Trend bei Bestattungen im Landkreis Roth geht zur Urne

27.11.2017, 15:55 Uhr
Trend bei Bestattungen im Landkreis Roth geht zur Urne

© Elke Bodendörfer

Erdbestattung

Jahrzehntelange Grabpflege ist nicht mehr jedermanns Sache. Das beobachtet auch Sebastian Gruber vom Bestattungsinstitut Paul Gruber in Roth. Die klassische Erdbestattung mit einem Sarg im Familien- oder Einzelgrab ist stark rückläufig.

Feuerbestattung

Mittlerweile sei in sieben von zehn Trauerfällen die Feuerbestattung die Regel. "Die jungen Leute sind oft weggezogen und können oder wollen sich nicht um die Grabpflege kümmern. Oft ist es auch so, dass die Alten den Jungen nicht zur Last fallen wollen", sagt Sebastian Gruber. Diese Feststellung macht auch Bernhard Mühleck vom Bestattungsunternehmen Paul Mühleck in Greding-Schutzendorf, und er fügt hinzu: "Die Leute schauen aufs Geld. Die Grabpflege und auch die Gebühren werden immer teurer."

Urnengräber

Teilweise komme dann ein pflegeleichteres kleineres Urnengrab, das auch mit einem Deckel versehen werden kann, in Betracht, oder die Urne wird im bereits bestehenden Familiengrab beigesetzt — was aber wieder die intensive Grabpflege je nach Ruhefrist bis zu 25 Jahren nach sich ziehen kann. So gibt es beispielsweise in Roth an der Kreuzkirche und am Nordfriedhof, in Georgensgmünd, in Eckersmühlen und in Hilpoltstein Urnen-Stelen, wo die Asche der Verstorbenen beigesetzt wird. Auch Urnenwände sind immer öfter auf Friedhöfen zu finden, zum Beispiel an der Kreuzkirche in Roth, in Thalmässing oder in Abenberg. Problem an Wänden und Stelen: Nach einer gewissen Zeit muss die Urne wieder raus und dann nochmal beispielsweise in einer Urnenwiese beigesetzt werden.

Trauerinseln

Groß im Kommen sind deshalb auch kleine Trauerinseln rings um einen Gedenkstein. So eine Ecke kann eine Familie erwerben und darin bis zu vier Urnen betten lassen. An dem Gedenkstein werden dann die jeweiligen Namen der Verstorbenen angebracht.

Urnengemeinschaften

Dort gibt es auf dem kirchlichen Teil als weitere Besonderheit Urnengemeinschaftsgräber in den historischen Gräbern von namhaften verstorbenen Rothern. Das heißt, der ursprüngliche Grabstein bleibt bestehen, an ihn werden dann die Tafeln der Verstorbenen angebracht. "Das Rother Wohnstift Augustinum hat so ein Gemeinschaftsgrab", weiß Gruber.

Friedwald-Bestattung

Gefragt sind auch Bestattungen unter einem Baum ob mit oder ohne Namenstafel. Dem Wunsch nach einem Friedwald könne man allerdings nicht so ohne Weiteres nachkommen. "Dazu braucht man feststehende Bäume wie Eichen oder Buchen, die nicht bei einem Sturm gleich umfallen", so Hitschfel.

Anonyme Beerdigung

Wer‘s ganz schlicht mag: Anonyme Urnenbestattungen sind auf einem Kiesfeld auf dem Rother Nordfriedhof möglich. Dort dürfen aber nur Rother Bürger begraben werden. Weitere Urnenwiesen sind in Hilpoltstein, Greding und Heideck zu finden. Zum Vergleich: Eine Erdbestattung kostet bis zu 2800 Euro, die Trauerfeier, die Umfassung, den Stein und die Grabpflege noch nicht eingerechnet.

Muslimische Beerdigung

Selbst der Teil auf dem Friedhof, auf dem muslimische Angehörige bestattet werden können, werde kaum in Anspruch genommen. Dort seien erst eine Hand voll Gräber zu finden. Die muslimischen Mitbürger würden ihre Verstorbenen noch zu 95 Prozent mit dem Flugzeug in die ehemalige Heimat überführen lassen, weiß der Ordnungsamtschef. Laut Islam ist nur eine Erdbestattung erlaubt.

Seebestattungen

Doch es gibt noch mehr. Wie wäre es mit einer Urnenbeisetzung auf der Nord- oder Ostsee, dort, wo man früher immer Urlaub gemacht hat? Kleine Reedereien haben sich darauf spezialisiert, die Asche der Verstorbenen auf hoher See übers Meer zu streuen. Der Kapitän ist dazu berechtigt, ob mit oder ohne Angehörige. An die zehn Seebestattungen organisiert das Bestattungsunternehmen Gruber mittlerweile jedes Jahr.

Schmucksteine aus Haarsträhnen

Dann zeigt Melanie Gruber noch kleine Glitzersteinchen in vielen Farben. "Das sind Schmucksteine. Diese werden aus Haarsträhnen der Verstorbenen gefertigt", erklärt sie. In einer Vitrine sind Anhänger zu finden, auf denen Fingerabdrücke zu sehen sind. Auch das ist möglich. Oder in Mini-Urnen könne man Verbrennungsstaub vom Verstorbenen aus der Kapsel im Krematorium erhalten.

Eigenen Leichnam spenden

Und dann gibt es auch noch die Möglichkeit, den eigenen Körper den Anatomie-Instituten für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung zu stellen, was aber auch nicht umsonst ist.

Was in Sachen Bestattung nicht geht

Die Asche mitsamt der Urne einfach mit nach Hause nehmen und im eigenen Garten vergraben oder in den Wohnzimmerschrank stellen? Oder einen Diamanten aus der Asche hierzulande pressen lassen? "Nein, das geht nicht", sagt Melanie Gruber. "In Deutschland herrscht Friedhofszwang. Jeder Verstorbene muss auf einem Friedhof beigesetzt werden, mit Ausnahme der Seebestattung." In vielen europäischen Ländern wie Österreich, Schweiz oder Holland sei das nicht so. In Deutschland ist es aber illegal, die Asche nicht auf dem Friedhof bestatten zu lassen.

Wie geht's weiter?

Gruber ist sich sicher, dass der Friedhofszwang auch in Deutschland in einigen Jahren gelockert wird. In Bremen ist es seit 2015 bereits erlaubt, die Asche auf Privatgrund zu verstreuen. Der Druck von der Bevölkerung wird immer größer. Für die einen unvorstellbar, für andere ist die Lockerung des Friedhofszwangs längst überfällig – ein Anrecht auf mehr Selbstbestimmung über die letzte Ruhestätte.

Wer mehr über das Thema "Bestattungsformen" in der jeweiligen Gemeinde oder zum Thema Bestattungsvorsorge wissen möchte, kann sich an die örtlichen Bestatter wenden.

1 Kommentar