Rother Tierheim: Viele ausgesetzte Tiere rund um die Ferien

12.7.2019, 17:40 Uhr
Rother Tierheim: Viele ausgesetzte Tiere rund um die Ferien

© Maria Segat

Schon merkwürdig, was der Anblick samtiger, kleiner Pfoten oder niedlicher Schlappohren mit Menschen anstellen kann: So süß, diese Tiere, denkt sich vielleicht manch einer und schafft sich gleich eins für Zuhause an. Und genau diese Tiere landen dann oft bei Carmen Nottrott und ihren Kollegen im Tierheim des Tierschutzvereins Roth.

"Das größte Problem ist, dass sich Leute planlos Tiere anschaffen", sagt Nottrott. Welche Pflege ein Tier braucht, wie man es erzieht, wie das Tier in die Familie oder den Haushalt passt, wie man es in den Alltag integriert, wie viel Geld und Zeit man investieren kann und will – das alles sind Fragen, mit denen man sich vorab beschäftigen müsse. Oftmals führe mangelnde Vorbereitung dazu, dass die Menschen überfordert seien: Das Tier läuft ihnen womöglich weg, sie bringen es ins Tierheim – oder setzen es sogar aus.

An Füchse denkt kaum jemand

Das komme immer wieder vor, sagt Nottrott. Wobei Hunde und Katzen seltener betroffen seien. "Eher setzen die Menschen Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen aus, weil sie denken, die kommen schon klar." An Wildtiere wie Füchse denke dabei aber kaum jemand.

Vor allem in der Urlaubszeit komme es oft vor, dass Menschen ihrer Tiere überdrüssig werden. Einerseits, weil sie Urlaub geplant haben, ohne sich vorher zu überlegen, wer auf das Haustier aufpasst. Dabei bietet das Tierheim sogar an, Hund, Katze, Maus zu hüten – aber eben nicht, wenn man kurz vor den Ferien erst anruft. In der Tierpension gibt es zwar Notplätze, doch die sind für Notfälle reserviert, zum Beispiel wenn jemand ins Krankenhaus muss. Deshalb rät Nottrott: frühzeitig melden, gerne auch einige Monate im Voraus.

Ein noch größeres Problem sind aber diejenigen, die sich während ihrer freien Tage ein Tier zulegen, mit dem sie dann im Alltag nicht mehr klar kommen. Was "im Urlaubsmodus" gut klappe, gelte noch lange nicht für den stressigen Alltag, so Nottrott.

Auch hier hat sie einen Lösungsvorschlag: Wer ein Tier aus dem Tierheim bei sich aufnehme, der könne beispielsweise die Möglichkeit des "Probewohnens" in Anspruch nehmen – also das Tier nur tagsüber mit nach Hause nehmen. "So können sich beide langsam eingewöhnen, Mensch und Tier". Generell sei aber vor allem wichtig, dass man sich vorher umfassend informiert und beraten lässt. "Wir sind gerne bereit zu helfen", sagt auch die stellvertretende Leiterin Kristina Fürst.

"Betty" stand auf der Box

Rother Tierheim: Viele ausgesetzte Tiere rund um die Ferien

© Carmen Nottrott

Vielleicht hätte sich mit besserer Vorbereitung auch die böse Überraschung verhindern lassen, die das Tierheim-Team vor etwa sechs Wochen erlebt haben. Als die Leiterin morgens zur Arbeit kam, stand eine Box mit der Aufschrift "Betty" vor dem Tierheim. Darin war aber nicht, wie Nottrott vermutete, eine Katze gleichen Namens, die sie kürzlich vermittelt hatte – sondern eine 1,70 Meter lange Boa constrictor. Eineinhalb Tage sei die Schlange im Tierheim geblieben, bis sie vorübergehend in eine Pflegestelle gegeben werden konnte.

Wer sie ausgesetzt hatte, haben die Mitarbeiter des Tierheims nie herausgefunden. Ein Einzelfall, könnte man meinen – doch zeigt der Fall deutlich die Unverantwortlichkeit mancher Tierhalter.

 

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