Rother Stadtrat: Mehr Geld für die Stadtmarke

1.10.2020, 05:57 Uhr
Rother Stadtrat: Mehr Geld für die Stadtmarke

© Foto: Carola Scherbel

Vom Prozess rund um eine mögliche Erneuerung der Rother Stadtmarke "Voll auf Draht" war schon länger nichts mehr zu hören – sicher auch Corona geschuldet. Jetzt hörte der Stadtrat zwar davon, aber nicht unbedingt Erfreuliches.

Wenn in der Sitzungsvorlage etwas von "Budget" steht, ist meist mit Mehrausgaben zu rechnen. Und so ist es auch in Sachen Stadtmarke. 15.000 Euro mehr als ursprünglich bewilligt, soll der Rother Stadtrat für die Überprüfung des bisherigen Stadtlogos "Voll auf Draht" ausgeben. Bei zunächst 80.000 Euro Gesamtkosten sind das fast 20 Prozent.

Zusätzliche Betriebskosten

Dass die Nachforderung des Stadtmarketing-Beauftragten Mark Bartholl für mehr Geld den Stadtrat nicht einfach unbehelligt passiert, war wohl schon klar. Also hatte Bartholl gleich mal schriftlich mehrere Begründungen für die Kostensteigerung vorgelegt.

Zunächst die gute Nachricht: Deutlich mehr Rotherinnen und Rother als erwartet hatten sich an der Umfrage beteiligt, die die beauftragte Agentur imakomm Akademie im Jahr 2019 gestartet hatte. Statt der geschätzt 450 Fragebögen kamen drei Mal so viele wieder zurück – und das war die erste schlechte Nachricht: Sie verursachten zusätzliche Bearbeitungskosten.

Kosten nicht enthalten

Ein weiterer Kostentreiber ergibt sich, so Bartholl, durch einen Fehler der Stadtverwaltung. Die zweite öffentliche Informationsveranstaltung für die Bürger war nämlich in dem Angebot nicht enthalten – die Kosten dafür also auch nicht. Durch die coronabedingte Verzögerung falle der Prozess außerdem in die neue Wahlperiode, der Stadtrat sei zum Teil neu. Eine weitere Klausurtagung sei also nötig, und zusätzlich werde die Agentur Attacke beauftragt.

Die zusätzlichen Kosten listete Bartholl mit knapp 11 000 Euro auf, darüber hinaus beantragte er 5000 Euro als "Puffer für unplanmäßige und unvorhersehbare Ereignisse und Maßnahmen".

Für die SPD wird damit aus dem "Bauchgrimmen", das man schon beim Zustimmen zu dem 80 000-Euro-Paket für die Markensuche gehabt habe, "ganz schnell ein Magengeschwür", stellte Sven Ehrhardt für seine gesamte Fraktion klar. Beim Antrag auf einen Mietzuschuss des Verein Offenes Haus OHA sei die Stadt "knauserig gewesen". Bei 15 000 Euro für eine Stadtmarke, die vielleicht "nur einen Briefkopf ziert", dagegen "großzügig".

"Höchst unglücklich" nannte es Ehrhardt auch, dass Bartholl bereits die zweite Agentur beauftragt habe. Es gebe also gar keine Möglichkeit, den Antrag abzulehnen. Zumindest die 5000 Euro "Puffer" sollten, so der SPD-Fraktionsvorsitzende, nicht bezahlt werden.

1000 ausgefüllte Fragebogen mehr als geschätzt – Wolfgang Treitz (Freie Wähler) wollte wissen, ob da die Ausschreibung nicht ordentlich gemacht worden sei. Vor allem aber interessiere ihn, welches inhaltliche Ergebnis die Umfrage ergeben habe. Denn wenn eine Mehrheit das Logo "Voll auf Draht" für ausreichend halte, sei das schon ausschlaggebend für seine Entscheidung.

Die Ergebnisse würden dem Stadtrat noch am selben Abend bei einer Klausurtagung präsentiert, kündigte Mark Bartholl an. Und Bürgermeister Ralph Edelhäußer betonte: "Selbst wenn die Stadt sich gegen die Änderung entscheidet, hat die Agentur ihre Arbeit gemacht."

Aktive Beteiligung

"Sind wir doch froh", forderte er, "dass sich die Bevölkerung so aktiv beteiligt". Außerdem: Hie und da seien Ausschreibungen schon teurer geworden als geplant, erinnerte er an die ein oder andere kommunale Auftragsvergabe etwa im Baubereich.

Der Stadtrat sei "viel zu spät informiert worden", kritisierte aber auch Dr. Daniela von Schlenk (CSU), trotzdem sei der Prozess der Markenfindung notwendig. Aber bedeute das für die Zukunft, dass immer wieder Zusatzkosten anfallen? Nein, laut Bartholl sei man "auf der Zielgeraden". Nur wenn eine massive Überarbeitung stattfinde, kämen weitere Kosten dazu.

Unberechenbarer Weg 

"Wir haben uns auf einen unberechenbaren Weg begeben", attestierte Siegfried Schwab (Wählergemeinschaft) dem Stadtrat. Jedem müsse klar sein, dass mit den erst 80 000 Euro und nun weiteren 15 000 Euro "die Messe noch nicht gelesen ist". Immer wieder werde für die Arbeit an der neuen Stadtmarke "Spielgeld" nötig sein. Er selbst hat noch nie für die Stadtmarkenentwicklung geschwärmt, aber die neue Diskussion stelle für ihn "einen lächerlichen Beitrag zur Politisierung auf niedrigem Niveau" dar.

Kurz und knapp fiel das Fazit von Sonja Möller (FW) aus: "Die Kosten sind entstanden, wir wollten’s und haben dafür gestimmt." Mit 17 gegen elf Stimmen (vor allem der SPD) wurden die 15 000 Euro für die Überarbeitung der Stadtmarke bewilligt.

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