Roter Kobold aus Oberbreitenlohe begeistert bis heute

10.7.2018, 14:35 Uhr
Roter Kobold aus Oberbreitenlohe begeistert bis heute

© F.: Regner

"Das war mal das allererste Auto der Feuerwehr Röttenbach", erklärt Johannes Gerstner, der dem Mühlstettener Feuerwehrverein vorsitzt. Angeschafft wurde der Ford Transit im Jahr 1969, ein paar Jahre vor der kommunalen Gebietsreform. Damals gehörte die noch selbstständige Gemeinde Mühlstetten zum Altlandkreis Weißenburg, Röttenbach lag im Altkreis Hilpoltstein.

Tacho misst Meilen und Kilometer pro Stunde

Beide Ortschaften und ihre Feuerwehren gehören heute schon lange im Landkreis Roth zusammen und seit dem Jahr 2009 macht sich das alte Röttenbacher Fahrzeug bei der Löschgruppe in Oberbreitenlohe nützlich. Neue Verbindungen über Grenzen hinweg also — das hätte wahrscheinlich auch die Ingenieure gefreut, die die 1965 auf dem Markt erschienene zweite Baureihe des Ford Transit einst konstruiert haben.

Für die Entwicklung, die intern unter dem leicht kryptischen Namen "Redcap" (dt.: "Kobold") lief, arbeiteten die englischen Ford-Techniker in Dagenham mit ihren deutschen Kollegen aus Köln zusammen. Spuren dieser grenzüberschreitenden Kooperation kann man am Oberbreitenloher TSF heute noch sehen. So ist etwa der Tacho mit zwei verschiedenen Skalen beschriftet, die äußere misst Kilometer und die innere Meilen pro Stunde.

"Das ist unsere Allzweckwaffe"

Die Armaturentafel, die vom zweifach skalierten Tacho dominiert wird, gestaltet sich sehr übersichtlich: Es gibt noch eine Tankuhr und einen Zeiger für die Motortemperatur hinter dem dünnen Dreispeichen-Lenkrad, sonst nichts. Wer hinter dem Volant Platz nimmt, fühlt sich gleich gut aufgehoben, denn die mit hellgrauem Kunstleder bezogenen Sitze sind im Vergleich zu heutigen Autositzen sehr weich gepolstert. Im Gegensatz zur Tür, die scheppernd und ohne jede Schalldämmung ins Schloss fällt.

Die örtlichen Feuerwehrleute sind mit ihrem betagten Auto höchst zufrieden: "Das ist unsere Allzweckwaffe, den kann man für alles brauchen", meint Gerstner anerkennend. Dann zählt er Brandeinsätze auf, bei denen die hinter der Heckklappe verladene Tragkraftspritze im Ort bereits wertvolle Dienste geleistet hat. Auch bei Verkehrsunfällen und Hochwasser-Notlagen rückt der betagte Transit regelmäßig aus.

Söhne Feuer und Flamme

Bevor es mit Blaulicht, Tatütata und 65 PS zum Einsatzort geht, muss man erst ein bisschen mit dem Anlasser orgeln, dann ertönt das blasige Brabbeln des Benzinmotors. "Der Vergaser macht im Moment ein paar Mucken und die Ersatzteilbeschaffung ist schwierig", bedauert Gerstner. Ein neues Auto wollen die Wehrleute trotzdem nicht haben: Auf den Oldie "ist die ganze Mannschaft ziemlich stolz", sagt Mathias Fleischer, der Pressesprecher der Feuerwehr Röttenbach-Mühlstetten. "So lange der TÜV mitmacht, bleibt der da", ergänzt Johannes Gerstner.

Dass auch im Jahre 2018 und damit über 50 Jahre nach dem Produktionsauftakt noch Exemplare dieser Baureihe auf den deutschen Straßen unterwegs sind und sogar hoch geschätzt werden, das hat sich in den 1960er Jahren sicher keiner der damaligen Ingenieure träumen lassen. In Oberbreitenlohe wird die Begeisterung für den alten Transit in den Familien über Generationen weiter gegeben: Gerstner kann davon erzählen, dass schon sein Vater mit genau diesem TSF zum Einsatz eilte.

Als Mathias Fleischer das hört, grinst er und meint, dass "hier jedem sein Vater damit unterwegs" war. Da ist es dann irgendwo nur logisch, dass auch die Söhne Feuer und Flamme für den Oldtimer im Feuerwehrfuhrpark sind. Das Fahrgefühl tut dazu ein Übriges: Das beschreibt Fleischer als "unbeschreiblich geil".

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