Reinwands Challenge: Das Rad ist die Achillesferse

16.4.2019, 14:56 Uhr
Reinwands Challenge: Das Rad ist die Achillesferse

© Salvatore Giurdanella

In gut vier Stunden fällt auf dem Marktplatz in Hilpoltstein der Startschuss zum HiRo-Run. Ein paar Straßen weiter bereitet sich eine Handvoll von Sportlern auf den Start vor. Allerdings nicht auf den Lauf. Stattdessen werden teure Renn- und Zeitfahrräder aus Kofferräumen geladen, die richtige Kleiderwahl diskutiert, Radflaschen gefüllt und verstaut. Die Frauen und Männer wollen nicht einfach nur den HiRo-Run laufen, sondern vorher noch eine mehr oder weniger schnelle Runde auf dem Radkurs des Challenge drehen. Koppeltraining, also das Absolvieren von zwei Sportarten in einer Trainingseinheit, lautet an diesem kühlen Apriltag die Devise.

Einer der letzten, der auf dem Parkplatz von Radsport Buchstaller ankommt, ist Sebastian Reinwand. Bis zum Sommer 2018 machte der 31-jährige Kammersteiner vor allem als Spitzenläufer von sich reden. Doch seit er vor wenigen Monaten angekündigt hat, seine erste Triathlon-Langdistanz in Roth absolvieren und dabei gleich noch die magische Acht-Stunden-Grenze unterbieten zu wollen, ist es mit Lauftraining alleine nicht mehr getan.

Neben dem Schwimmen, das er schon seit Jahren als Ausgleichssport zum intensiven Laufen betreibt, steht bei ihm mittlerweile auch regelmäßig Radfahren auf dem Trainingsplan. Und so nutzt Reinwand an diesem Tag die Gelegenheit, um einen besonderen Trainingsreiz zu setzen: Erst eine zügige Radrunde mit knapp 90 Kilometern Länge, dann beim HiRo-Run den Halbmarathon obendrauf laufen, um auf eine lange Belastungszeit zu kommen. Soweit der Plan. Mit der letzten, der schnellsten Athletengruppe rollt er auf die Challenge-Strecke.

Das Radfahren ist Reinwands Achillesferse. Dass er lange und schnell laufen kann, hat er mehrfach unter Beweis gestellt. Auch im Wasser kommt er gut zurecht. Die längste Disziplin eines Triathlons ist für den gebürtigen Schwabacher allerdings relatives Neuland. Da habe er "ein unheimliches Defizit", gibt er zu.

Dementsprechend legt er spezielles Augenmerk auf dieses Thema. Das Problem: Beim Radfahren sind Umfänge wichtig. Stoffwechsel und Bewegungsapparat brauchen Zeit, um sich an die ungewohnten, oft sehr langen Belastungen zu gewöhnen. Und Zeit ist bei Reinwands Projekt Mangelware. Ein Unfall beim Radtraining, als ihn ein Auto vom Velo geholt hatte, kostete ihn Ende vergangenen Jahres wertvolle Trainingswochen. Seit Februar sitzt er nun endlich wieder im Sattel, ist seitdem rund 3400 Kilometer gefahren. Gut 5000 mehr sollen bis zum 7. Juli dazukommen.

Dem Sattel angepasst

Das Sitzen schmerzt mittlerweile nicht mehr, auch mit der instabilen Aero-Position auf dem Rennrad kommt er immer besser zurecht. Und dass er die 180 Rad-Kilometer einer Langdistanz deutlich unter fünf Stunden absolvieren kann, hat sich er im Trainingslager auf Zypern bewiesen.

Am Tag X, dem 7. Juli, soll es noch schneller gehen, Reinwand peilt eine Zeit um die 4:35 Stunden an. Das Streckenprofil komme ihm durchaus zupass. Der Kurs sei "ein ganz guter Mix aus Höhenmetern und schnellen Abschnitten". Durch sein geringes Gewicht lägen ihm Berge prinzipiell, "auf einer flachen Drückerstrecke hätte ich weniger Chancen". Letztlich, so ist er überzeugt, wird wegen der langen Belastungsdauer "der Stoffwechsel der Knackpunkt werden".

Reinwands Challenge: Das Rad ist die Achillesferse

Am vergangenen Wochenende läuft die Sache derweil nicht ganz wie geplant. "Wir sind viel zu früh losgefahren", sagt Reinwand. Die 85 Kilometer-Runde absolviert die Gruppe dank eines knappen 35er-Schnitts in 2:26 Stunden kontrolliert und ohne Probleme. Allerdings sind sie fast eine Stunde vor dem Start des HiRo-Runs wieder in Hilpoltstein.

Anstatt nahezu nahtlos zum Laufen übergehen zu können, ist Warten und dann erneutes Aufwärmen angesagt. Der Halbmarathon, den der 31-Jährige als Training mit Wett-kampfflair nutzt, läuft dann eigentlich wie geplant: "Ich habe eine Zeit zwischen 1:12 und 1:13 angepeilt", am Ende bleibt die Uhr bei 1:12:44 stehen – Platz zwei (wir berichteten). "Das Laufen ging erstaunlich gut", zieht Reinwand Bilanz, auch wenn er auf dem Rückweg am Kanal den Gegenwind doch deutlich in den Beinen gespürt hat. Insgesamt ist er mit seinem Arbeitstag zufrieden: Den Plan, abwechselnd einen schnellen und einen langsameren Kilometer zu laufen, konnte er trotz Vorbelastung umsetzen. Obwohl aufgrund der langen Pause zwischen Radfahren und Laufen der Effekt des Koppeltrainings etwas fehlte, hat er sein Hauptziel erreicht: eine intensive und vor allem lange Belastung zu absolvieren.

Sein Projekt "Challenge Sub-8" hat er damit um einen weiteren Baustein ergänzt. Weitere werden folgen müssen. Auch am Thema Radfahren wird weiter intensiv gearbeitet. In dieser Woche geht beispielsweise es für eine ausführliche Leistungsdiagnose sowie spezielle Aero-Tests, mit denen die Sitzposition auf der Zeitfahrmaschine optimiert werden soll, nach Köln. Bis zum Challenge wartet noch ein gutes Stück Arbeit.

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