Treff mit Michael Stich in Schwabach: "Sexy kann ich nicht"

13.4.2019, 13:18 Uhr
Treff mit Michael Stich in Schwabach:

"Man hört nicht viel, man liest nicht viel — im Gegensatz zu manch anderem..." Krauß macht eine kleine Kunstpause. Jeder Besucher dieser Veranstaltung für Raiba-Kunden weiß, wer gemeint ist, und alle wissen, dass Boris Becker ein Thema ist, zu dem Michael Stich am liebsten schweigt. Alle Blicke richten sich auf den Tennisstar.

Stich schaut Krauß aufmunternd an und lacht: "Sagen Sie’s doch einfach." Stich ist die Vergleiche mit Becker gewohnt, er reagiert darauf mit gelassener Schlagfertigkeit: "Ich bin eben langweilig. Den Medien muss man mit Skandalen kommen. Und mit den neuen sozialen Medien kann ich nichts anfangen. Sexy kann ich nicht", sagt Michael Stich und schiebt noch eine Pointe hinterher: "Obwohl ich verdammt gut aussehe."

Tatsächlich hat er sich auch als 50-Jähriger seine sportliche Figur erhalten. Noch ein Unterschied zu Boris Becker. Und selbstverständlich spricht er an diesem Donnerstagabend im neuen Raiba-Center über seine Karriere, über das legendäre Wimbledon-Finale 1991, als er Boris Becker sensationell glatt in drei Sätzen fast demütigte und den wichtigsten Tennistitel gewann.

Doch wer die ultimative Selbstbeweihräucherung eines alternden Ex-Stars befürchtet hat, sieht sich angenehm überrascht. Schon als Sportler hatte er wie der Intellektuelle im Tenniszirkus gewirkt. Michael Stich spricht frei und druckreif. Und in den Mittelpunkt stellt er nicht seine Triumphe auf dem Center Court, sondern sein Leben nach der Karriere: sein Engagement als Stifter und Unternehmer.

"Werte weitergeben": So lautet der Titel dieser Veranstaltung. Passend zum Thema hat die Raiba dazu auch die Schwabacher Rechtsanwältin Dr. Katja Rösch eingeladen. Die Expertin für Erbrecht und Unternehmensnachfolge hat aus ihrer Erfahrung heraus vor allem eine Botschaft: Auch wenn es "kein schönes Thema" sei, es mache Sinn, selbst seinen Nachlass mit einem präzise formulierten Testament zu regeln. Damit lasse sich bitterer Erbstreit vermeiden.

Doch sind mit "Werten" nicht nur Geld, Immobilien oder Firmen gemeint. Es geht auch um Hilfsbereitschaft und Solidarität. Michael Stich hat schon als 25-Jähriger eine Stiftung zur Unterstützung HIV-infizierter Kinder und Jugendlicher gegründet. Mit rund 500 000 Euro jährlich unterstützt er Projekte. "Ich hatte viel Glück. Ich will etwas zurückgeben", sagt er. Zudem hat er zwei Unternehmen gegründet: ein "Zentrum für Rückenhilfe" und einen "Stiftungsführer".

Tennis spielt er auch noch. Als Hobby. "Mein Leben ist davon nicht mehr so geprägt."

 VON GÜNTHER WILHELM

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