Wettkampf im Landkreis Roth

Pflügen wie Uropa: Bayerischer Meister kommt aus Dillingen

5.10.2021, 15:16 Uhr
Das Pflügen mit dem Pferdegespann wurde bei den Bayerischen Pflügemeisterschaften in Brunnau demonstriert.  

© Tobias Tschapka, NN Das Pflügen mit dem Pferdegespann wurde bei den Bayerischen Pflügemeisterschaften in Brunnau demonstriert.  

Neben drei aus Bayern war auch noch jeweils ein Team aus Baden-Württemberg und Sachsen in den Allersberger Ortsteil angereist. „Es handelt sich um eine offene Meisterschaft, daher sind neben den bayerischen auch Teilnehmer aus anderen Bundesländern willkommen“, erklärt Miriam Göbel, die Schriftführerin des Bayerischen Landesverbands der „Interessengemeinschaft Zugpferde e. V“, der diese Meisterschaft erstmals in Brunnau ausrichtet.
Zusammen mit ihrem Mann Alexander, dem Vorsitzenden des Landesverbands, gehörte sie zu den Hauptorganisatoren. Die Feuerwehr Brunnau sorgte für die Verpflegung der rund 70 Zuschauer, außerdem unterstütze der Bayerische Bauernverband die Meldestelle.

Nicht mehr viele Gespanne

Fünf teilnehmende Gespanne, das ist nicht besonders viel. „Leider gibt es nicht mehr viele“, bedauert Göbel. Noch vor 20 Jahren kämpften bei den bayerischen Meisterschaften alle zwei Jahre so um die 30 Starter um die schönste Scholle und geradeste Furche, „aber die Leute, die sich damals beteiligt haben, sind inzwischen im Ruhestand, und Nachwuchs kommt kaum nach“.

Eine schöne, gerade Furche ist das Ziel.

Eine schöne, gerade Furche ist das Ziel. © Tobias Tschapka, NN

Aber auch wenn heute kein Starter aus dem Freistaat gewinnen sollte, wird trotzdem ein bayerischer Meister gekürt. Sollte jemand aus einem anderen Bundesland gewinnen, freut dieser sich immerhin über den Turniersieg.

„Die zwei besten Bayern dürfen dann an den deutschen Meisterschaften teilnehmen, die im nächsten Jahr in Brandenburg stattfinden“, erklärt Barbara Lüdicke, die Sprecherin des „Arbeitskreis Pflügen“ vom Bundesverband, die extra aus Thüringen angereist war, und nächstes Jahr die Deutsche Meisterschaft organisieren wird.

Die Arbeit ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit: Eine Furch und eine Fläche müssen bearbeitet werden.

Die Arbeit ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit: Eine Furch und eine Fläche müssen bearbeitet werden. © Tobias Tschapka, NN

Sie erklärt auch, wie der Wettbewerb hier abläuft: Alle Teilnehmer haben auf einem abgeernteten Getreidefeld, auf dem inzwischen für die Wintermonate Gründüngung wächst, zunächst eine Viertelstunde Zeit, eine Spaltfurche anzulegen. Anschließend bleiben ihnen noch eineinhalb Stunden Zeit, ihre 40 mal zehn Meter große Fläche fachgerecht zu pflügen.

„Im Prinzip ist es das gleiche wie das Umstechen eines Gemüsebeets“, so Lüdicke. „Der Bewuchs soll vernünftig untergepflügt sein, und am Ende soll es ein einheitliches Bild ergeben - also schön ausschauen.“

Das Handicap auf dem Brunnauer Feld ist allerdings der sandige Boden, sodass die „Scholle“ leicht wieder zerkrümelt oder zerfällt. „Dafür gibt es bei uns wenig Steine“, betont Göbel. Sie muss es wissen, schließlich ist sie in Brunnau zu Hause.

Nur noch „grubbern“

Das Pflügen sei übrigens längst keine Selbstverständlichkeit mehr in der Landwirtschaft. „Manche Betriebe arbeiten völlig pflugfrei und ‚grubbern‘ ihre Felder nur noch.“ Dabei handelt es sich um die oberflächliche Auflockerung des Bodens – wieder etwas gelernt. Bevor der eigentliche Wettbewerb losgeht, bekommen die Teams die Gelegenheit zum Probepflügen. Direkt neben ihrem Wettkampf-Acker wurde eine gleich große Testfläche abgesteckt, auf der sie schon mal die Bodenbeschaffenheit kennen lernen können.

Der krümelige Boden bei Brunnau macht die Aufgabe nicht leichter.

Der krümelige Boden bei Brunnau macht die Aufgabe nicht leichter. © Tobias Tschapka, NN

Dass bei der Generalprobe auf einmal die Pferde eines der Gespanne durchgehen und, obwohl noch aneinandergebunden, auf und davon ins nächste Feld galoppieren, verwundert dann auch die Expertinnen. „Das hab ich noch nie erlebt“, so Göbel, zumal es keinen offensichtlichen Grund für die Panikattacke gab. „Aber es sind halt doch Tiere und keine Maschinen.“ Zum Glück hatte sich der Pflug gleich am Anfang der halsbrecherischen Flucht gelöst. „Dieser hängt sich dank eines S-Hakens automatisch ab, sobald es über einen größeren Hubbel geht“, erklärt Lüdicke, „denn wenngleich so etwas selten passiert, sind wir dennoch sehr auf die Sicherheit bedacht“.

Mit Hans und Victor

Der eigentliche Wettkampf am Nachmittag verlief dann ohne Zwischenfälle. Und am Ende hatte doch ein Bayer die Nase vorn und heimste sowohl den Turniersieg als auch den bayerischen Meistertitel ein: Gerhard Eggenmüller aus Lutzingen bei Dillingen gewann die Meisterschaft mit seinen Pferden Hans und Victor.

Pflügen mit dem Pferd, das ist schwere Arbeit.

Pflügen mit dem Pferd, das ist schwere Arbeit. © Tobias Tschapka, NN

Auf Platz zwei landete Thomas Gulz aus Baden-Württemberg mit Fritz und Babel. Der dritte Platz ging nach Sachsen an Peter Fröhlich mit Lena und Leika. Steffi Niebauer aus Mömbris bei Aschaffenburg belegte mit Rosi und Michl Platz vier und darf nächstes Jahr als zweitplatzierte Bayerin ebenfalls bei der deutschen Meisterschaft in Brandenburg starten.

Keine Kommentare