Fränkisches Seenland

Rothsee: Müllprobleme gibt es nur andernorts

25.6.2021, 06:00 Uhr
Mülleimer mit Deckel wegen der Tiere. Der Zweckverband Rothsee erfreut sich vieler Stammgäste, die auf das Erscheinungsbild achten und ihren Abfall deshalb nicht wild verstreut zurücklassen.  

© ARNULF HETTRICH via www.imago-images.de, NN Mülleimer mit Deckel wegen der Tiere. Der Zweckverband Rothsee erfreut sich vieler Stammgäste, die auf das Erscheinungsbild achten und ihren Abfall deshalb nicht wild verstreut zurücklassen.  

Müllansammlungen lassen sich am besten vermeiden, in dem man erst gar keine Müllbehälter aufstellt oder vorhandene wieder abschraubt. So lautet in einem Satz die Marschroute am Brombachsee. Dem gleichnamigen Zweckverband (ZVB) wäre es am liebsten, wenn dies im gesamten Fränkischen Seenland Schule machte.


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Bei seinem Nachbarzweckverband namens Rothsee (ZVR) hat er sich damit allerdings eine Abfuhr eingehandelt. Das Gremium sprach sich im Sitzungssaal des Kreistages einstimmig dagegen aus. Die Diskussion des Partnerverbandes habe man zwar interessiert verfolgt, so Thomas Gruber, Geschäftsleiter des Verbands für das „sanfte Me(h)r“.

Er zeigte zugleich Verständnis dafür, dass der Nachbar entsprechend reagiert habe. „Schwierigkeiten mit dem Müllaufkommen gibt es leider mittlerweile in jedem öffentlichen Park“, bedauerte er. Aber eben nicht vor der eigenen Haustür: „Am Rothsee ist keine überproportionale negative Entwicklung feststellbar.“ Wohl auch deshalb, „weil wir uns Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit auf die Fahnen geschrieben haben.“

Man achtet auf sich

Auch die Wirte am See zögen mit und setzen etwa auf Mehrweg- statt auf Einwegprodukte. Außerdem könnten die Rothseeufer etliche Stammgäste verzeichnen: „Leute, die sich mit dem See identifizieren und so auch auf ihn achten.“ Das dürfe aber nicht den Eindruck entstehen lassen, dass der Schwarze Peter bezüglich Vermüllungen den Tagestouristen in die Schuhe geschoben werden soll: „Das Problem hat schon einen tieferen Hintergrund“, gab Landrat Herbert Eckstein in seiner Funktion als ZVR-Vorsitzender zu bedenken.


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Die nackten Zahlen sind durchaus interpretationsbedürftig. Denn rein faktisch hat das Müllaufkommen am Rothsee vergangenes Jahr mit 17,60 Tonnen einen Höchststand erreicht. 2019 lag man noch knappe vier darunter, das Jahr davor hatte man den bisherigen Gipfel mit gut 16 Tonnen.

Für Gruber aber eine Frage der Relation. An den Parkgebühren ließe sich die Frequenz der Besucher sehr gut ablesen. Und die sei eben im vergangenen Jahr sehr hoch gewesen, woraus sich auch der Anstieg beim Müll erkläre.

Zudem habe es im ersten Coronajahr verstärkt die Tendenz gegeben, „selbst etwas zum Essen mitzunehmen“ - und die Reste eben einfach da zu lassen: „Angesichts der vielen Besucher ist alles im grünen Bereich! Natürlich aber ist an einem Montag nach einem gut besuchten Wochenende nicht alles besenrein“, wie sich von selbst verstehe.

"Ich kann das nicht empfehlen"

Das „Müllkonzept“ des ZVB setzte Gruber übrigens in seinen Ausführungen bewusst in Anführungszeichen – zur Verdeutlichung, was er von ihm hält. „Ich kann das keinem empfehlen“, schlug Eckstein in die gleiche Kerbe.

Und zitierte süffisant einen überregionalen Zeitungskommentar, welcher der Frage nachging, ob man denn nicht analog zur ZVB-Logik Gefängnisse und Krankenhäuser abbauen sollte, um Rechts- und Knochenbrüche zu vermeiden. Wer Mülleimer hinstelle, „gibt dem Müllsünder nicht die Gelegenheit zur Ausrede“, so wiederum seine eigene Argumentation.

Der Zweckverband Brombachsee möge bayernweit ein gutes Vorbild abgeben, an dem man sich am Rothsee aber nicht orientieren brauche: „Wir haben alles im Griff!“ Und man geht im Prinzip den gegenteiligen Weg: Statt Mülleimer abzuschrauben wurden auf ihnen Deckel drauf geschraubt, um Tiere von den Essensresten abzuhalten, so Gruber.

Das eigene Konzept, bei dem Verstöße auch geahndet würden, komme gut an, ergänzte Eckstein: „Deswegen wollen wir auch kein Problem herbeireden, das wir gar nicht haben!“ Er gönne es aber dem ZVB auch, falls er mit seinem Vorgehen Erfolg habe. Zugleich rief der Landrat aber in Erinnerung, dass auch an den Seen Menschen Flaschen einsammelten, um von den Pfandrückgaben zu leben.

Überraschend saubere Gäste

Bestätigung für das Rothsee-Konzept gab es von Andreas Haubner, seit Jahresanfang Betreiber des Strandhauses Grashof. „Ich bin sehr überrascht, wie sauber die Wiese immer ist“, lobte er das Müllverhalten im eigenen Umfeld.

In das Kompliment für die Gäste stimmte auch Eckstein mit ein: „Ausnahmen bestätigen aber die Regel.“ So sah dies auch Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch. Die „berühmten Saubären“ schafften es, ihren Müll neben dem halbleeren Behälter zu lagern. Dass aber die Gäste nach ihrem Besuch der Seen ihren Unrat wieder mit nach Hause nehmen, „halte ich für eine Illusion – ich glaube nicht, dass das funktioniert!“

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