Stunde der Wintervögel: Enger Dreikampf um Platz eins

7.1.2019, 15:44 Uhr
Stunde der Wintervögel: Enger Dreikampf um Platz eins

© Boris Roessler / dpa

Nach einer ersten Zwischenbilanz von Bayerns größter wissenschaftlicher Mitmachaktion liefern sich derzeit Haussperling, Feldsperling und Kohlmeise ein knappes Rennen um den Spitzenplatz des am häufigsten beobachteten Vogels im Freistaat. Auffällig ist ein starker Einflug von Erlenzeisigen, der dadurch auf Rang sechs hochgeflogen ist. "Unübersehbar sind dieses Jahr auch die vielen Wacholderdrosseln. Sie profitieren vom ertragreichen Obstjahr, durch das immer noch Früchte als natürliche Nahrung an den Bäumen hängen", erklärt Martina Gehret vom LBV.

Nach dem Eingang von ungefähr einem Drittel der Meldungen zeichnete sich am Sonntagnachmittag eine gute Gesamtbeteiligung ab. Noch bis zum Dienstag, 15. Januar, können Teilnehmer dem LBV ihre Beobachtungen vom Wochenende schriftlich oder online melden unter www.stunde-der-wintervoegel.de.

Normalerweise ist die Wacholderdrossel eine Vogelart, die es gerade so unter die 30 häufigsten schafft. Der gerne auch in Schwärmen auftretende Vogel rangiert derzeit allerdings unter den Top 15 der Wintervögel in Bayern. Der amselgroße Vogel mit der rötlich-braunen Oberseite und der schwarz-gestrichelten Brust profitiert, wie auch alle anderen Drosselarten, vom warmen Sommer 2018 und dem dadurch üppigen Obstjahr. Die Folge: "Bereits jetzt nach einem Drittel der Meldungen wurden schon fast so viele Wacholderdrosseln gezählt, wie im Vorjahr insgesamt", so Martina Gehret.

Auch Wälder und Hecken bieten derzeit vielerorts noch zahlreichen Waldvögeln einen reich gedeckten Tisch. Für typische Waldarten wie Eichelhäher, Buntspecht, Kernbeißer oder Gimpel sind Gärten nur Ersatzbiotope, in die sie vermehrt kommen, wenn es im Wald nicht genug zu picken gibt. "Das würde auch den sich abzeichnenden Beobachtungsrückgang der Waldvögel erklären", sagt Gehret.

Ein weiterer besonderer Gast in den Gärten des Freistaats war an diesem Wochenende der Erlenzeisig. Bekommt ihn normalerweise im Schnitt nur ungefähr jeder zehnte Teilnehmer zu sehen, wurde der kleine gelbgrün-gestreifte Fink von fast einem Drittel der Bayern beobachtet. "Den Erlenzeisigen wurde durch den heißen europäischen Sommer eine zweite Brut und eine erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen ermöglicht.

Auf einem nach wie vor schwachen fünften Rang hält sich dieses Jahr die Amsel. Zwar versetzte ihr der im Sommer in Mittel- und Unterfranken über eine Stechmücke verbreitete tödliche Usutu-Virus scheinbar keinen zusätzlichen dramatischen Einbruch. Doch schon im Vorjahr war sie vom Normalniveau abgerutscht und zum Sorgenkind geworden.

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