Ruderer und Rad-Rakete: Die Favoriten für den Challenge-Sieg

6.7.2019, 10:00 Uhr
Ruderer und Rad-Rakete: Die Favoriten für den Challenge-Sieg

© Foto Andrè De Geare

Nachdem das Team Challenge Ende Februar die Katze aus dem Sack gelassen und das Profi-Feld für die 2019-er-Auflage des Triathlon-Klassikers vorgestellt hatte, machte sich in der Fachwelt eine Mischung aus Verblüffung und Vorfreude breit. Ohne Weltbestzeit-Halter Jan Frodeno, Hawaii-Sieger Patrick Lange und Titelverteidiger Sebastian Kienle fehlen dem Langdistanz-Triathlon heuer zwar die drei großen deutschen Zugpferde. Doch dafür ist ansonsten fast alles am Start, was sich in Roth und auf Hawaii schon einen Namen gemacht hat. Ein so erlesenes und gleichzeitig ausgeglichenes Feld hat das Team Challenge vermutlich noch nie am Start gehabt.

Erstmals seit vielen Jahren gibt es deshalb keinen Top-Favoriten, sondern ein gutes halbes Dutzend Sieganwärter. Unter diesen ragen ein Belgier, ein Brite und ein Australier heraus.

Zweiter Sieg ist möglich

Einer von ihnen weiß schon, wie sich ein Sieg in Roth anfühlt. Bart Aernouts hatte vor zwei Jahren einigermaßen überraschend triumphiert. Der eher durchschnittliche Schwimmer hatte seinerzeit auf dem Rad und vor allem beim Marathon das Feld von hinten aufgerollt. Der frühere Duathlon-Weltmeister (2010) wiederholte dieses Kunststück bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii im vergangenen Jahr – fast jedenfalls. Nur am Deutschen Patrick Lange kam der 35-Jährige nicht mehr vorbei. Ein zweiter Sieg in Roth ist Aernouts aber sicher zuzutrauen, sollte nach der zweiten Disziplin die Konkurrenz noch in Reichweite sein.

Nicht nur der amtierende Ironman-Vizeweltmeister gibt sich in Roth die Ehre. Auch der Hawaii-Dritte (2017 und 2018) will es im Fränkischen wissen. David McNamee ist wie Bart Aernouts ein bärenstarker Läufer. Als ehemaliger Kurzstrecken-Spezialist kommt der 31-Jährige darüber hinaus fast immer mit den besten Schwimmern aus dem Wasser. Er muss nur aufpassen, dass auf den 180 Radkilometern der Rückstand auf die Spezialisten nicht allzu groß ist.

Der größte dieser Spezialisten auf der Triathlon-Rennmaschine ist zweifellos der Australier Cameron Wurf. Im Vorjahr pulverisierte er den Split-Rekord von Jan Frodeno. Die neue Bestzeit für die 180 Radkilometer steht seitdem bei 4:05:37 Stunden. Das sorgte seinerzeit für einiges Erstaunen, denn Wurf hatte erst eine Woche vor dem Challenge eine Langdistanz absolviert. Nach dem Rennen, das er 2018 auf Platz fünf beendete, kündigte er neue Großtaten an. "Da geht noch was", meinte er zum Beispiel mit Blick auf die Radstrecke. Gut möglich, dass er – optimale Bedingungen vorausgesetzt – die Vier-Stunden-Marke knackt. Das wäre dann ein Schnitt von mehr als 45 km/h.

Wurf hat sich gesteigert

Von ungefähr kommt die Stärke auf dem Rad bei Wurf natürlich nicht. Er vertrat seine Landesfarben schon als Radprofi, auch den Giro d’ Italia hat er bereits absolviert. Und: Vor seinen Karrieren als Triathlet und Radsportler war der 35-Jährige bereits U 23-Ruder-Weltmeister (und Teilnehmer an den Olympischen Spielen).

Als Triathlet war Wurf lange Zeit kein Sieg-Anwärter, weil er nicht zu den besten Läufern zählt. Besser gesagt: zählte. In der dritten Disziplin hat er sich aber gesteigert, bei seinem Ironman-Sieg in seiner Heimat Australien absolvierte er die abschließenden 42,195 Kilometer heuer in 2:50 Stunden. Wenn er das in Roth wiederholen könnte, dann müsste man mit dem Aussie diesmal rechnen, nicht nur auf dem Rad.

Ruderer und Rad-Rakete: Die Favoriten für den Challenge-Sieg

© giu

Deutlich schneller als 2:50 Stunden kann den abschließenden Marathon Braden Currie laufen. Der 31-jährige Neuseeländer kommt mit der Empfehlung eines fünften Platzes von Hawaii 2018 nach Roth. Der Mann, der in Wanaka, dem ältesten Ableger des Rother Challenge, lebt, stieg erst 2018 von der Kurz- und der Mittel- auf die Langdistanz um – und gewann gleich bei seiner Premiere im australischen Cairns.

Kurz hinter Currie war 2018 auf Hawaii Matthew Russel als Sechster ins Ziel gekommen. Auch der Amerikaner will in Roth um Sieg und/oder Podest mitkämpfen. Und: Die beiden aussichtsreichsten deutschen Aspiranten auf Top-Platzierungen sollte man hier nicht unterschlagen. Andi Böcherer hatte 2017 und Anfang 2018 keine gute Zeit, meldete sich dann aber im September mit einem Sieg beim Ironman Italien in der Weltspitze zurück. Für ihn wird es der erste Start in Roth sein.

Hoffman und Beals fehlen

Ein bisschen voraus ist ihm in dieser Hinsicht Andreas Dreitz. Der Bayreuther hat nicht nur viermal beim Rothsee-Triathlon triumphiert, sondern hat im Vorjahr bei seiner erst zweiten Langdistanz in Roth gleich mit dem zweiten Platz aufhorchen lassen. Seine 7:53:06 Stunden hätten in den meisten Jahren zuvor für den Sieg gereicht. Doch 2018 musste er Sebastian Kienle den Vortritt lassen.

Wie gut Dreitz in Form ist, weiß man nicht so genau. Zuletzt beim Rothsee-Triathlon vor knapp zwei Wochen bekam der 30-Jährige von den Sprintern unter den Triathleten ordentlich eins auf die Mütze. Seinen fünften Sieg verpasste er deutlich. Was ihn aber nicht aus der Ruhe brachte. Für den Challenge sieht er sich nach wie vor gut gerüstet.

Angesichts dieses breit aufgestellten Weltklasse-Feldes fallen zwei Absagen gar nicht so sehr ins Gewicht. Viel vorgenommen für Roth hatte sich der Amerikaner Ben Hoffman. Und ganz gespannt war man beim Team Challenge auf den Kanadier Cody Beals, der zuletzt bei verschiedenen Rennen eine beeindruckende Siegesserie hingelegt hatte. Beide müssen aber verletzungsbedingt passen.

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