Rother Publikum hupt und blinkt

6.7.2020, 16:58 Uhr
Rother Publikum hupt und blinkt

© Foto: Tobias Tschapka

Immerhin, Astor hat bereits Erfahrung mit dieser Situation, es ist das sechste Mal, dass er seit Beginn der Corona-Krise in einem Autokino auftritt, wie er erzählte. Bevor er die Bühne betrat, freute sich Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer, dass so viele den Weg ins Autokino gefunden haben. "Natürlich sind Veranstaltungen dieser Art ein Risiko, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt", so der Rathaus-Chef, der außerdem auf das nächste Event in Zusammenarbeit mit der Kulturfabrik Roth im Autokino hinwies, die A-cappella-Band "Viva Voce", die am 17. Juli ihren mehrstimmigen Gesang erklingen lässt.

Mit Schirmmütze und Sonnenbrille erschien dann Willy Astor, denn er hatte anfangs noch mit der ihn blendenden grellen Sonne zu kämpfen, die sich nur langsam verabschieden wollte. Die Zuschauer in ihren Autos, die die Sonne im Rücken hatten, durften sich dagegen über perfekte Sicht freuen, denn obwohl nicht nur der Künstler, sondern auch die große LED-Leinwand voll von der Sonne beschienen wurde, war das Bild dennoch scharf und brillant.

Gleich zu Beginn präsentierte Astor ein Liebeslied an die Stadt Roth mit dem Titel: "Roth, du bist so wie du bist". Dieses war allerdings schnell wieder vorüber, denn es bestand nur aus diesem einen Satz. Normalerweise wäre jetzt ein Lachen aus dem Publikum zu erwarten, stattdessen wurde gehupt und mit fortschreitender Dunkelheit die Lichthube als Beifallsäußerung genutzt.

 

"Schon etwas befremdlich"

 

Astor schien mit der Situation ganz gut zurecht zu kommen, wenngleich er in einem Interview geäußert hatte, dass er seine ersten Autokinoauftritte als "schon etwas befremdlich" empfunden habe. Kein Wunder, denn gerade bei seinen hintersinnigen Wortspielereien dauert es manchmal ein bisschen, bis beim Publikum "der Groschen gefallen ist", und wenn man dann keine direkte Rückmeldung bekommt, ist das nicht gerade einfach.

Aber das Rother Publikum hupte und blinkte, was das Zeug hielt, also schien es den Besuchern zu gefallen, was Astor der Bühne zu bieten hatte. Inzwischen hatte er die Sonnenbrille abgelegt und erzählte von seinem Urlaub, den er auf den "Spirituosen", einer bekannten Inselgruppe, verbrachte. Die Nachnamen seiner Reisebegleiter ließ er das Publikum rufen: Jonnny (Publikum: Walker!), Jim (Publikum: Beam!), Jack (Publikum: Daniels!), und in den Rest seiner Urlaubsgeschichte versteckten sich unzählige andere Schnaps- und Spirituosennamen, wobei man genau hinhören musste, um sie zu entdecken.

Astor bezieht gerne die Besucher mit in sein Programm ein, also warum nicht auch die Autoinsassen. So scherzte er mit zwei Frauen in der vordersten Autoreihe, die er als die "Rother It-Girls" bezeichnete, und unterhielt sich mit zwei kleinen Mädchen namens Lotta und Marie weiter hinten, die ihre Köpfe weit aus dem Auto streckten und ihre Antworten laut zurückbrüllten.

 

"Kindischer Ozean"

 

Passend für das jüngste Publikum hatte Astor auch ein Lied aus seinem Kinderprojekt "Kindischer Ozean" im Repertoire. Des weiteren erzählte er eine ellenlange lange Geschichte, in der jedes Wort mit dem Buchstaben A begann, stimmte ein Lied über "Pupertiere" an, ein Zustand, in dem die Kinder anfangen komisch zu riechen, und auch der Klassiker "I hob maschin scho putzt" über eine unkooperative Fleischfachverkäuferin kurz vor Feierabend durfte nicht fehlen.

Nachdem die Beifallsbekundungen mit Hupe und Scheinwerfer nicht abrissen, versprach Willy Astor gegen Ende seines Programms, jedes einzelne Kennzeichen in sein Abendgebet mit einzubeziehen.

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