Und im Wurstkessel dampft die Geselligkeit

4.8.2017, 16:13 Uhr
Und im Wurstkessel dampft die Geselligkeit

© Fotos: Detlef Gsänger

Auf unseren Aufruf in der Zeitung "Stammtische, bitte melden", rührte sich prompt Johann Maurer aus Georgensgmünd. "Wir sind ein reiner Männerstammtisch von zirka 15 Zugfahrern und Schlachtschüsselliebhabern. Wir treffen uns jeden zweiten Freitag im Monat in der Gaststätte Riepl in Hauslach. Dann gibt es dort unsere geliebte Schlachtschüssel. Gerne können Sie mal vorbeischauen, dann können wir auch mehr über unsere Events und Tradition erzählen!"

Schlachtschüssel? Da denke ich erstmal an fettes Fleisch oder Blutwürste – und an den Schnaps hinterher. Diät ade! Gespannt, wie der Abend verläuft, bin ich freilich schon und überlege, was das wohl für Menschen sind, die regelmäßig so ein deftiges Mahl zu sich nehmen...

Zwei Männer aus Gmünd haben diese Runde ins Leben gerufen: Johann Maurer, heute "Manager" der Gruppe, und Heiner Stengel, ein gebürtiger Rother, den es der Liebe wegen in die Rezatgemeinde zog. "1997 hat alles begonnen. Da die damalige Wirtschaft in Petersgmünd keine Schlachtschüssel mehr angeboten hat, sind die beiden auf der Suche nach Ersatz in Hauslach fündig geworden. Dort sind die beiden gerne und oft hingegangen – und haben dieses kulinarische Erlebnis bei der morgendlichen Zugfahrt anderen Mitfahrern gegenüber gepriesen.

Regionalexpress nach Nürnberg. 6.21 Uhr ab Georgensgmünd. Man kennt sich, man sitzt zusammen, man erzählt von so manchem Erlebnis, findet sich sympathisch. Und so kommt auch die Rede unweigerlich auf typisch fränkische Spezialitäten. Gesinnungsgenossen steigen in Roth zu. Retour geht es 16.39 Uhr im vorletzten Wagen. Tag für Tag, Woche für Woche. Zug fahren schweißt zusammen, der Verzehr einer Schlachtschüssel sowie ungezwungene Geselligkeit erst recht.

Heute gehören bis zu 15 Männer zum "echten Kern" dieser Gemeinschaft. Bei den Jahresausflügen sind es mehr. Sie kommen aus Georgensgmünd, Spalt, Großweingarten, Pleinfeld, Roth und sogar Nürnberg.

Um mir zu zeigen, welche Aktivitäten das Jahr über stattfinden, werden am Stammtisch Fotobücher herumgereicht, Erinnerungen ausgetauscht. "Einmal im Jahr geht es auf große Tour", sagt Johann Maurer mit einem Lächeln im Gesicht und blättert in den Alben. Heuer war Nördlingen an der Reihe, im vergangenen Jahr Forchheim, davor Landsberg am Lech, Kulmbach, Passau. Und fast zu jeder Stadt gibt es heitere Anekdoten zu erzählen. Die Impressionen dazu hat Ralf in den Fotobüchern verewigt.

Doch es gibt noch weitere Unternehmungen: Wanderungen oder Fahrten in Weingegenden. "Einmal im Jahr treffen wir uns beim Riepl zum Wildessen", schwärmt der "Manager" - und da dürfen dann auch die Frauen mit.

Und auch das jährliche Saukopfessen hat ebenfalls seinen festen Termin. Dann winkt er näher zu sich heran: "Eine Sauere Lunge lieben wir ebenfalls. So etwas Feines findet man heutzutage kaum mehr in den Gaststätten".

Warum trifft man sich beim Riepl in Hauslach? "Weil’s dort zünftig ist, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis passt – und weil’s dort einfach schmeckt", lautet unisono die Antwort. Bis allerdings Blut- und Leberwürste wie Kesselfleisch mundgerecht serviert werden können, sind auch bei Gastwirt und Metzger Thomas Riepl in Hauslach bei Georgensgmünd allerlei Vorbereitungen nötig.

Wenn Schlachtschüssel auf der Speisekarte steht, war Riepl schon früh am Morgen auf den Beinen – zu einer Zeit, in der andere Menschen noch die schönsten (Schlaf-)Träume haben. Dann ist das Schlachthaus sein Arbeitsplatz. Beim Riepl merkt man, dass der Gastwirt auch Metzger ist. Steht "Schlachtschüssel" auf der Speisekarte, ist die Wirtschaft voll. Dann haben die Riepls alle Hände voll zu tun. Zwei Generationen kümmern sich dann um die Gäste: Sohn Florian ist mittlerweile auch Metzgermeister, seine Schwester Rebecca bedient ab und an.

Bei meinem Wirtshausbesuch sitzen Hopfenbauern aus Wolnzach nebenan an den Tischen. Sie sind mit dem Bus gekommen, erfahre ich, und haben zuvor das Spalter Hopfenland erkundet.

Doch zurück zu meiner fidelen Stammtisch. Echte Freundschaft sei im Laufe der Jahre entstanden, nicken mir alle Teilnehmer der Runde zu. Gesprochen werde bei diesen Treffen über nahezu alles – nur die Politik werde ausgeklammert, sagt man mir. "Wir wollen gesellig bleiben", erklärt Maurer. Stolz zeigt er auf einen Jahreskalender, der in der Wirtsstube hängt. Auf jedem Monat ist ein Bild zu sehen, das die Stammtisch-Brüder zeigt. Kein Zweifel: Man hat seinen Spaß. Als Jürgen, ein gebürtiger Berliner — aber längst eingemeindeter Franke — einmal eine Portion Knöchle als "zu klein" titulierte, bekam er vom Wirt zum allgemeinen Gaudium ein XXXL-Knöchle serviert. Das war selbst für den Jürgen Schwerstarbeit. Hinterher habe er sich jedoch nie mehr über die ohnehin nicht kleinen Portionen beklagt.

Und weil heut’ wieder so eine schöne Runde zusammengekommen ist, hat der Raimund einen leckeren Nusskranz mitgebracht, eine seiner Nachspeise-Spezialitäten. Dabei erinnert man sich noch gerne an Hartmuts 60. Geburtstag, als man die morgendliche Zugfahrt nachgespielt hat.

Am Kirchweihumzug in Gmünd macht der Stammtisch der Zug- und Schlachtschüsselfreunde ebenfalls schon seit Jahren mit und zieht dabei einen alten Saukarren hinter sich her. "Da draußen im Schuppen steht er, den haben wir wieder hergerichtet", deutet der Maurer Hans stolz. Zum Umzug wird der Wagen mit Birkenzweigen geschmückt und eine Tafel mit Hinweis auf diese illustre Gemeinschaft angebracht. Nach einem gemeinsamen Weißwurstessen geht es dann von Hauslach aus los. "Und der Eggers, also unser Landrat, kommt gerne zum Betteln zu uns, weil wir immer was Leckeres dabei haben", wird geschmunzelt.

"Was uns zusammenhält, ist unsere unkomplizierte Gemeinschaft", schwärmt Johann Maurer — und der Rest des Stammtisches nickt. "Egal, welchen Beruf der einzelne hat, wir fühlen uns in der Gruppe wohl. Vor allem dann, wenn wir uns zum monatlichen Schlachtschüsselessen treffen".

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