Test nur bei begründetem Verdacht

27.2.2020, 06:00 Uhr
Mit der Ausbreitung des Coronavirus in Norditalien steigt auch in Deutschland die Angst vor Ansteckung. Dr. Stefan Schmitzer, Leiter des Rother Gesundheitsamtes, muss vielen besorgten Bürgerinnen und Bürgern erklären, wann tatsächlich ein Verdachtsfall vorliegt.

© Luca Bruno Mit der Ausbreitung des Coronavirus in Norditalien steigt auch in Deutschland die Angst vor Ansteckung. Dr. Stefan Schmitzer, Leiter des Rother Gesundheitsamtes, muss vielen besorgten Bürgerinnen und Bürgern erklären, wann tatsächlich ein Verdachtsfall vorliegt.

Die Anfragen von besorgten Menschen aber häufen sich. "Alle zehn Minuten", schätzt Schmitzer, will jemand Auskunft haben oder sich auf das Virus testen. Was antwortet der Mediziner dann?

"Wir legen Wert darauf, dass nur in einem begründeten Verdachtsfall getestet wird – sonst würde das unsere sämtlichen Ressourcen sprengen." Denn derzeit sei auch der Gipfel der Influenza erreicht. Und: "Nicht jeder, der in Italien war oder beim Stadtbummel einen Chinesen gesehen hat, muss Angst vor Ansteckung haben", schmunzelt er.

Aber was ist ein begründeter Verdachtsfall? Wer zurückkehrt aus einem der vom Robert-Koch-Institut festgestellten Risikogebiete (dazu gehört neben einigen chinesischen Städten sowie der Provinz Hubei je eine Provinz im Iran und in Südkorea, außerdem in Italien die Provinz Lodi in der Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in Venetien), aber keine grippalen Krankheitssymptome zeigt, wird nicht getestet, muss sich in zwei Wochen aber nochmals melden.

Wer dagegen Husten, Schnupfen oder andere grippeähnliche Symptome aufweist, gilt als Verdachtsfall und wird in die Klinik eingewiesen.

"Diese Person wird isoliert und getestet." Sollte sich, so Schmitzer, der Verdacht auf die neuartige Viruserkrankung bestätigen, muss der Patient so lange in Quarantäne bleiben, bis alle Symptome abgeklungen sind.

Außerdem gebe es dann Maßnahmen für Menschen, mit denen der Erkrankte Kontakt hatte. So müssen etwa Familienangehörige des Erkrankten 14 Tage lang zuhause bleiben und täglich Fieber messen, das Gesundheitsamt bleibt im ständigen Kontakt mit ihnen, es werden Abstriche gleich und auch nach Ablauf der zwei Wochen gemacht.

Wichtig sei aber vor allem, so Schmitzer, "dass nicht alle, die in Italien waren, schon als mögliche Corona-Patienten stigmatisiert werden", will er einem Zuviel an Aufgeregtheit vorbeugen.

Generell empfiehlt er natürlich gründliches Händewaschen, das Niesen und Husten in die Ellenbogenbeuge und das Händeschütteln zu vermeiden – dieselben Hygieneregeln, die auch beim Grippe-Risiko gelten. Ansonsten bleibt Schmitzer noch gelassen – trotz der Anfragen im Zehn-Minuten-Rhythmus. Er fügt aber auch hinzu: "Das ist Stand jetzt. Ich weiß nicht, was morgen ist."

Keine Kommentare