So sicher ist das Pflaster rund um Hilpoltstein

14.3.2021, 15:28 Uhr
So sicher ist das Pflaster rund um Hilpoltstein

© Archivfoto: NN

Das sind die Eckdaten der Kriminalstatistik 2020, die die Polizeiinspektion Hilpoltstein dieser Tage vorlegte.

Laut Dienststellenleiter Matthias Stößl nahm die PI Hilpoltstein im vergangenen Jahr in ihrem Bereich, der Allersberg, Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing umfasst, 761 Delikte zu Protokoll. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr (699 Straftaten) einen Anstieg um 8,8 Prozent.

Der Zehnjahresdurchschnitt von 878 Delikten wurde aber damit dennoch um 13,3 Prozent unterschritten. Zwei Drittel (genau: 66,5 Prozent) und damit 506 Straftaten mit 421 Tatverdächtigen konnten aufgeklärt werden. Nur gut ein Fünftel, nämlich 22,1 Prozent, der Gefassten waren weiblich.

Die absoluten Zahlen und somit auch die Häufigkeit von kriminellen Delikten gingen in Heideck und Thalmässing leicht zurück; in Allersberg, Greding und Hilpoltstein war ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Äußerst sicher

Am meisten war die Polizei in Hilpoltstein gefordert, gefolgt von Allersberg. Jedoch dürfe man nicht außer Acht lassen, dass diese beiden Kommunen im mittelfränkischen Bereich immer noch guten Gewissens als "äußerst sicher" gelten, betont Stößl.

Die sogenannte Kriminalitätsbelastung wird allgemein gemessen, in dem die Einwohnerzahlen in Relation zur Anzahl der Straftaten gesetzt wird.

Die Häufigkeitszahl im Bereich der PI Hilpoltstein liegt bei nur 1945. Also pro 100 000 Einwohner errechnen Statistiker 1945 Straftaten, umgerechnet auf den Bereich der Hilpoltsteiner Polizei.

Die Häufigkeitszahlen für gesamt Mittelfranken (4322) und in Bayern (4291) waren 2020 rückläufig. Im Umkehrschluss aber bedeutet das, dass die Kriminalitätsbelastung im Bereich der PI Hilpoltstein immer noch mehr als 50 Prozent geringer ausfällt als in der Region und sogar bayernweit.

Jugendkriminalität

Im Jahr 2019 war knapp ein Viertel (24,2 Prozent) der Tatverdächtigen im Alter unter 21 Jahren. Sie war im Folgejahr leicht rückläufig.

Im Einzelnen wurden 16 Kinder unter 14 Jahren (3,8 Prozent), 35 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren (8,3 Prozent) und 51 Heranwachsende zwischen 18 und 20 Jahren (12,1 Prozent) als Tatverdächtige ermittelt.

Der Anteil der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass stieg von 19,1 Prozent auf 24,2 Prozent.

Bei diesen Zahlen wird allerdings nicht unterschieden, ob es sich bei den Tatverdächtigen um hier wohnende Mitbürger nichtdeutscher Staatsangehörigkeit handelt oder um durchreisende Personen, beziehungsweise Zuwanderer.

Die Zahl der strafauffällig gewordenen Zuwanderer stieg von 15 auf 28. Im Gesamten gesehen machen sie unter allen erfassten Straftaten aber nur 6,6 Prozent aus. Und: Drei dieser 28 Tatverdächtigen sind nur wegen ausländerrechtlicher Verstöße in der Statistik vertreten.

Elf Personen aus dieser Gruppe wurden wegen Körperverletzungsdelikten aktenkundig. Hierbei handelte es sich ausschließlich um Handgreiflichkeiten der Zuwanderer untereinander in oder an ihren Unterkünften. Nur einmal musste eine Anzeige wegen Ladendiebstahls bearbeitet werden.

Dienststellenleiter Stößl betont in diesem Zusammenhang: Aufgrund dieser Zahlen "besteht weiterhin kein Anlass zur Sorge, dass mit der gestiegenen Zahl der Flüchtlinge eine deutlich höhere Kriminalitätsbelastung einhergeht. Dies kann somit zumindest für den Dienstbereich der PI Hilpoltstein, eindeutig entkräftet werden".

Weniger erfreulich ist für den Polizeihauptkommissar die Tatsache, dass die Zahl der Körperverletzungen 2020 wieder angestiegen ist. Damit sei bei 115 Delikten nach einem Abfall in den vorherigen zwei Jahren (2019: 92) wieder in etwa das Niveau der Vorjahre erreicht worden. Dieser Anstieg sei laut PI-Leiter teilweise auf die Faschingsveranstaltungen am 22. und 23. Februar des Jahres 2020 zurückzuführen. Hier kam es zu insgesamt 13 Vorfällen, bei denen durchwegs der Alkohol als "Aggressionsbeschleuniger" eine Rolle gespielt hat.

Die Zahl der Beleidigungen hat sich von 27 auf 54 verdoppelt. Warum das so ist – dafür hat Stößl keine Erklärung.

