Thalmässing bekommt eine Demenz-Wohngruppe

16.2.2017, 06:00 Uhr
Thalmässing bekommt eine Demenz-Wohngruppe

© Foto: Manfred Klier

Leben wie in einer Familie, mit einem geordneten Alltag, in einer bekannten, kleinräumigen Umgebung, und so weit wie möglich selbstständig – das ist für Demenzerkrankte wichtig, weiß Diakonie-Vertreter Markus Ungar-Hermann, und genau das will die neue Demenz-Wohngruppe in Thalmässing auch bieten: Sicherheit und Stabilität. Und so soll es gehen: Jeder Bewohner wird ein eigenes Zimmer haben, es gibt ein gemeinsames Wohnzimmer und eine Küche, davor eine Terrasse und einen Garten.

Den Pflegedienst kann jeder (beziehungsweise die Angehörigen) selbst wählen. Die Diakonie sorgt dafür, dass außerdem rund um die Uhr jemand da ist, der sich um die Bewohner kümmert. Es wird gemeinsam gekocht, es gibt eine gemeinsame Haushaltskasse, eingekauft wird, was jeder gerne isst. Und so weit, wie nur irgend möglich, werden laut Ungar-Hermann die Bewohner in die alltäglichen Arbeiten natürlich mit eingebunden.

Die Diakonie hat bereits einige Erfahrung mit solchen Demenz-Wohngruppen. Es gibt zum Beispiel eine in Weißenburg mit stationärer und ambulanter Betreuung, und es gibt eine Pflege-Wohngemeinschaft in Burgsalach. Nun soll auch in Thalmässing eine Gruppe aufgebaut werden. Bereits im vergangenen August hatte der Marktgemeinderat grünes Licht für die gemeinsamen Pläne von Kommune und Diakonie gegeben. In den vergangenen Monaten wurde am Entwurf gefeilt.

Der sieht nun folgendermaßen aus: In der inzwischen leerstehenden Alten Schule — der Hort ist wie berichtet zum Schuljahresanfang in die Grund- und Mittelschule gezogen — könnten maximal zwölf an Demenz Erkrankte leben. Dies ist die gesetzlich vorgeschriebene Höchstzahl. Die privaten Zimmer, in denen die Bewohner schlafen, liegen hauptsächlich im Obergeschoss und sind zwar mit bis zu 14 Quadratmetern auch nicht sehr groß, "aber der eigentliche Wohnbereich ist auch im Erdgeschoss des Hauses", informierte Architekt Johannes Lemke den Marktgemeinderat. Ein Aufzug verbindet beide Etagen.

Das große, helle Wohnzimmer mit einzelnen Sitzgruppen führt hinaus auf die Terrasse und in den Garten. In der offenen Küche ist Platz fürs gemeinsame Kochen. Gleich am Eingang wird es ein Büro für die Mitarbeiter der Diakonie geben. Außerdem soll ein Beratungszimmer eingerichtet werden, das sowohl von den Kollegen als auch der Wohngruppe genutzt werden kann. Ein Hobbyraum zum Beispiel zum Werkeln oder Töpfern ist bislang nicht eingeplant, erklärte Markus Ungar-Hermann auf Nachfrage von Fritz Loy (Freie Wähler). Man werde natürlich auf die Hobbys und Vorlieben der Bewohner eingehen, aber die Erfahrung hätte gezeigt, dass sich diese meist auf Tätigkeiten im Haushalt beziehen, so Ungar-Hermann.

Der Diakonieverein Jura bietet in Thalmässing bereits Betreuungsmöglichkeiten an. Es gibt das Altenheim für die stationäre Pflege und die Sozialstation daneben mit der ambulanten Hilfe. Nun solle das Angebot um ein Haus speziell für Demenzerkrankte ergänzt werden, erklärte Vereinsvorsitzender Pfarrer Rudolf Hackner.

Dass der Bedarf dafür in der Marktgemeinde auf alle Fälle da ist, bewies Markus Ungar-Hermann mit Zahlen vom Bayerischen Landesamt für Statistik. Diesen zufolge werde bei einer konstanten Einwohnerzahl von rund 5200 die Zahl der über 65-Jährigen von derzeit 1100 auf 1600 im Jahr 2034 steigen. Und die Demenz, so der Diakonie-Mitarbeiter, sei eben eine Krankheit, die in der Regel im Alter auftritt.

Zuschuss möglich

Kosten in Höhe von rund 1,35 Millionen Euro sind für den Umbau der Alten Schule avisiert. Wahrscheinlich ist, dass die Marktgemeinde Eigentümer der Einrichtung und damit auch Bauherr wird. Steht das Haus, könnte es komplett an die Diakonie vermietet werden, die sich als Betreiber dann um alles Weitere alleine kümmert. Wie hoch der Zuschuss aus dem Topf der Städtebauförderung sein könnte und mit welcher Summe sich die Diakonie an den Kosten beteiligen würde, dazu wurden in der Sitzung noch keine Aussagen gemacht.

Dennoch zeigte sich das Gremium ganz generell mit dem Konzept einverstanden. Nun geht es daran, die Unterlagen für den Zuschussantrag und die Baugenehmigung zu erarbeiten. Bürgermeister Georg Küttinger jedenfalls will nicht viel Zeit verlieren. Wenn alles klappt, dann könnte es seiner Meinung nach eigentlich im nächsten Jahr schon mit dem Umbau losgehen.

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