Sieben Tage im Stundentakt von Hilpoltstein nach Roth

8.2.2019, 05:27 Uhr
Sieben Tage im Stundentakt von Hilpoltstein nach Roth

© Foto: HiZ-Archiv/Beate Windisch

Von Roth fährt der letzte Zug nach Hilpoltstein um 20.02 Uhr ab. Für Berufstätige, die keinen klassischen Arbeitstag haben, zum Beispiel im Einzelhandel oder in Schichtarbeit, komme damit die Bahn als Verkehrsmittel nicht infrage, sagt Leikam. An Samstagen mit acht Zugpaaren und an Sonntagen mit sieben Zugpaaren werde auf der Strecke Hilpoltstein – Roth die verkehrspolitische Zielsetzung des Bayerntakts meilenweit verfehlt. Im Bayern-Takt soll jeder Bahnhof und jeder Halt zwischen 6 Uhr und 24 Uhr mindestens einmal in der Stunde in jeder Fahrtrichtung bedient werden. Diese Zielvorgabe habe jüngst Ilse Aigner, die zwischenzeitlich Landesverkehrsministerin ist, bekräftigt.

Nichts passiert

Doch geschehen sei zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 wieder nichts. Auf eine Anfrage der Nürnberger Landtagsabgeordneten Tessa Ganserer teilte das Bayerische Staatsministerium für Verkehr bereits am 9. Oktober 2018 mit: "Die sukzessive Vervollständigung des bayernweiten Stundentaktes ist Ziel der Staatsregierung. Vor dem Hintergrund, dass ab dem Nachtragshaushalt 2018 jährlich weitere 100 Millionen Euro zur Förderung des ÖPNV vorgesehen sind, wird auch die weitere Vervollständigung des Bayerntakts vorangetrieben.

Da die verfügbaren Mittel gleichwohl nicht ausreichen, um alle bestehenden Taktlücken sofort zu schließen und auch für andere Mehrbestellungen ein verkehrlicher Bedarf besteht, muss insgesamt eine Priorisierung anstehender Maßnahmen erfolgen, die allerdings noch nicht abgeschlossen ist."

Geld für die Bestellung von Schienenpersonennahverkehr (SPNV) ist beim Freistaat Bayern mehr als genug da. Denn dafür – und nur dafür — erhält der Freistaat das Geld von der Bundesrepublik Deutschland. Das sind die jährlich überwiesenen Regionalisierungsmittel. Die Regionalisierungsmittel stiegen ab 2016 von zuvor 7,3 auf 8,2 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Mittel werden seit 2017 jährlich um 1,8 Prozent erhöht. Damit erhält Bayern immer mehr Regionalisierungsmittel, die für eine Angebotsverbesserung einzusetzen sind, erklärt Leikam. Darüber hinaus sind die nicht verausgabten Haushaltsreste bei den für den SPNV vorgesehenen Regionalisierungsmitteln in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen.

77 Züge

Für den Stundentakt auf der "Gredl"an sieben Tagen in der Woche von 6 bis 24 Uhr werden zusätzlich 77 Zugfahrten für beide Richtungen zusammen benötigt. Das sind in der Woche rund 850 Zugkilometer. Jetzt werden rund 2100 Zugkilometer pro Woche von der Gredl gefahren. Wie mangelhaft das Angebot für einen attraktiven SPNV auf der Strecke ist, zeigt die für den Stundentakt notwendige Steigerung um rund 40 Prozent.

Dass ein solches Angebot angenommen werde, belege die vor fünf Jahren wieder in Betrieb genommene Eisenbahnstrecke in Bayerisch-Schwaben von Weißenhorn nach Senden mit direkter Weiterfahrt nach Neu-Ulm/Ulm. Die Fahrgastzahlen übertreffen sämtliche vor dem Ausbau erstellten Prognosen. Die Regionalbahn dort fährt von Anfang an sieben Tage die Woche von 6 bis 24 Uhr. Von der Einwohnerzahl sind Hilpoltstein und Weißenhorn ähnlich.

"Diese Erfolgsgeschichte ermutigt uns, unser Ziel der umsteigefreien Anbindung der Gredlbahn an das S-Bahn-Netz Nürnberg konsequent weiter zu verfolgen", stellt Christoph Leikam klar. Dafür müsse die Elektromobilität von Roth bis Hilpoltstein ausgebaut werden.

"Um überhaupt noch eine Chance zu haben, die Erderwärmung zu bremsen, müssen jetzt die Zukunftsinvestitionen in die Elektrifizierung getätigt werden. Schnelles Handeln ist gefordert, denn die Kosten der Klimakatastrophe werden ein Vielfaches höher sein", meint die Abgeordnete Tessa Ganserer und ergänzt: "Der Stundentakt für die Gredl kann kurzfristig umgesetzt werden!"

Machbarkeitsstudie

"Ich freue mich, dass unsere grünen Forderungen nach einem Umdenken in der Mobilität vor Ort so große Unterstützung bei den Landtags-Grünen finden", sagt Kreisrat Felix Erbe. Nach einem gemeinsamen Antrag aller Hilpoltsteiner Kreisrätinnen und Kreisräte zum Thema und einer Beratung im Energieausschuss wurde Ende vergangen Jahres die Mitfinanzierung einer Machbarkeitsstudie für die Strecke durch den Landkreis beschlossen, nachdem sich der Hilpoltsteiner Stadtrat bereits einmütig dafür ausgesprochen hatte.

Auch der Stadtrat in Roth hat inzwischen zugesagt. Neben der Ausweitung und Verbesserung des Taktes hatten sich die Hilpoltsteiner Mitglieder des Kreisrats auch grundsätzlich für den Erhalt der Strecke über 2031 hinaus ausgesprochen.

"Die Optimierung der Zugmaterials und schlussendlich eine Einbindung der Stecke in das S-Bahn-Netz als benutzerfreundlichste Variante zählen dabei zu unseren Zielen", erklärt Felix Erbe und fügt im gleichen Atemzug hinzu: "Wir sind froh über die Zusammenarbeit in Hilpoltstein über Parteigrenzen hinweg und hoffen, dass unsere Bemühungen auch bei einer Debatte im Gesamtgremium Kreistag unterstützt werden! "

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