Rothseewasser lindert Trockenheit in Unterfranken

15.7.2015, 17:17 Uhr
Rothseewasser lindert Trockenheit in Unterfranken

© Tobias Tschapka

Das Bayerische Umweltministerium fürchtet derzeit gar einen „Steppensommer“ wie im Jahr 1947. Die Umweltministerin Ulrike Scharf sagte am Montag: „Der Klimawandel wird greifbar. In Unterfranken herrscht die größte Trockenheit seit 40 Jahren.“

Im südlichen Bayern sieht die Situation zum Glück noch etwas anders aus. Die Niederschläge vor einigen Wochen fließen nach wie vor über die Flüsse ab, bestätigte Klaus Winkelmair, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg. „Wir haben in der Donau bei Kelheim noch immer einen Durchfluss von 180 Kubikmetern pro Sekunde.“ Bis zu einem Durchfluss von 140 Kubikmetern pro Sekunde darf aus der Donau Wasser entnommen werden.

Überleitung über die Roth

Über den Main-Donau-Kanal wird das Wasser über die Europäische Hauptwasserscheide transportiert und gelangt so in den Norden. In den Seen des Fränkischen Seenlandes und vor allem im Rothsee wird es zwischengespeichert. Seit Mai läuft die Überleitung bereits auf Hochtouren. Auch über den Brombach und die beiden Brombachseen wird Wasser gen Norden abgegeben.

In den Rothsee wird das Wasser vom Oberwasser der Schleuse Eckersmühlen geleitet. Dabei fließt es durch ein kleines Wasserkraftwerk. Derzeit strömt das Wasser gleich wieder ab. In der Mitte des Staudamms am Rothsee befindet sich die Ableitung. Hier nimmt das Wasser wieder den Weg durch ein kleines Kraftwerk zur Stromerzeugung und fließt über die Roth oder über den Kanal und die Schwarzach bei Wendelstein in Richtung Rednitz und Regnitz zum Main.

Ein Schwimmerbecken in zweieinhalb Minuten

13 Kubikmeter Wasser werden derzeit in der Sekunde aus dem Rothsee zusätzlich in Richtung Norden abgeben. In zweieinhalb Minuten ist das in etwa so viel Wasser, wie in das Schwimmerbecken im Rother Stadtbad passt. In einem durchschnittlichen Jahr werden etwa 100 Millionen Kubikmeter Wasser übergeleitet, derzeit rechnet das Wasserwirtschaftsamt für 2015 bereits mit rund 160 Millionen Kubikmetern.

Der Pegel des Rothsees ist derzeit noch stabil, er könne höchstens um einige Zentimeter schwanken, berichtet Winkelmair. Badegäste haben also keine Unannehmlichkeiten zu befürchten. Wichtig sei nur, dass Badegäste, Segler und Stand-Up-Paddler die mit einer Bojenkette gesperrten Bereichen in der Nähe des Staudamms meiden.

Für Unterfranken, für Mittelfranken und die ganze Metropolregion hat die Überleitung aber eine enorme Bedeutung. Denn wenn zu wenig Wasser durch die Bäche und Flüsse fließt, kann sich das Wasser zu sehr erwärmen und der Sauerstoffgehalt nimmt ab. Fische und Kleinlebewesen in Ufernähe, von denen sich die Fische ernähren, hätten dann schlechte Karten, erklärt Winkelmair. Auch Düngemittel aus der Landwirtschaft könnten bei geringem Pegelstand der Flüsse schneller zu einem Kippen des Gewässers führen.

Gewässerökologie profitiert

„Bevor es die Überleitung gab, hatte der Großraum Nürnberg im Sommer große Probleme, weil nahezu so viel Wasser aus den Kläranlagen eingeleitet wurde, wie natürlicher Abfluss in den Flüssen war“, berichtet Winkelmair. „Die ganze Gewässerökologie profitiert also von der Überleitung“, erklärt er. In Unterfranken sorgt die Wasserverteilung auch dafür, dass der Grundwasserhaushalt in den Flusstälern stabil bleibt. Hier wird teils auch Trinkwasser entnommen.

Doch nicht nur in Unterfranken sorgt die Überleitung für eine gute Wasserversorgung. „Wir versuchen das Überleitungswasser möglichst früh auch der mittelfränkischen Region zuzuführen“, sagt Winkelmair. Der Wasserverband Knoblauchsland kann zum Beispiel derzeit nach wie vor bis zu 600 Liter Wasser pro Sekunde entnehmen.

In Roth sieht man das viele Wasser an der großen Roth besonders gut — sie sprudelt momentan noch sehr munter durch die Stadt.

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