Rother Achtklässler wollen nicht an die Macht

20.7.2019, 07:00 Uhr
Die Schüler der Anton-Seitz-Schule stimmten im "Planspiel Kommunalpolitik" drei Mal ab: Die Mehrheit sprach sich dabei gegen ein Wahlrecht ab 16 Jahren aus.

© Foto: Lidia Piechulek Die Schüler der Anton-Seitz-Schule stimmten im "Planspiel Kommunalpolitik" drei Mal ab: Die Mehrheit sprach sich dabei gegen ein Wahlrecht ab 16 Jahren aus.

Denn eines der Abstimmungsergebnisse ist, dass die überwiegende Mehrheit der Schüler das Wahlrecht ab 16 Jahren ablehnt. 19 der Jugendlichen, die heute den Stadtrat simulieren, sind dagegen, lediglich zehn dafür. Der Antrag ist somit abgelehnt.

Es ist das 14. "Planspiel Kommunalpolitik", in dem diesmal die achte Klasse der Anton-Seitz-Schule den Stadtrat simuliert. Die jährliche Veranstaltung verfolgt das Ziel, den Jugendlichen Interesse an der politischen Mitgestaltung und Mitsprache zu vermitteln. Auch in diesem Jahr sollen die Schüler lernen, Konflikte auszuhalten und Kompromisse zu schließen, es geht darum, konstruktiv zu streiten und die kommunalpolitischen Strukturen zu begreifen.

Im Amt ans Gemeinwohl denken

Und wenn man genauer hinsieht, geht es um noch mehr: Um den Mut, das Wort zu ergreifen und zu seiner Meinung zu stehen, im Amt nicht nur an sich selbst, sondern an das Gemeinwohl zu denken. In jedem Jahr nimmt eine der weiterführenden Rother Schulen teil, in diesem Jahr ist die Mittelschule am Zug.

Nach der Bestimmung des Bürgermeisters und der Verwaltung (Ordnungsamt, Stadtbaumeister und Kämmerer) teilen sich 32 der 36 Schüler in die Fraktionen auf, um ihre Argumentation vorzubereiten. Die Jugendlichen konnten im Vorfeld selbst entscheiden, welcher Partei sie angehören wollen.

Als der Bürgermeister um 10.30 Uhr das Wort ergreift, haben die Erwachsenen zu schweigen. Die Lehrkräfte nehmen im Hintergrund Platz, ebenso wie die echten Stadträte, die bei der Veranstaltung ausgeholfen und die Achtklässler zuvor auf die Sitzung vorbereitet hatten.

Hallenbad als Dauerthema

Der erste Tagesordnungspunkt ist der Bau eines Hallenbades in der Stadt Roth – ein Dauerthema, das seit vielen Jahren die hiesige Kommunalpolitik umtreibt. Sind die ersten Wortmeldungen noch von Gekicher und Zwischenrufen begleitet, entwickelt sich alsbald Ernsthaftigkeit in der Diskussion, in der die Schüler versuchen, ihrer jeweiligen Meinung Ausdruck zu verleihen. Mit 18 zu 15 Stimmen entscheiden sie, dass der Bau eines Hallenbades für 2019 geplant wird. Entstehen soll es am Schulzentrum, wenn es nach ihnen geht.


So lief das Planspiel 2018: Auch hier ging es ums Hallenbad


Den Vorschlag, den eigenen Schulhof für die Allgemeinheit und Freizeitaktivitäten am Nachmittag zu öffnen, sehen die Schüler sehr kritisch. Zu groß ist die Angst vor Randalen und "betrunkenen, älteren Jugendlichen". Aus diesem Grund wird in der zweiten Abstimmung beschlossen, dass nur die Kreissportanlage neben dem eigenen Schulgelände für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden solle.

Der Saal versinkt in Stille

An den letzten Diskussionspunkt wird dann spontan eine Abstimmung angeschlossen: Das Wahlrecht ab 16 Jahren. Es wird überraschend zum kontroversesten Thema der Stadtrats-Sitzung. Viele Schüler halten sich selbst für zu jung, um eine Wahlentscheidung zu treffen. Sie äußern außerdem die Sorge, manche könnten "aus Spaß die AfD wählen", und überhaupt: man habe ja noch nicht selbst gearbeitet oder Miete zahlen müssen. Dann kommt der beherzte Einwurf einer Schülerin, die heute CDU-Stadträtin ist: "Es gibt auch Erwachsene, die wählen gehen und eigentlich keine Ahnung haben." Vereinzeltes Nicken in den Reihen, dann ergänzt ein "SPD–Stadtrat": "Mit 16 kann man dann Sachen mitentscheiden, die auch für die jungen Leute gut sind."

Es folgen mehrere Wortmeldungen von Schülern, die anzweifeln, dass bei Jugendlichen das politische Interesse an einer Wahl überhaupt besteht. Daraufhin kontert ein "Grünen-Stadtrat": Es sei "normal, dass sie sich aktuell nicht interessieren; Weil sie ja auch nichts beeinflussen können." Nach diesem Satz versinkt der Saal in Stille. Kurz darauf kommt es zur Abstimmung: 19 von 33 Stimmberechtigten sprechen sich gegen das eigene Wahlrecht aus – die mehrheitlich 15-Jährigen wählen, nicht zu wählen.

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