Strom-Altanlagen: Unterstützung für Solar-Pioniere

11.8.2020, 05:57 Uhr
Strom-Altanlagen: Unterstützung für Solar-Pioniere

© Foto: Tobias Tschapka

Vor 20 Jahren wurde das "Erneuerbare-Energien-Gesetz", kurz EEG, verabschiedet. Darin ist die Einspeisevergütung für Betreiber von Photovoltaikanlagen für eine Frist von 20 Jahren festgelegt.

Das bedeutet, dass für alle Photovoltaikanlagen, die im oder vor dem Jahr 2000 ans Netz gegangen sind, zum Jahreswechsel die Einspeisevergütung für Solarstrom endet. In den folgenden Jahren verlieren immer mehr Anlagen diesen Förderanspruch. In Roth sind davon 18 Anlagenbetreiber betroffen.

Aber es gibt gute Nachrichten für diese Solar-Pioniere: Die Rother Stadtwerke sichern den Besitzern von Altanlagen zu, dass sie ihren Strom weiterhin ins Netz des Versorgers einspeisen können, und das Ganze vergütet zu einem marktüblichen Preis, der sich an dem Baseload-Preis der Strombörse orientiert.

Einer dieser Pioniere ist das ehemalige Rother Stadtratsmitglied Dr. Edgar Michel aus Rothaurach. Im Jahr 1999 hat er auf das Dach seines Wohnhauses 40 Solar-Module montieren lassen. Seitdem "erntet" er zwischen 4000 und 4500 kWh Solarstrom pro Jahr. Damit kann rechnerisch rund 90 Prozent des Stromverbrauchs seiner Familie abgedeckt werden.

Unnötiger Verlust 

Nach der aktuellen Gesetzeslage dürfte er nach Ablauf der Vergütung des Stroms zwar weiter einspeisen, aber eine Deckung der Kosten für Zähler und Versicherung ist dann nicht mehr gewährleistet. Diese Problematik hat Michel auch als Mitglied des Rother Stadtrats erkannt und bereits im September 2017 in einen Antrag eine Lösung für die Alt-PV-Anlagen gefordert.


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"Solange die Anlagen gut funktionieren, wäre es ein unnötiger Verlust, diese vom Netz zu nehmen", findet Werkleiter Gerhard Brunner. "Deshalb sichern wir den Betreibern von Alt-Anlagen zu, ihren Solarstrom für die kommenden zwei Jahre zum Börsenpreis für Strom, den sogenannten Baseload-Preis, abzunehmen". Zum Vergleich: Der Baseload-Preis für das erste Quartal 2020 belief sich auf 2,657 Cent/kWh.

Nach Ablauf der zweijährigen Verlängerung werde man sehen, was dann für neue gesetzliche Bestimmungen gelten und es wird neu entschieden. Laut Brunner habe man für die jetzige Lösung sowohl seitens des Werksausschusses als auch vom Rother Bürgermeister uneingeschränkte Unterstützung bekommen.

 

 

 

Die 18 Rother Anlagen, deren Forderung zum Jahresende ausläuft, haben eine Gesamtleistung von 54,4 Kilowatt-Peak (kWp) und liefern jährlich zwischen 45 000 und 50 000 kWh Strom. Sie leisten einen wertvollen Beitrag zur Erhöhung des Ökostrom-Anteils im Netz der Rother Stadtwerke und helfen pro Jahr, rund 20 Tonnen CO² zu vermeiden.

Stolz auf das Engagement 

Bürgermeister Ralph Edelhäußer ist stolz auf das Engagement der Rother Solar-Pioniere. "In den Anfangsjahren musste für die Erzeugung von Solarstrom viel Geld investiert werden, und Dr. Michel und alle anderen sind ein hohes wirtschaftliches Risiko eingegangen, um den Klimaschutz in der Stadt Roth voranzubringen", so der Rathaus-Chef, der es begrüßenswert findet, nicht nur auf neu errichtete Anlagen zu setzen, "sondern den vorhandenen Bestand so lange es geht effektiv zu nutzen".

Dem konnte Edgar Michel nur zustimmen und ist nach wie vor von den Vorteilen einer dezentralen Stromversorgung überzeugt. "Denn wenn man den Strom über lange Strecken transportiert, schlägt der Verlust gnadenlos zu. Bis zu 50 Prozent geht dabei unter anderem als Wärmeenergie verloren".

Die Rother Stadtwerke gehen bei ihrem Angebot aber noch weiter und bieten bei Bedarf allen Solar-Pionieren individuelle Beratung an, welche Möglichkeiten des Weiterbetriebs ihrer alles andere als "ausgedienten" Anlagen sinnvoll erscheinen und mit welchem Aufwand dies verbunden sein kann.

 

 

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