriedene Gäste, die das zu schätzen wissen."


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Genau so sieht es auch die Schwabacher Gastronomin ...Lindner, Wirtin im Gasthof Raab. "Das ist ein Job, den nicht jeder einfach machen kann. Meine Mitarbeiter müssen sehr flexibel sein, sie müssen vieles können. Und wer seine Arbeit ordentlich macht, muss auch ordentlich bezahlt werden."

Der ordentlichen Bezahlung stehe aber das Preisgefüge im Weg - "gerade in Franken", wie Sylvia Lehmann feststellt. Ein Schäufele für 6,80 Euro gibt es halt nicht mehr - außer beim Metzger, nicht zubereitet. Verbandsweit fordere sie schon lange, die Preise für die Gäste auch so zu kalkulieren, dass die Mitarbeiter besser bezahlt werden können.

Für Andreas Haubner sieht die Situation in der Küche seines Kiosk in Grashof am Rothsee gerade wieder besser aus, weil er jemanden gefunden hat. "Aber im nächsten Jahr kann es schon wieder anders aussehen", unkt er. Manche Kraft habe in der Corona-Zeit beim Impf- oder Testzentrum angeheuert - und dort 20 Euro pro Stunde bekommen. "Das ist ein Stundenlohn, den ein Gastronom nicht zahlen kann."

Zu der Konkurrenz kommt noch die Unsicherheit: Bleibt es wirklich bei niedrigen Inzidenz-Zahlen? Können die Gaststätten offen bleiben? Oder droht ein neuer Lockdown mit Kurzarbeit oder Beschäftigungslosigkeit? Ein Mitarbeiter im Gasthof Raab hat sich einfach "mehr Sicherheit gewünscht", berichtet. Seinen Ausstieg konnte sie zum Glück schon kompensieren. Und ihre vier Lehrlinge bleiben ihr auch erhalten.

Großer Aufwand

Aber insgesamt brauchen die Gasthäuser ja sogar mehr Personal: Im Gasthaus Goldener Stern auf dem Schwabacher Marktplatz reichen inzwischen zwei Bedienungen längst nicht mehr, weil der Aufwand so groß ist, berichtet Petra Trutschel. Die Gästedaten erfassen, die gerade geltenden Bestimmungen erklären, längere Wege zurücklegen, weil die Tische ja weiter auseinander gerutscht sind. "Also brauchen wir mehr Bedienungen." Auf ihrer Homepage steht: "Aushilfe gesucht!"

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