Silberner Apfel und der Helm fürs Legomännchen

11.8.2016, 06:00 Uhr
Silberner Apfel und der Helm fürs Legomännchen

© Foto: Schlenk

Barnsdorf ist ein schmales Straßendorf. Auf der einen Seite der Fluss und Wiesenauen, auf der anderen Seite Wald, dazwischen liegt die Straße – und die Schlenk AG. Barnsdorf war schon immer Schlenk, und Schlenk war Barnsdorf.

Im Jahr 1879, vor 137 Jahren kaufte Carl von Schlenk-Barnsdorf dort eine insolvente „Zainmetallschlägerei“, in der sogenanntes Zaineisen, also Schweißeisen geschlagen und gemahlen worden war. Aus den Metallabfällen wurde damals schon Metallpulver hergestellt, die schimmernden Teilchen wurden zum Beispiel verwendet, um Holz zu lackieren.

Mit diesen winzigen schimmernden Teilchen, den Metallpigmenten, trat Carl von Schlenk schnell einen internationalen Siegeszug an: Bereits nach knapp 20 Jahren ging er 1897 mit seiner Fabrikation an die Börse, und im Jahr 1904 folgte die erste Auslandsinvestition in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Produktion von Aluminium- und Bronzepigmenten, aber auch von Metallfolien florierte in der „Neuen Welt“ genauso gut, bis Weltwirtschaftskrise und die beiden Weltkriege die Erfolgsgeschichte vorerst stoppten.

1954, die Schlenk AG wird zu der Zeit in der zweiten Generation von der Familie Schlenk geführt, produziert man erstmals Aluminiumpaste, neben Alu- und Bronzefolien ist jetzt auch Folie aus Kupfer im Programm. Unter dem Gründerenkel Günther von Schlenk-Barnsdorf geht es in den 90er Jahren in die Expansion Richtung Osten, 2008 wird ein Standort in China eröffnet, und heute hat die Firma — in vierter Generation innerfamiliär geführt — 950 Mitarbeiter an zehn Produktionsstandorten in fünf Ländern.

Die Alupigmente aus dem Hause Schlenk, gemahlen aus Aluminiumgrieß, gesiebt, behandelt und veredelt, sitzen heute auf unzähligen Mobiltelefonen – dort, wo die Beschichtung oder der kleine Apfel silbern glänzen. Auf den schicken Kartons für die Düfte von Dior, Lancôme oder Chanel sorgen edle Beschichtungen für goldene Glanzeffekte – die Bronzepigmente ordern die Hersteller in Barnsdorf.

Die glänzenden Helme der kleinen Legofiguren werden mit Metallgrundstoffen aus der Firma Schlenk lackiert, in Gold- und Silberfarbe getauchte Kerzen oder Silber- und Goldstifte sehen dank der Metallpasten von Schlenk so nobel aus. „Jeden Tag halten Sie etwas von uns in der Hand“, kann man bei Schlenk zu Recht behaupten.

Aber nicht nur für Zubehör und Deko taugt das gemahlene Metall: In der Baustoffindustrie sorgt es schon seit den 50er Jahren dafür, dass Betonsteine durch chemische Reaktionen als deutlich leichtere Ytong-Steine verwendet werden können – eine Revolution auf dem Bausektor.

Produziert wird an allen zehn Standorten, in China ebenso wie in Brasilien, in Tschechien und in Slowenien, aber der Hauptsitz ist und bleibt das kleine Barnsdorf, wo der jetzige Geschäftsführer Joachim von Schlenk-Barnsdorf mit seiner Familie auch wohnt.

Hier, teilweise auch im Nachbardorf Bernlohe und in Roth, werden neue materialsparende und -schonende Werkstoffe erforscht, eigene Maschinen für die Produktion hergestellt und neue Mixturen erprobt. „Hier schlägt das Herz der Schlenk AG“, sagt Verkaufsleiter Hans Bittl. „Das Herz eines Familienbetriebs“, fügt er hinzu und meint damit nicht nur das gute soziale Klima an seinem Arbeitsplatz, das sich im betriebseigenen Restaurant, im Fitnessstudio oder im Hort für die Kinder der Mitarbeiter niederschlägt, sondern auch in dem sicheren Wissen um seinen Job.

Kein Shareholder Value

Denn weil in dem börsennotierten Familienbetrieb nicht nur auf ein Pferd gesetzt wird, ist man „sehr diversifiziert aufgestellt“, verschiedene Geschäftsfelder sichern das Wachstum auch bei schwierigerer Marktlage – zum Beispiel wenn das Öl so wenig einbringt wie zurzeit und daher mancher Auftraggeber sich in Zurückhaltung übt. „Dafür laufen andere Bereiche gut“, weiß Verkaufschef Bittl und führt beiläufig die Weltmarktführung des Betriebs in etlichen Bereichen an.

„Bei uns gibt es kein Shareholder Value“, sagt er aus tiefster Überzeugung. Statt dessen „Stabilität und Solidität“, dazu das zweite Familienmotto: „Tradition und Innovation“. Unter solchen Prämissen werden die silbernen Äpfel und leuchtenden Legomännchen sicher noch für viele Jahre glänzen.

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