Regen im Landkreis Roth: Grünland könnte noch mehr vertragen

18.6.2020, 12:00 Uhr
Regen im Landkreis Roth: Grünland könnte noch mehr vertragen

© Foto: Jürgen Leykamm

Sie leidet seit Jahren unter den Folgen von Trockenheiten, die über die Zeit zu einem "enormen Wasserdefizit" geführt haben, gibt Werner Wolf zu bedenken. Dass jetzt der Himmel seine Schleusen öffnete, "hat der gesamten Vegetation sehr gut getan", so der Leiter des Rother Landwirtschaftszentrums. Alle Wetterstationen im Landkreis hätten an den zwei betreffenden Tagen je über 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter angezeigt.

Auch schon Anfang des Monats habe es einen kleinen Vorgeschmack auf den Dauerregen gegeben, so dass sich die Wassermenge schon bis zu über 100 Liter aufsummiert habe. Die Werte im April und im Mai hingegen "waren schon sehr unterdurchschnittlich", beklagt der Landwirtschaftsdirektor.

Umso besser hätten nun die Niederschläge im Juni getan, die aber auch nicht so ganz gleichmäßig fielen – ein kleiner Schönheitsfehler des aktuellen Landregens. Einige Ortschaften seien "wie abgeschirmt gewesen", in anderen wiederum habe er sich in einen Starkregen verwandelt. Was wiederum nicht so optimal gewesen sei, da er so für Überschwemmungen und Erosionen sorgte. Unterm Strich habe das ersehnte Regenereignis das Wachstum der Feldfrüchte aber deutlich begünstigt.

Ein Segen sei das frische Nass besonders fürs Grünland gewesen, dass schon deutliche Spuren des Austrocknens gezeigt habe. Es könnte auch jetzt noch mehr vertragen, so Wolf. Doch es gibt Hoffnung: "Wenn das feuchte Wetter so bleibt, ist das für die landwirtschaftlichen Kulturen ausreichend", betont Thomas Schmidt, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Dann lasse sich recht zuversichtlich in Richtung Getreideernte blicken. Von den Kartoffeln bis zum Mais: auf allen Äckern herrsche Freude über die Niederschläge.

Die Wasserversorgung zuvor sei "haarscharf an der Kante" gewesen, so der Kraftsbucher, der mit seinem Regenmesser jüngst 28 Liter innerhalb der zwei Landregentage gemessen hat. Auch den Sonderkulturen wie dem Hopfen kämen die Regenfälle sehr gelegen.

 

Nasse Füße bei Spargelbauern

 

Nicht so ganz froh sind zumindest jene Spargelbauern, die ihre Ernte noch nicht ganz abgeschlossen haben. Die Bodennässe erschwert ihre Tätigkeit schon recht deutlich. Über den angekündigten Sonnenschein freut man sich auf den Erdbeerplantagen. Die Früchte dort werden roter und runder, das Pflücken klappt bald wieder ohne nasse Füße.

Den Kollegen gönnt der Kreisobmann natürlich das sich wieder Bahn brechende sonnige Wetter. "Am Wochenende mag der Himmel ruhig blau sein und die Temperatur über 20 Grad klettern", so Schmidt. Danach aber "darf gerne noch mal Regen kommen und für 20 Liter Niederschläge sorgen – wir brauchen jetzt noch keinen Hochsommer".

Denn auch wenn die derzeit sprießenden Agrarkulturen sich "glücklich" zeigen, ein im wahrsten Sinn des Wortes "tiefer liegendes" Problem ist noch lange nicht gelöst: "Die Grundwasserstände sind noch nicht aufgefüllt, da müsste noch mehr Wasser von oben kommen," so Schmidt. Ein Blick auf den "Dürremonitor Deutschland" vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung lässt auf erschreckende Weise erkennen, dass dies alles andere als übertrieben ist.

Doch Schmidt weiß auch, wie solche Worte der Hoffnung auf noch mehr Regen auf Nichtlandwirte wirken und beteuert: "Wir Bauern wollen anderen nicht ihre Freizeitaktivitäten vermiesen!" Ein schöner Wechsel von Sonnen- und Regentagen: Dann hätten alle etwas vom Wetter.

Für die Landwirtschaft gibt er sich zuversichtlich. Denn nach den Niederschlägen im Juni stehe nun mit dem Juli der "regenreichste Monat im Landkreis ins Haus – auch wenn das viele nicht glauben wollen". Die Statistiken aber geben ihm recht. Käme es auch heuer so, "wären die Böden wieder gut mit Wasser aufgefüllt".

In einigen Wochen steht die Ernte der Wintergerste an, blickt Wolf in die nahe Zukunft. Dann wird sich erweisen, wie stark der Segen des Regens war. Keine Hilfe konnte er übrigens in den Feldern leisten, wo der Frost inmitten der Getreideblüte im Mai zugeschlagen hat. In diesen Fällen sind die Ähren danach zwar oft schön gewachsen, aber sie blieben leer. Es wurden keine Körner ausgebildet. Hier spricht man von sogenannter Laternenblütigkeit. In ganz Nordbayern heuer ein großes Problem. Die Bauern haben oftmals mit Ganzpflanzensilage reagiert. Die wiederum kann in künftigen Trockenphasen als Ersatzfutter dienen. Man weiß ja nie, wann der nächste Landregen fällt.

InfoDürremonitor unter www.ufz.de/index.php?de=37937

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