Spalts Partnerstadt St. Cloud will "Byedon"

2.11.2020, 17:12 Uhr
Spalts Partnerstadt St. Cloud will

© Foto; Jim Watson, AFP

WASGHINGTON D.C./SPALT – Es war im Jahr 2005 als der Spalter Bürgermeister Udo Weingart am Weihnachtsmarkt – wohl zwischen Glühwein und Bratwurst – den republikanischen Bürgermeister der Stadt St. Cloud, Minnesota, Dave Kleis kennenlernte. Mittlerweile besteht eine langjährige und enge Städtepartnerschaft.

Spalts Partnerstadt St. Cloud will

Initiiert wurde diese von Tobias Peter, dem gebürtigen Spalter, der in Minnesota ein Auslandsjahr absolvierte und später dort studierte. Er arbeitet mittlerweile beim American Enterprise Institute und forscht über den amerikanischen Immobilienmarkt. Wir erreichen Tobias Peter in seinem Homeoffice, wo er sich wegen der Pandemie seit Mitte März befindet.

"Wir hatten auf der Arbeit immer ein sehr gutes Buffet zu Mittag. Selbstverpflegung ist ein wenig aufwendiger. Da vermisst man schon das Essen der Mutter oder den Fleischsalat von den Spalter Metzgern", erzählt er. Doch die Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung hat ihn nicht nur kontaktiert, um über die Spalter Kulinarik (auch das Bier vermisst er), zu sprechen. Schließlich steht die Wahl des US-Präsidenten bevor.

In Washington D.C. gingen derzeit fast alle von einem Sieg des demokratischen Kandidaten Joe Biden aus, erzählt Tobias Peter: "Aber ich wäre von einer Trump-Wiederwahl auch nicht überrascht." Der Schock der US-Wahl 2016 sitzt bei vielen US-Bürgern immer noch tief. Damals sahen alle die demokratische Hillary Clinton vorne und trotzdem zog letztendlich Donald Trump ins Weiße Haus. Entscheidend bei der Wahl sind die sogenannten Swing-Staaten, die das Zünglein an der Waage sind.

Die Lage in Minnesota

Minnesota ist ein "starker blauer Staat", sprich ein demokratisch geprägter. Dort setzen sich traditionell demokratische Kandidaten durch. So sieht es auch derzeit aus, berichtet Tobias Peter. "Vor ein paar Monaten war der Staat "in play". Trump hat auch ein paar Wahlkampfveranstaltungen vor Ort abgehalten, aber mittlerweile scheint er dort aufgegeben zu haben. Man sagte mir, dass im Fernsehen kaum noch Trump Werbespots laufen."

Das eigentliche Problem sei aber, dass durch die Briefwahl eventuell lange kein Ergebnis feststehen könnte: "Wenn Gerichte in den Ausgang eingreifen müssten, wäre dies sicherlich ein Horrorszenario." Für Tobias Peter sind die Corona-Pandemie und die Ernennung der Richterin Amy Coney Barrett die Themen der Stunde. "Diese Ereignisse haben auch den Wahlkampf stark beeinflusst und das Land zudem noch mehr polarisiert."

Einschätzung aus Spalter Sicht

Natürlich verfolgt auch Spalts langjähriger Bürgermeister Udo Weingart (CSU) die US-Wahl. Eigentlich wäre er im Sommer 2020 wieder in ein Flugzeug Richtung St. Cloud gestiegen, doch die Pandemie machte dies unmöglich. Die Städtepartnerschaft zwischen Spalt und St. Cloud existiert nicht nur auf dem Papier, sondern wird in der Realität gelebt.

Dabei geht es, auch wenn das Thema "Wahl" momentan überrepräsentiert ist, nicht in erster Linie um Politik. "Es geht um kulturellen Austausch und um die Begegnung mit Menschen", sagt Bürgermeister Weingart. Wenn er in der Vergangenheit mit der Delegation nach St. Cloud reiste, schlief er bei Privatleuten und nicht im Hotel. "So sieht man, wie die Menschen in den USA leben. Die unterschiedlichen Lebensumstände und die Kultur." Mit Dave Kleis verbindet ihn eine Freundschaft, auch wenn die beiden nicht ständig Kontakt haben.

Nicht "America first"

Dave Kleis ist Republikaner – ein Problem? "Dave hat über 100 Länder bereist. Er kennt die Welt, er kennt unterschiedliche Kulturen und ist sehr offen", erklärt Udo Weingart. Man könne sich den 56-Jährigen Amerikaner nicht wie einen Trump 2.0 vorstellen, nur weil er ebenfalls Republikaner ist. "Er denkt nicht ,America first‘, er ist der Welt enorm aufgeschlossen", so Spalts Bürgermeister, der sich nicht mit Vorurteilen über seine amerikanischen Freunde aufhalten will.

Ob Udo Weingart und Dave Kleis sich im "Spalt Park" in St. Cloud 2021 schon wieder treffen können, ist derzeit nicht abzusehen. Und was sagt der Bürgermeister mit Blick auf den Wahltag? "Man weiß es einfach nicht, man kann es nicht einschätzen."

Für die Städtepartnerschaft sei der Ausgang ohnehin unbedeutend. Die Kooperation werde weiterhin gepflegt. Mit gegenseitigen Besuchen und kulturellem Austausch, über Länder- und Parteigrenzen hinweg.

Das ist St. Cloud

Etwa 65 000 Menschen leben in der Stadt Sankt Cloud in Minnesota, durch welche sich der Mississippi River schlängelt. Die Stadt liegt etwa eine Fahrstunde von der Großstadt Minneapolis entfernt. Seit 2005 ist Dave Kleis dort Bürgermeister. Die St. Cloud State University ist außerdem eine Partnerhochschule der Technischen Hochschule Ingolstadt. Das sogenannte "Minnensota nice" wird in der Stadt im Norden gelebt, die Menschen sind meist sehr zuvorkommend, höflich und nett. Viele Bürger haben deutsche oder nordische Vorfahren.

Die Munsinger Gardens und das Stearns History Museum sind beliebte Sehenswürdigkeiten. Außerdem brachte die Stadt viele erfolgreiche Profi-Eishockeyspieler hervor. In der Stadt gibt es einen Weihnachtsmarkt, eine Art Oktoberfest und eine Maibock-Feier der Beaver Island Brauerei. Popkulturell wurde St. Cloud durch die TV-Show "How I met your mother" bekannt. Die Hauptfigur Marshall Eriksen wuchs in St. Cloud auf, und die Eigenheiten der Stadt wurden in der Sitcom immer wieder thematisiert.

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