Roth und Schwabach: Gemeinsam für den Wald

2.11.2020, 14:42 Uhr
Roth und Schwabach: Gemeinsam für den Wald

© Foto: Jürgen Leykamm

"Wir wollen nun noch besser zusammenarbeiten, als wir es ohnehin schon tun!" Mit diesen Worten bekräftigte Christian Kölling als Forstbereichschef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth (AELF) die Kooperationsvereinbarung jener Behörde mit der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heideck-Schwabach. Gemeinsam mit deren Vorsitzenden Thomas Harrer unterzeichnete er sie standesgemäß auf einer Waldlichtung.

Hintergrund und Grundlage dieser Vereinbarung bildet der im Sommer 2018 geschlossene Waldpakt zwischen der Bayerischen Staatsregierung und den Waldbesitzern sowie ihren Interessensvertretungen. Die entsprechenden Behörden und Selbsthilfeeinrichtungen sollen sich stärker verzahnen, um gemeinsam die "drastischen Herausforderungen" von Klimawandel und demografischen Veränderungen besser bewältigen zu können, heißt es dementsprechend auch in dem jetzt unterzeichneten Papier.


Revolution aus Franken: Stoppen diese Ideen den Klimawandel?


In ihm bekennen sich die beiden Partner zum Erhalt der "Multifunktionalität der bayerischen Wälder" und der "Sicherstellung einer flächendeckenden, nachhaltigen und zukunftsweisenden Waldbewirtschaftung und -pflege".

AELF und FBG setzten auf intensiveren Informationsaustausch sowie gemeinsame Fortbildungen und Sammelberatungen wie etwa zur Wiederbewaldung nach dem Auguststurm 2019. Man will sich gegenseitig zu diversen Lehrfahrten einladen und die Öffentlichkeitsarbeit miteinander abstimmen. Ferner kann die Forstbetriebsgemeinschaft nun verstärkt auf behördliche Unterstützung bei der Entwicklung neuer Geschäftsfelder über die Holzvermarktung hinaus hoffen.

Ein Beispiel dafür bildet etwa die Einführung eines "Pflege- und Nachlichtungspaketes". Auch kniffligen Fragen will man sich einträchtig stellen – etwa denen in Bezug auf Jagd und Abschusszahlen. Bei Hegegemeinschaften, in denen sie dauerhaft zu tief sind, soll durch fachliche Hilfestellung für die FBG durch das Amt noch stärker für das Eigentümerinteresse eingetreten werden.

Die Rede ist vom "Schaffen eines kritischen Bewusstseins im Themenkomplex Jagd-Waldumbau". Treffen mit Vertretern der Forstbaumschulen oder Forstinfotage in Kooperation mit der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) stehen ebenso auf der Agenda. Dort eigentlich ganz oben befinden sich Exkursionen im Rahmen des Projekts "Waldzukunft zum Anfassen". Dabei begibt man sich in Gebiete dieser Erde, in denen jenes Klima herrscht, das unsere Region in einigen Jahrzehnten erwartet.

Der Zerreiche gehört die Zukunft

Eine entsprechende Frankreichfahrt fiel heuer allerdings Corona zum Opfer. "Stattdessen haben wir Lehrvideos gedreht", so Försterin Katja Walter von der FBG. Außerdem ist derzeit ein Klimaatlas im Entstehen. Er soll je nach Lage zukunftsfähige Baumarten für den Waldumbau empfehlen. Ganz nach dem Motto: "Der Landkreis Roth sucht die Zukunftsbäume!"

Einem solchen hat vor mehreren Jahrzehnten bereits der schon verstorbene Vorgänger von Gredings Revierförster Josef Adam buchstäblich den Boden bereitet. Johann Meyer war es einst, der eine stattliche Menge an Zerreichen im ehemaligen Rechtlerwald bei Kraftsbuch ansiedelte. Heute stehen im "südlichen Grasöd" des Stadtwalds Greding rund 60 Exemplare jenes Baumes, der im nordöstlichen Mittelmeerraum beheimatet ist. Nächstgelegene, heimische Vorkommen finden sich in Niederösterreich.

"Für die Zerreichen gibt es in Sachen Waldzukunft eine bessere Prognose als für die hier noch bestimmenden Trauben- und Stileichen", so Kölling.

Für den Waldumbau seien die Exoten, die bislang im Landkreis nur hier zu finden seien, ebenso interessant wie für die wirtschaftliche Nutzung. Der Baum verfügt über eine rissige Borke, ledrige Blätter, Fähnchen an den Knospen und stachelige Fruchtbecher. Die Zerreiche, so war man sich einig, steht symbolisch für die Zukunft des hiesigen Waldes – ein Fichtenstock erinnerte während des Setzens der Unterschriften daran, dass eine noch prägende Baumart hier bald der Vergangenheit angehören wird.

Keine Kommentare