Rother Privatverein feiert 100 Jahre

4.5.2019, 16:30 Uhr
Rother Privatverein feiert 100 Jahre

© Yevheniia Frömter

Trotz einer noch beachtlichen Anzahl an Mitgliedern, kämpft der Privatverein mit Nachwuchsproblemen. Die Vorstandschaft muss sich darüber hinaus im kommenden Jahr neu aufstellen.

Hans-Christian Fiegl ist nicht nur ein langjähriges Mitglied des Privatvereins. Seit über 30 Jahren ist er nun schon mehr als aktiv dabei. Nahezu 25 Jahre führte er die Vereinsgeschäfte als erster Vorstand und organisierte den einen oder anderen Event. In seinem Archiv befindet sich nahezu die komplette Geschichte des Privatvereins: Er sammelt leidenschaftlich jeden Presseartikel sowie jedes Dokument mit großer Begeisterung und viel Herzblut. Auch Bilder gehören zu seinem großen Fundus, in dem er immer wieder gerne blättert.

Namensgebung zum Schmunzeln

Rother Privatverein feiert 100 Jahre

© Yevheniia Frömter

Aufgrund gesundheitlicher Gründe musste Fiegl sein Amt allerdings niederlegen. Dennoch blieb das Rother Urgestein seinem Verein weiterhin treu. In seiner Sammlung befinden sich sauber geführte Protokollbücher, Schriftverkehr, Broschüren und allerhand Informationen rund um den Privatverein. Auch hütet er die handgenähte Vereinsflagge, die beispielweise zum Rother Kirchweihumzug ans Tageslicht geholt wird. Besonders stolz ist er auf die "Statuten des Privatvereins Roth" aus dem Gründungsjahr 1919 – worin sich nicht nur Zweck, Zusammensetzung sowie Rechte und Verbindlichkeiten nachlesen lassen. "Sagenhaft, was über die Jahre alles aufgehoben wurde", freut sich Fiegl: "Es ist wunderbar, sich alte Bilder anzusehen, vor allem, wenn man sich an die Veranstaltungen noch lebhaft erinnert und viele Leute auf den Fotos kennt." Über die Namensgebung des Vereins schmunzelt Fiegl: "Der Vorstand hat sich damals im Gasthaus Zum Goldenen Löwen den Kopf darüber zerbrochen – und das vergebens, bis ein Mann aus der Runde vor sich hin sagte, es würde sich um einen privaten Verein handeln." Der Name war gefunden.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges hätte es viel Nachholbedarf bei den Wiederkehrern gegeben, was Geselligkeit und Unternehmungen betraf. Eine Gruppe junger Männer steckte sich deshalb das ehrgeizige Ziel, einen Verein aus der Taufe zu heben, der unternehmungslustige Menschen zusammenbringen sollte. So legte die damalige Vorstandschaft – unter Leitung von Alois Kraußer – deutlich fest: "Der Privatverein, welcher eine Gesellschaft von gesitteten Personen aller Stände ist, will Geselligkeit hegen und pflegen." Darüber hinaus ziert die Vereinsflagge heute noch die Botschaft: "Wir lieben deutsche Fröhlichkeit und echte deutsche Sitten."

Wiederaufschwung nach dem Krieg

Gemeinsame Ausflüge, Wanderungen sowie Schach- und Tanzveranstaltungen gehörten fortan zum festen Angebot für die Mitglieder aus ganz Roth. Bereits 1934 legte der Privatverein einen Dornröschenschlaf ein und während des Zweiten Weltkrieges kam es zu keinerlei Aktivität. "Der Verein wurde nicht aufgelöst. Erst 1948 erfolgte eine Wiederauflebung während eines Treffens in der Gastwirtschaft Lohgarten", so Fiegl.

Im Laufe der fünfziger Jahre machte sich der Privatverein langsam aber sicher einen Namen mit etlichen Tanzkursen und "hochkarätigen Veranstaltungen", wie dem Sommernachtsball in der stets aufwändig dekorierten Stadthalle. Und: "Über 2000 Jugendliche haben bis 1990 bei uns die Grundbegriffe des Tanzens erlernt", erinnert sich Fiegl lebhaft. Erfahrene Tanzlehrer unterstützten den Privatverein dabei. Diverse Ausstellungen seien weitere Erfolgsgaranten für das Vereinsleben gewesen. Von "Vielfalt Glas" bis hin zur Zurschaustellung von Weihnachtsschmuck haben die Verantwortlichen viele Menschen nach Roth geholt und über die Stadtgrenze hinaus ebenfalls Sonderschauen veranstaltet. Selbst das Buch "Glanz & Glitter – Das Buch zum Weihnachtsschmuck" geht auf das Konto des Privatvereins.

Die Vereinskluft ist traditionell typisch

Seit Anfang des Jahres wird der Privatverein kommissarisch durch das langjährige Mitglied Peter Pichl angeführt. Trotz Mitgliederschwund blickt Pichl positiv in die Zukunft. "Unser Programm fällt auch dieses Jahr sehr abwechslungsreich aus." Wanderungen, Ausflüge und eine "Radl-Tour" seien schon fest geplant. Auch zur Kirchweih und am Altstadtfest würden die Mitglieder wieder aktiv mitwirken: Unübersehbar in der "traditionellen Kluft" – schwarze Hose, weißes Hemd und ein grüner Schal. "Die Mitgliedersituation war schon einmal besser, doch in Zeiten von allgemeiner Vereinsmüdigkeit sind wir stolz noch über 300 Mitglieder zu haben." Und: "Unsere Veranstaltungen sind immer gut besucht. "Hapern" würde es nur beim Nachwuchs. Die Jugendlichen hätten heutzutage einfach andere Interessen. Gespannt sei Pichl jedenfalls auf die Vorstandswahlen im nächsten Jahr. "Wir suchen nach einer neuen Vorstandschaft." Bis dahin werde sich aber ordentlich vergnügt und dem Vereinsmotto entsprechend verhalten.

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