Schloss Ratibor: Der Biber vom Brunnbach

28.9.2020, 15:09 Uhr
Schloss Ratibor: Der Biber vom Brunnbach

© Foto: RHV-Archiv/Dieter Hopf/LBV

Auf großes Interesse stieß eine Open-Air-Veranstaltung im Innenhof von Schloss Ratibor. Der Rother Naturfilmer Gerdt Rohrbach zeigte ein selbst gedrehtes Video über den Biber am Brunnbach neben der B 2, das er im Zeitraum vom Herbst 2017 bis zum Mai dieses Jahres gedreht hat.

Der Film entstand in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz und der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Roth. Wegen der beeindruckenden Aufnahmen wird er inzwischen als Lehrfilm von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Laufen an der Salzach zur Aus- und Weiterbildung von Biberberatern genutzt.

Schloss Ratibor: Der Biber vom Brunnbach

© Foto: RHV-Archiv/Dieter Hopf/LBV

"Dämmebauer Biber?" heißt der 28-minütige Film, der in bestechenden Aufnahmen über die Lebensweise des Bibers sowie die Auswirkungen seines "Dämmebaus" informiert. "Zweck meines Projektes ist es, das Naturerbe zu bewahren und die Zuschauer dafür zu gewinnen, sich für die Rückkehr wahrer Natur, also die Wildnis, in unserer zivilisierten Umwelt einzusetzen", erklärte der Naturfilmer. Rund 50 Filme hat Gerdt Rohrbach schon gedreht, alles Filme über die Natur- und Kulturlandschaften, beispielsweise auch in der Auvergne und in der französischen Provence.

"Die Anwesenheit eines wilden Tieres – hier des Bibers – in unserer Kulturlandschaft wird nicht von allen Mitbürgern begrüßt", räumt Rohrbach freimütig ein. "Da sind nicht nur die Bauern, denen das Tier die Wiesen unter Wasser setzt, da ist auch mancher ordnungsliebende Bürger nicht gut auf den Biber zu sprechen: ,Schau her, wie es dort ausschaut!’ Stimmt! Wo der Biber haust, sieht es bald sehr wild aus."

Der Held des Filmes ist der Biber. Helden haben eine Herausforderung zu bestehen. Diese kulminiert hier in zwei Fragen: Darf der Biber bleiben und wird der Biber bleiben? Letztere Frage stellt sich, weil seine Bauwerke immer wieder zerstört wurden.

Betroffene befragt

Unter diesen Umständen müssen natürlich auch Betroffene befragt werden. Was der Landwirt vom Biber hält, wird anhand seiner Taten deutlich gemacht. Spannender ist die Frage, wie sich die Behörden, neben dem Straßenbauamt vor allem die Naturschutzbehörde vor Ort am Landratsamt, verhalten werden.

Ein Interview mit Ruth Schleicher, Ingrid Küttinger und Jörg Pfaffenritter vom Landratsamt Roth gibt Auskunft. So erklärten die Vertreter der unteren Naturschutzbehörde, dass den Landwirten und Grundstücksbesitzern von Gegenden, in denen der Biber Schaden angerichtet hat, staatliche Entschädigungen zustehen. Damit würden die Nachteile ausgeglichen. In wenigen Einzelfällen werde auch entschieden, dass die Biberpopulation durch Abschuss nicht überhand nimmt. Ansonsten zählt der Biber zu den streng geschützten Wildtieren. Auch mit Richard Radle, dem Ortsvorsitzenden des Bund Naturschutzes und Rother Stadtrat, hat Gerdt Rohrbach ein Interview geführt.

"Im Laufe meiner Arbeit wurde deutlich, dass die Fokussierung auf ein Tier und seine Familie das Problem nicht umfassend behandelt", berichtete Rohrbach. "Es geht nicht nur um einen Biber, es geht vielmehr um die Wirkungen von Bibern auf ihre Umwelt: Biber bauen nicht nur Dämme, sie bauen ein System! Beseitigt man die Dämme, so zerstört man auch ein System, das gerade im Entstehen ist." Deshalb heißt es im Abspann des Films: "Systembauer Biber!".

Bilder ins Bewusstsein gerückt

Um aufzuzeigen, dass der Film nicht für ein abstraktes System eintritt, wird zum einen die Schönheit einer ungezähmten Natur mit entsprechenden Bildern ins Bewusstsein gerückt. Zum anderen wird auch die Frage zumindest ansatzweise beantwortet, wie man sich Natur nähern kann, ohne ihr zu schaden.

Indem "Dämmebauer Biber?" dies aufzeigt, befördert er nicht nur den Zweck, Sympathisanten für den Biber und eine ursprüngliche Natur zu gewinnen, er erhält zusätzlich noch eine Funktion: Er eignet sich für die naturkundliche Aufklärung von jungen Menschen und nicht zuletzt für jeden von uns. Rund 50 Biber gibt es im Landkreis Roth, erfährt der Zuschauer. Gerdt Rohrbach konzentrierte sich bei seinen Filmaufnahmen auf das Flurstück Brunnbach, das wenige Meter von der Bundesstraße 2 entfernt ist.

"Der Verkehrslärm der B 2 juckt den Biber nicht, wenn man allerdings als Spaziergänger mit anderen unterwegs ist, dann verhält er sich äußerst scheu und reagiert sehr sensibel auf menschlichen Besuch", berichtete Rohrbach. "Man sieht sehr deutlich, welche Spuren er hinterlassen hat."

Dreh in der Dämmerung

Gedreht hat der Naturfilmer oft in der Dämmerung bis zum Einbruch der Dunkelheit, und das bei jedem Wetter, im Winter und im Sommer, denn dann ließ sich der Biber am ehesten blicken. "Mit der Filmerei habe ich mich kurz nach meinem Studium infiziert", lachte Rohrbach.

"Wo der Biber sich niederlässt, da entsteht wieder Wildnis", sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung, "das ist dem Normalbürger suspekt, doch ich finde es fantastisch, dass die Natur noch Natur sein darf." Er habe großes Verständnis für die Betroffenen, räumte er ein. Es gebe einen Interessengegensatz, der in vielen Fällen durch Entschädigungen ausgeglichen werde. Es gehöre zum Wesen des Bibers, dass er das Wasser aufstaut und "Burgen" baut. Wenn die Biber-Dämme eingerissen werden, so fragt der Naturfilmer in Zukunft beim Landratsamt nach, ob das auch genehmigt wurde.

Es waren etliche hundert Stunden, bis der Film im Kasten war. Für den Film hat Rohrbach sich eigens ein Tarnzelt gekauft. Obwohl er den Film in Alleinarbeit gedreht hat, erhielt er Unterstützung von zwei Profis, nämlich von Jürgen Eichinger und Sigi Menzel. Sie waren bei der Filmpremiere in Roth nicht anwesend.

Rohrbach ist bereit, seinen Film der Kreisbildstelle Roth und damit den Schulen zur Verfügung zu stellen. "Die Schulen kriegen die Aufführungsrechte kostenlos von mir", sagte er. Dass der Film beim Publikum bestens ankam, bewies der Applaus am Ende der Filmpremiere und die sich anschließende engagierte Diskussion.

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