Notdienst der Tierärzte

Tierkliniken in Mittelfranken sind überlastet - Gebühren werden stark erhöht

10.8.2021, 05:57 Uhr
Ein Blick ins Ohr? Easy. Aber die Diagnose per Computertomograf ist beispielsweise nur in Tierkliniken leistbar.

© 123rf, NN Ein Blick ins Ohr? Easy. Aber die Diagnose per Computertomograf ist beispielsweise nur in Tierkliniken leistbar.

Geschäftsführer Dr. Wolfgang Fink verwaltet den Notdienst, der in vier geografische Bereiche aufgeteilt ist, von Fürth aus. Der erste Beweggrund, den er für die Schaffung des Notdienstes nennt, löst Kopfschütteln aus: "Viele Tierhalter sagen sich, ich lasse meinen Hund impfen am Abend, wenn ich Zeit habe."

Die Folge: Bis zu 100 läuteten beim Notdienst am Hafen und erschöpften damit die Kapazität der Tierklinik für die nächsten Tage. Denn das Arbeitszeitgesetz schreibt Ruhephasen nicht nur vor, sie müssen auch eingehalten werden. "Wenn man nachts die ganze Manpower reinsteckt, kann man tagsüber zu machen", so Dr. Fink.

Notdienst-Gebühren rauf

Da das nicht nur in Mittelfranken ein Thema ist, wurde im Februar erst einmal die Gebührenordnung geändert. Seitdem dürfen die Tierärzte eine Notdienstgebühr von 50 Euro erheben, die sich mit Mehrwertsteuer auf 59,50 Euro erhöht. Außerdem sind die Ärzte verpflichtet, mindestens den zwei- und höchstens den vierfachen Gebührensatz abzurechnen.

Beim Blick auf die Organisationsstruktur orientierten sich die Mittelfranken zunächst an den Oberfranken, die einen bezirksweiten Notdienst schon installiert hatten. Allerdings als Verpflichtung für alle. Soweit wollte man nicht gehen. Heraus kam ein freiwilliger Dienst, an dem sich zwei Drittel der 150 Tierärzte in Mittelfranken beteiligen.

Die Freiwilligkeit hat den Schönheitsfehler, dass sich keine einheitliche Dienstzeit an Wochenenden und Feiertagen verordnen ließ. Immerhin kann man sich vorab erkundigen. Für 10.000 Euro ließ der Verband eine Homepage programmieren, auf der man mit Eingabe der Postleitzahl den nächstgelegenen Notdienst erfährt, aber auch sämtliche diensthabenden Praxen im Bezirk. Für weitere 2000 Euro wird gerade eine entsprechende App für Smartphones erstellt.

In Mittelfranken nur auf kleiner Flamme

Dr. Fink hält aber nicht für ausgeschlossen, dass man den Notdienst auch in Mittelfranken mit einer Verordnung wird regeln müsse. In Thüringen etwa gibt es einen landesweiten Dienst mit zentraler Rufnummer, der über die Kassenärztliche Vereinigung etabliert wurde. Mittelfranken koche da also vergleichsweise auf kleiner Flamme.

Auffälliger Punkt in dieser Flamme: Im Zuge der Neuerungen hat sich als Nischenbesetzung eine reine Notfallpraxis etabliert. Diese betreibt Dr. Ulrike Schrepf in Dietenhofen ausschließlich an Wochenenden und Feiertagen.

Geschäftsführer Dr. Fink weist darauf hin, dass die Praxen in der Regel besonders nachts nicht so belastbar sind, dass sie schwere Unfälle behandeln können. Die wenigsten haben da eine Assistenz und schon gar nicht das medizinische Gerät, um etwa einen schwerverletzten Hund zu behandeln, der von einem Auto erfasst wurde: "Kernspin oder CT hat nur die Klinik." Man könne sich da durchaus an der Medizin für Menschen orientieren, die Tierarztpraxis sei von den Möglichkeiten her mit dem Hausarzt zu vergleichen.

Diese Tierärzte leisten Notdienst

Im Landkreis Roth und Schwabach machen mit: Dr. Carmen Heide-Distler (Hilpoltstein), Tierarzt P. Zhelev (Hilpoltstein), Praxis Juliane Niebuhr (Georgensgmünd), Praxis Anette Donini (Thalmässing), Praxis Dr. Gierer (Thalmässing), Praxis Christiane Haimerl (Roth), Praxis Michael Heiden (Wendelstein), Dr. Sabine Duschner (Wendelstein), Gemeinschaftspraxis Baba & Gepp (Schwabach), Praxis Annabelle Augustin (Schwabach).

Mehr auch unter https://tierarztnotdienst-mittelfranken.de/