Rother Tafel: Vorschriften verschärft

29.10.2020, 15:06 Uhr
Rother Tafel: Vorschriften verschärft

© Foto: Claudia Weinig

Die Rother Tafel zwischen zeitweisem Luxusproblem und ständigem Mangel. "Obst und Gemüse sind jetzt etwas seltener geworden, aber dafür gibt es jetzt viel Kartoffeln", geht der 1. Vorsitzende Robert Gattenlöhner ins Detail, "aber wir sind momentan so gut mit Waren bestückt, dass wir die Tafel in Schwabach mitversorgen." Eine beachtliche Länge hat seine Liste mit offenen Wünschen.

Der dickste Brocken ist dabei eines der beiden Kühlfahrzeuge der Tafel. Ein Mercedes Sprinter, vor 13 Jahren eine stolze Spende des Lions Clubs, ist alt und "rostet uns unterm Hintern weg".


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Gattenlöhner wäre schon dankbar, wenn sich jemand bereit erklären würde, die Mängel zu beseitigen. Ein 30- bis 40 000 Euro teures Ersatzfahrzeug wäre ihm freilich lieber.

Und am besten gleich einen Fahrer dazu. Ehrenamtliche Helfer mit Führerschein führen den menschlichen Part auf der Tafel-Wunschliste an. Da der Verein keine Personen aus Risikogruppen einsetzen will, fallen ausgerechnet typische Unterstützer weg, die Zeit und Motivation für ehrenamtliche Arbeit mitbringen.

Was die Sicherheit angeht ist man rigoros. "Ein positiver Helfer, dann ist bei uns dicht", beschreibt Gattenlöhner das Dilemma – Systemrelevanz hin oder her. Beim Verteilen und an den Ausgabestellen in Roth und Hilpoltstein wird deshalb penibel auf die Hygienevorschriften geachtet.

Ritterschlag

Erst vor zwei Wochen wurden die Regeln verschärft. Die Räume werden ständig gelüftet, die Maske ist für die Helfer obligatorisch, für die Wartenden wurde der Abstand vor der Ausgabestelle von eineinhalb auf drei Meter vergrößert.

Zweimal hat das Gesundheitsamt in Roth und Hilpoltstein unangemeldet nach dem Rechten geschaut. "Wir wurden ausdrücklich gelobt, das war wie ein Ritterschlag für uns", freut sich der Vorsitzende.

In Hilpoltstein, wo die Tafel zu Gast bei der Awo ist, geht es mit den Räumlichkeiten großzügiger zu. Die Ausgabestelle ist groß genug, dass die Damen problemlos Abstand halten können.

Mit dem Lockdown in der nächsten Woche geht der Verein aber auf Nummer sicher: Statt bisher fünf dürfen künftig nur noch drei Kunden gleichzeitig eintreten.

Ein menschlich schmerzliches Problem tut sich vor der Tür auf. Wie der 2. Vorsitzende Heinz Ripka, der für Hip zuständig ist, erläutert, ist für viele Kunden der Gang zur Tafel der einzige kommunikative Treff in der Woche. Etliche kommen deshalb schon bis zu einer Stunde früher auf einen Plausch.

Keine Hauptversammlung

Die Grüppchen vor dem Eingang sind ab kommender Woche nicht mehr erlaubt. Die Tafel wird deshalb eine Aufsichtsperson abstellen, die die strikte Einhaltung der Vorschriften durchsetzen soll, an die Vernunft der Leute plädiert, die ansonsten weggeschickt werden. Genau das würde dem Zweck der Tafel zuwiderlaufen.

Was für den Verein ins Geld geht und deshalb ebenfalls dringend gebraucht wird: Nachschub an FFP2-Masken, Schutzhandschuhen und Desinfektionsmitteln. Für Letzteres will Landrat Herbert Eckstein die Vorräte des Katastrophenschutzes anzapfen.

Nicht für sinnvoll hat man bei der Tafel schon vor dem Lockdown gehalten, die für November anberaumte Hauptversammlung durchzuziehen. Sie wurde längst auf bessere Zeiten im nächsten Jahr verschoben.

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