Stephan Bormanns langer Weg

30.6.2017, 15:18 Uhr
Stephan Bormanns langer Weg

© Lisa Bormann

Der Austria eXtreme Triathlon ist eine sehr familiäre Veranstaltung mit einem überschaubaren Starterfeld von rund 150 Athleten. Allerdings mussten einige absagen, weshalb nur 77 Ausdauersportler starteten. Die zu bewältigenden Strecken ähneln der Triathlon-Langdistanz, doch sind 5800 Höhenmeter zu bewältigen: Auf dem Rad müssen vier Pässe mit 3900 überwunden werden, beim Laufen aus dem Ennstal bis zur Talstation der Dachstein-Gletscherbahn bei Ramsau warten weitere 1900 Höhenmeter.

Jeder Triathlet muss einen Betreuer benennen, der die Versorgung mit Nahrung und Getränken sicherstellt — es gibt keine offiziellen Verpflegungsstationen. Der Laufrucksack muss trotzdem mit Nahrung, Wasser, Handy, Rettungsdecke, Stirnlampe und warmer Kleidung gefüllt sein. Zusätzlich muss dieser Betreuer den Teilnehmer beim letzten Anstieg über rund 1200 Höhenmeter auf dem zweiten Teil der Laufstrecke begleiten.

Nachts in die Mur

Das Feld startete vor Sonnenaufgang, um 4.30 Uhr, in die 16 Grad kalte Mur bei Graz. Die Hälfte der Strecke war mit, die andere gegen die Strömung zu schwimmen. Stephan Bormann hatte einen guten Tag erwischt und kam nach weniger als einer Stunde unter den ersten Drei aus dem Wasser. "Das haben wir so nicht erwartet", kommentierte Bormanns Betreuer, La Carrera-Teamchef Ingo Macher, diese Zeit.

Nach einem schnellen Wechsel ging der Hilpoltsteiner als Zweiter auf die Radstrecke. Nach 35 Kilometern wurde es bergig, nach rund 50 Kilometern war der erste Pass, der Gaberl, erreicht. Dort überholte Bormann der Vorjahressieger Michael Strasser. "Ich mache mein Ding und fahre mein Tempo" — Bormann ließ sich nicht beeindrucken.

Nach dem Hochegg und dem Kammersberg wartete der 1790 Meter hoch gelegene Sölkpass. Bormann, "super drauf", holte auf dem sechs Kilometer langen Anstieg Strasser wieder ein, der spätere Sieger riskierte bei der anschließenden Abfahrt jedoch mehr und die beiden tauschten wieder die Plätze.

Geschichten helfen

Nach 6:53 Stunden wechselte Bormann als Dritter auf die Laufstrecke. die ließ mit extremen Bedingungen nicht lange auf sich warten. Nach den ersten zwei Kilometern ging es über Wurzeln, Felsen und steil bergan über Almwiesen zum finalen Anstieg über 21 Kilometer und 1200 Höhenmeter in das Dachsteinmassiv. Hier schloss sich Macher Bormann an. "Gut, dass Ingo immer wieder was Neues erzählen konnte und mich in dieser Phase des Rennens von meiner aufkommenden Schwäche ablenken konnte", so Bormann.

Dessen Tochter Lisa übernahm währenddessen das Begleitfahrzeug und versorgte die beiden mehrfach mit alkoholfreiem Radler. "Irgendwann konnte ich das klebrige Gelzeug und Iso nicht mehr schmecken", erklärte Bormann.

Um 18.44 Uhr, nach 14:14 Stunden, überquerte Bormann als Fünfter überglücklich die Ziellinie. "Mir hat’s die Tränen rausgedrückt, so überwältigt war ich, weniger von der Platzierung als davon, dieses Extremevent so gut überstanden zu haben. Ich komme wieder, Austria eXtreme Triathlon." Letztendlich erreichten nur 44 Athleten das Ziel innerhalb des Zeitlimits von 19:30 Stunden. Bormann war auf Platz fünf gleichzeitig auch bester Deutscher. "Dass ich bei diesem Rennen vorne mitmischen kann, damit habe ich niemals gerechnet."

In wenigen Tagen wartet auf Bormann schon die nächste Herausforderung: Er startet beim Challenge.

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