"Saubere" Äcker oder Biodiversität?

13.6.2019, 12:00 Uhr

© Foto: Jürgen Leykamm

Wie das gehen soll, erklärte er Studierenden der Rother Landwirtschaftsschule bei einem Besuch. Seine elf Hektar Grünland bewirtschaftet der Nebenerwerbslandwirt bereits seit 2003 nach den Richtlinien des Vertragsnaturschutzprogramms (VNP). Drei Jahre später stieg er ganz auf Ökolandbau um und ein weiteres Jahr darauf entschloss er sich zu einem Projekt zur Wiederansiedlung von gefährdeten Ackerwildkräutern unter der Flagge der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Seither gelinge es immer besser, "seltene Arten durch die passende Ökofruchtfolge wieder zu etablieren – eine spannende Geschichte", befand Gronauer im Gespräch mit den angehenden Wirtschaftern im Landbau.

"Da muss schon was übrig bleiben"

Für die zählt neben dem Gedanken an die Nachhaltigkeit aber vor allem der an den betrieblichen Erfolg. Doch genau der lasse sich auch als Biobauer erzielen, ist der Bieswanger überzeugt. Denn zum einen seien die Erzeugerpreise in jenem Fall höher, zum anderen erfreue man sich guter Prämien. Seine Wirtschaftsweise kann sich Gronauer aber nur als Nebenerwerbslandwirt erlauben, monierte darauf einer der Studierenden. Das stimme nicht, so der Konter. "Ich habe die gleichen Ansprüche wie ein Haupterwerbslandwirt, da muss schon was übrig bleiben." Nicht zuletzt wolle er sich bei seinen Schülern nicht blamieren, so der Bieswanger, der in Triesdorf die Höhere Landbauschule leitet.

Dass, wie oft behauptet, Ackerwildkräuter wie in seinem Fall die Verkaufsoptionen an sich schmälerten, sei ebenso nicht richtig, betonte der Ökolandwirt. "Wir verkaufen unseren Weizen an die Hofpfisterei", nannte er einen Topkunden als Kronzeugen. Natürlich aber sei es weder realistisch noch sinnvoll, die komplette Landwirtschaft auf Ökolandbau umstellen zu wollen. "Denn wir brauchen auch die Biodiversität der Höfe", pflichtete ihm Wildlebensraumberaterin Ann-Kathrin Bröger bei, die beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Uffenheim angesiedelt ist. "Aber die konventionellen Betriebe, die ja ohnehin nachhaltig zu wirtschaften bestrebt sind, könnten sich bei den Biobetrieben doch so einiges abschauen", so Lehrerin Elisabeth Remlein.

Dem gesellschaftlichen Diskurs stellen

Gronauer ging dabei in zweifacher Hinsicht noch weiter. Denn zum einen sei dies auch das Gebot der Stunde, da die Resistenzen immer stärker zunähmen und so der Einsatz von Biotechnik wie pflügen und hacken wieder verstärkt forciert werden müsse. Zum anderen sei es für die jüngere Generation von Landwirten wichtig, sich dem gesellschaftlichen Diskurs in Sachen Nachhaltigkeit nicht zu verweigern, sondern ihn mit eigenen Impulsen zu bereichern.

Dazu gehöre aber erst einmal ein Umdenken innerhalb der eigenen Branche. Zu lernen, sich über einen üppigen Weizen genauso zu freuen wie über ein Adonisröschen, so sein Beispiel. Prompt erklang die Retourkutsche: "Ich will aber einen sauberen Maisacker!" Das rief Bröger auf den Plan, die bekräftigte: "Zu viel Ordnung ist schlecht für die Natur, man muss die Unordnung auch mal ertragen können."

Wegränder können genutzt werden

Das heiße aber nicht, dass zum Wohl der Biodiversität alle Bauern jetzt hektarweise Blühflächen anlegen müssten. Es genüge hier mal eine nicht verwertete Ackerecke oder Wegränder für Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt zu nutzen, dort mal einen Blühstreifen anzulegen oder eine Hecke zu pflanzen. Es seien die vielen kleinen Strukturen, die weiterhelfen. Und kleine Schritte zu gehen, die den eigenen Betrieb nicht kümmern.

Gronauer selbst hat sich etwa einen Schleiereulenkasten in seine Scheune platzieren lassen - ohne negative Folgen. Derzeit ist dort ein Falke zu Hause. Wie groß die Vielfalt werden kann, zeigte Bröger schließlich anhand von Becherlupen, mittels derer "sechs- bis achtbeinige Wesen" (Remlein) von den Wiesen Gronauers betrachtet werden konnten.

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