Probleme mit Leergut: Flaschenbier statt Fässer

8.12.2020, 19:00 Uhr
Probleme mit Leergut: Flaschenbier statt Fässer

Die Pyraser wäre eigentlich prädestiniert für einen Leergut-Mangel, füllt sie doch ihre Getränke nicht nur in weniger verbreiteten Schraubverschluss-Flaschen ab, sondern hat mit ihren teilbaren Kästen auch noch fast ein Alleinstellungsmerkmal. Dass das Lehrgut zuverlässig zurückkommt, dafür sorgt die Pyraser mit ihrem Direktvertrieb. "Dass die Flaschen knapp werden, kommt vielleicht einmal im Sommer vor, doch heuer war sowieso alles ganz anders. Der Verbraucherverhalten war völlig seltsam", blickt Bernreuther zurück: "Im März machten uns die Hamsterkäufe Probleme, an Ostern waren die Keller voll, der Sommer war gut und jetzt hatten wir mit dem Lockdown light eigentlich auf weitere Hamsterkäufe gehofft."

Doch davon ist nichts zu spüren. Die Kalkulation ins Jahr 2021 hinein hat viele Unbekannte. "Wir planen jede Woche neu", seufzt die Bauerei-Chefin. Momentan läuft das Weihnachtsbier am besten.

Jörg Gundel, Braumeister der Brauer Gundel in Barthelmesaurach, hat schon längst kein Weihnachtsbier mehr: "Das war nach drei Wochen ausverkauft. Jetzt kaufen die Leute halt Hell und Gold." Ein Leergut-Engpass im Winter ist seiner Meinung nach eine Management-Nachlässigkeit: "Weil man weiß, dass da mehr geht im Kastenbereich, muss man sich schon rechtzeitig eindecken."


Bekommt die Hopfenstadt Spalt ein Bierhotel?


Im Sommer sei der Fassbereich so gut wie weg gewesen, aber Gundel lässt in der Corona-Krise Bierruhe zu: "Ich will nicht zu arg jammern. Ich kann meine Leute zahlen, ich kann die Sparkasse zahlen – und ein bisschen weniger arbeiten, war auch nicht so schlecht." Und bloß nicht verrückt machen lassen durch die Beschränkungen: "Die werden uns schon noch einige Zeit erhalten bleiben."

"Bei uns ist das Leergut-Thema kein Problem, weil wir bereits 2019 vorgesorgt haben", sagt Spalts Bürgermeister Udo Weingart, der zugleich Geschäftsführer der Spalter Brauerei ist. Ja, bereits vor Corona gab es das Flaschenproblem. Zum einen gebe es immer weniger Glasfirmen, von denen man überhaupt Flaschen beziehen könne. Deshalb betrage die Lieferzeit für Flaschen mittlerweile bis zu acht Monate, je nachdem wann ein bestimmter Flaschentyp auf den Produktionsanlagen gefahren werde. Pech vor allem für die Brauereien, die ausgefallene Individualflaschen haben.

Zum anderen sei infolge von Corona und all der ausgefallenen Feste nebst der geschlossenen Gaststätten viel mehr Flaschenbier für den Privatgebrauch nachgefragt als Fassbier.

Weingart erinnert sich, dass die Spalter Stadtbrauerei schon vor drei Jahren im Sommer flaschentechnisch fast in die Bredouille gekommen wäre. Danach habe die Brauerei umgestellt. Es werde immer vorgesorgt und so haben die Spalter bereits für nächstes Jahr 30 000 neue Kisten samt Flaschen bestellt.

Für Weingart ist der Handel derzeit der ganz große Gewinner, was den Verkauf von Getränken anbelangt. Auf der anderen Seite stehen die Verlierer: "Vor allem für kleine Brauereigaststätten sieht es düster aus", sagt der Brauereichef. Für die Spalter Stadtbrauerei kann er zumindest feststellen: "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen".

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