Die Anzahl der Diebstähle, insbesondere der schweren Diebstähle, ist 2020 deutlich gesunken. Von den 120 sogenannten einfachen Diebstählen gingen alleine 38 auf das Konto eines 33-jährigen Polen. Er hatte in seinem Job als Postzusteller Pakete geöffnet und daraus Ware entwendet.

Im Jahr 2020 weist die Statistik sechs Wohnungseinbrüche auf (Vorjahr: acht). Diese "erfreuliche Reduzierung" liegt deutlich unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 15 Delikten. Jedoch konnten nur in einem Fall die Täter ermittelt werden. Hierbei waren Hinweise aus der Nachbarschaft sehr hilfreich, so Stößl.

2020 betrug der Gesamtschaden aller Diebstahls- und Vermögensdelikte 527 110 Euro. Dies bedeutete eine Verringerung um 9,1 Prozent. Dabei waren Diebstähle 344 730 Euro "wert"; auf Vermögensdelikte fallen 182 365 Euro.

Corona und die Folgen

Die Strafanzeigen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt haben sich im Vergleich zum Vorjahr erkennbar erhöht. Im Jahr 2019 mussten 17 Anzeigen an die Staatsanwaltschaft geschickt werden; im Jahr 2020 waren es 25. "Wenn man allerdings die Zahlen der Jahre 2017 und 2018 einbezieht, ist die Steigerung im Rahmen der normalen Bandbreite. 2018 wurden 26 und 2017 38 Delikte bearbeitet", erklärt der Dienststellenleiter. Seine Schlussfolgerung: "Ein signifikanter Einfluss der Ausgangsbeschränkungen im Jahr 2020 auf die Fälle von häuslicher Gewalt scheint somit nicht gegeben."

Apropos Corona: Im Jahr 2020 wurden insgesamt 118 Verstöße nach der Infektionsschutzverordnung an das Landratsamt gemeldet. Hiervon fielen 85 auf den Zeitraum von März bis Mai 2020. In den Monaten November und Dezember waren es 21.

Im Jahr 2020 kam es insgesamt zu 16 aktenkundig gewordenen Anrufen aus Callcentern, wobei die Anrufer durch Vorspiegelung falscher Tatsachen den Angerufenen insbesondere zu Bargeldübergaben oder Überweisungen veranlassen wollten. Die jeweiligen Anrufer gaben sich vorwiegend als Polizeibeamte oder Mitarbeiter der Firma Microsoft aus. In einigen Fällen wurde ein Gewinn in Aussicht gestellt.

Nur in vier Fällen kam es tatsächlich zu einer Zahlung. Der Gesamtschaden belief sich hierbei auf 7098 Euro. Die übrigen Geschädigten hatten erkannt, dass es sich hier um einen Betrugsversuch handelt und haben keine Zahlungen geleistet.

Auffallend ist die Zunahme im Bereich Cybercrime/Internetbetrug: Dabei geht es um Phishing und Ausspähen von Daten; um Betrug im Zusammenhang mit Online-Handel; Betrug im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken, Identitätsdiebstahl, Computersicherheit und Abofallen.

Diese Deliktsformen nehmen in den vergangenen Jahren einen immer größeren Raum in der polizeilichen Ermittlungsarbeit ein.

Dazu stellt Stößl Folgendes klar: Hierbei sei zu unterscheiden, wo der Täter gehandelt hat. Liegt dieser Tatort im Bereich der PI Hilpoltstein, wird der Fall hier auch abschließend bearbeitet. In der überwiegenden Zahl der Fälle wohnt der Geschädigte im Bereich der PI Hilpoltstein und erstattet dann auch hier Anzeige. Diese Delikte werden dann in Hilpoltstein aufgenommen und zu der für den Tatort zuständigen Polizei weitergeleitet.

Cyberkriminalität boomt

Im Jahr 2020 haben die Beamten der PI Hilpoltstein insgesamt 133 Strafanzeigen der Internetkriminalität entgegengenommen und weitergeleitet. Dabei entstand den Geschädigten ein Schaden in Höhe von insgesamt 43 050 Euro.

Mit einem Tatort im hiesigen Bereich mussten 2020 insgesamt 29 Straftaten bearbeitet werden, wobei ein Schaden in Höhe von 1730 Euro entstand.

Seit Februar 2018 ist es in Bayern möglich, online Strafanzeige zu erstatten. Bei der PI Hilpoltstein gingen im Jahr 2020 insgesamt 54 derartige Anzeigen per Online-Formular ein. Dabei handelte es sich meist um Internetkriminalität. Nur selten wurden andere Straftaten, wie etwa ein Fahrraddiebstahl, auf diesem Wege zur Anzeige gebracht.

Anzumerken ist, dass meist nur der erste Kontakt zur Polizei über dieses Online-Formular erfolgt. Oft sind anschließend noch weitere Auskünfte erforderlich, die dann persönlich abgefragt werden müssen.

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