Umspannwerk Roth: Wer da hinlangt, hat nix mehr davon

22.9.2019, 06:25 Uhr
Umspannwerk Roth: Wer da hinlangt, hat nix mehr davon

© Martin Regner

Herzstück des Umspannwerks ist ein graugrün lackierter Transformator, der stattliche 80 Tonnen auf die Waage bringt. Bemerkenswerterweise handelt es sich bei dem scheinbar unverrückbar feststehenden Ungetüm nach den Erklärungen von Netzmanager Peter Bunke um einen "Wandertrafo": Er hat an seiner Unterseite Stahlräder und ist auf Eisenbahnschienen gelagert. Falls einmal ein Austausch nötig wird, kann man den Koloss von seinem massiven Betonfundament auf einen ebenfalls mit Schienen ausgestatteten Schwerlast-Tieflader schieben.

Beachtliche Leistung

So ein Wechsel dauert "nur" rund eine Woche. Das immense Gewicht kommt vom Innenleben des Trafos: Hier befindet sich ein Eisenkern, um den endlose Meter Kupferdraht gewickelt sind. Außerdem befindet sich im Inneren eine Füllung aus rund 20 Tonnen Öl – zum Kühlen und zum Isolieren. Die Leistung, die der Trafo jede Stunde durchschleust, ist beachtlich: Möglich sind bis zu 24 Megavoltampere.

Die Spannung am Ausgang des Geräts beträgt "nur" noch rund 20.000 Volt. Auch das reicht noch für einen tödlichen Stromschlag, wenn man den Leitungen zu nahe kommen würde. In einer Ecke des N-Ergie-Geländes an der Fuggerstraße steht ein fast unscheinbares Häuschen. Darin: Neben allerhand Mess- und Steuerungstechnik acht hellgraue, nüchtern gestaltete Schaltschränke. Ihre Funktion? Die Verteilung des 20-KV-Stroms auf die Ortsnetze der Stadt Roth und ihrer Ortsteile. Auch Großabnehmer wie die Unternehmen Leoni und Bayka haben jeweils ihren eigenen Schaltschrank, der die Betriebe mit Strom versorgt.

Schalter mit Gold und Silber

Das Gebiet, das an die Rother Umspannanlage angeschlossen ist, beginnt grob gesagt im Norden beim Ort Raubersried, im Osten bei Allersberg und im Südwesten bei Petersgmünd. In den einzelnen Orten übernehmen kleinere Trafohäuschen die Regelung der Spannung auf die haushaltsüblichen 230 Volt.

Das von außen einsehbare Freigelände mit den auffälligen, braunrot gerippten Isolatoren aus Keramik wird von den sechs Leitungsfeldern dominiert, die den Strom aus den hier zusammenlaufenden Hochspannungsleitungen sammeln. Die Trennschalter haben Kontakte mit Auflagen aus Gold und Silber. Diese Edelmetalle haben einen besonders günstigen Leitungswiderstand für elektrischen Strom, der verhindert, dass es beim Schalten zu heiß wird.

Angst, dass diese wertvollen Bauteile einmal bei Nacht und Nebel wegkommen, muss Netzmanager Peter Bunke allerdings nicht haben: Wer da hinlangt, hat nix mehr davon.

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