"The Flash" peilt im Londoner "Ally Pally" den Titel an

18.1.2019, 16:59 Uhr

© Foto: Salvatore Giurdanella

Erst kürzlich ging es richtig hoch her im Alexandra Palace. Michael van Gerwen spielte gegen Michael Smith. Bierselige Fans, verkleidete Zuschauer und grandiose Stimmung herrschte beim Finale der Darts-WM im "Ally Pally".

Das Gebäude im Norden des Londoner Stadtbezirks Haringey ist zur Kult-Spielstätte geworden und hat auch in Deutschland dazu beigetragen, dass der Darts-Sport massentauglich wurde. Hier im "Ally Pally" wird Alexander Flemming bald auch auflaufen, denn hier findet nicht nur die Darts-WM, sondern am 26. und 27. Januar auch die Clickball-WM statt, die Tischtennisvariante mit Sandpapierschläger. Am Samstag startet das Turnier mit einer Double Elimination. Wer zweimal verliert ist draußen, oder anders, wer zweimal gewinnt kommt ins Sechzehntelfinale. Sonntags geht es dann weiter mit den Viertelfinals.

"Die Vorfreude ist riesig", sagt Flemming. Auch auf den Ally Pally. "Es ist ähnlich wie beim Darts. Beim Ping-Pong ist dort auch Party-Stimmung angesagt. Es wird viel gesungen und getrunken", sagt er. Vielleicht gehe es nicht ganz so wild zu wie beim Darts, doch der Aufbau sei der gleiche.

Training mit einem Weltmeister

Am Montag ist es endlich so weit, Flemming macht sich auf den Weg nach London. Aktuell bereitet er sich noch in Leipzig mit seinem Kollegen Robert Janke auf das Turnier vor. Janke kommt ebenfalls aus Leipzig und hat sich über die deutschen Meisterschaften für die WM in London qualifiziert. In der Heimat macht sich Flemming nun fit für das Turnier. Und für seine Mission.

"Ich versuche, ein bis zwei Mal am Tag Clickball zu spielen, und mache auch Aufschlagtraining", sagt Flemming. Im Fitnessbereich will er ebenfalls noch an sich arbeiten, schließlich setzte ihm zuletzt eine Kehlkopfentzündung zu. "Die Physis ist ein bisschen auf der Strecke geblieben", sagt er.

Vor Ort in London geht es dann mit dem Training weiter. In seiner Trainingsgruppe ist in diesem Jahr unter anderem Andrew Begelay, der zweimalige Clickball-Weltmeister. Mit ihm und zwei bis drei anderen Spielern möchte er sich den letzten Feinschliff fürs Turnier holen, für das sich der 31-Jährige einiges vorgenommen hat. Die Form stimmt, Flemming gewann die Ping-Pong World-Games im chinesischen Liansui. Und natürlich schielt er auch auf den Titel in London. Zwei Mal war er nun schon Vizeweltmeister, einmal Dritter. 2017 musste er sich dem Chinesen Yan Weihao im Finale geschlagen geben. 2015 war gegen seinen Trainingspartner Andrew Baggaley kurz vor dem WM-Titel Endstation. "Das Halbfinale zu erreichen, wäre schon klasse", gibt sich Flemming zurückhaltend. Zu viel Druck will er sich nicht auferlegen, dies schade nur. Der Spaß dürfe nicht verloren gehen. "Ich liebäugele natürlich mit dem Titel. Aber die Konkurrenz schläft nicht", sagt Flemming. Unterstützt wird er von zahlreichen Freunden aus der Heimat. Etwa 30 Leute haben sich angekündigt. Hilpoltsteiner und Leipziger Freunde von Flemming, die sich das Erlebnis "Ally Pally" nicht entgehen lassen wollen und Flemming unterstützen und zum Sieg schreien wollen.

Kampfname "The Flash"

20 000 Euro würde er für einen Sieg bekommen, das Turnier im Ally Pally ist mit 100 000 Euro dotiert, wird von Sky UK live übertragen. Ein echtes Medienevent also, für das Alexander Flemming durch seine Erfolge in der jüngsten Vergangenheit auch ein echtes Aushängeschild geworden ist. Auf der englischsprachigen Homepage der Weltmeisterschaft ist sein Konterfrei groß abgebildet.

Flemming, der in London seit jeher unter seinem Kampfnamen "The Flash" (Der Blitz) antritt, hat sich in der Ping-Pong-Szene also einen Namen gemacht. Im November war er zweimal in China auf Turnieren. Durch den Sport ist er viel in der Welt herumgekommen. Die bayerischen Meisterschaften am 19. und 20. Januar finden wegen seiner Vorbereitung für die WM ohne ihn statt. Clickball statt Tischtennis.

Der größte Unterschied zum herkömmlichen Tischtennis liegt darin, dass mit Einheitsschlägern gespielt wird, die nur mit dünnem Sandpapier beklebt sind. Dadurch werden die Aufschläge entschärft, die Rotation spielt kaum mehr eine Rolle und die Ballwechsel werden im Schnitt länger.

Außerdem darf jeder Spieler in jeder Partie einen sogenannten "Double Point" einsetzen, der ihm im darauffolgenden Ballwechsel gleich zwei Punkte einbringen könnte. Im negativen Fall erhält der Gegner allerdings nur einen Punkt. Seit sieben Jahren wird nach diesen Regeln einmal im Jahr die WM unter 64 Spielern ermittelt. Der beste dieser 64 Spieler will Alexander Flemming sein.

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