Unterstützung für Senioren mit Hörbehinderung

23.2.2017, 06:00 Uhr
Unterstützung für Senioren mit Hörbehinderung

© Arno Heider

Auf die Problematik aufmerksam gemacht wurde die Leitung von Regens Wagner Zell bereits vor mehreren Jahren. Gehörlosenverbände und Beratungsstellen für Gehörlose in Mittelfranken mahnten immer wieder spezielle Angebote an, die mittels Gebärdensprache gehörlose Senioren in Altenheimen oder auch in ihren Familien unterstützen. Diese Menschen können oft nicht mehr am sozialen Miteinander teilhaben, haben Probleme beispielsweise beim Ausfüllen von Formularen zur Pflegeversicherung oder zur Pflegeeinstufung, oder sie können sich gegenüber dem Personal in Heimen nicht verständlich machen.

Probleme bei Anamnese

Wird ein Arzt gebraucht, versteht dieser die schwerhörigen oder tauben Menschen nicht und umgekehrt. Dass bei einem Krankenhausaufenthalt bei der Erstellung der Anamnese ein Gebärdendolmetscher überlebensnotwendig sein kann, sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht.

Ein Zuschussantrag von Regens Wagner Zell für eine zunächst dreijährige Projektstelle bei Aktion Mensch wurde Ende 2015 positiv beschieden, sodass mit Unterstützung der Regens-Wagner-Stiftung zum 1. Oktober der Diplom-Sozialpädagoge Martin Thanner (54) mit der sensiblen Aufgabe betraut werden konnte.

"Martin Thanner bringt für diese Position die besten Voraussetzungen mit", sagt Heike Klier, Gesamtleiterin Regens Wagner seit Herbst 2015. "Er war lange Jahre Wohnbereichsleiter (unter anderem für Senioren) in Zell, hat eine hohe Gebärdenkompetenz und er ist gut vernetzt." Die Stelle Thanners wurde bei den "Offenen Hilfen für Hörgeschädigte" in Nürnberg angesiedelt.

Viele Anfragen

Dass seine Dienstleistung dringend benötigt wird, wurde dem Sozialpädagogen sehr schnell deutlich. Die Anfragen häufen sich. "Die Fälle werden mir meist von außen zugetragen", sagt er. Meist geschieht das nach Vorträgen oder Gesprächen in Seniorenversammlungen. Wenn der 54-Jährige dann seine Klienten besucht, stellt er sich zunächst in dem betreffenden Altenheim vor und informiert über sein Anliegen.

Er klärt auf, wie wichtig der Augenkontakt bei der Kommunikation mit Gehörlosen oder Schwerhörigen ist, oder er erklärt, dass Vergesslichkeit bei Schwerhörigen nicht gleich ein Hinweis auf eine Demenzerkrankung sein muss. "Manchmal haben sie einfach nicht verstanden, was zu ihnen gesagt wurde, und sie trauen sich nicht nachzufragen", weiß Martin Thanner. "Inhalte müssen ankommen, aber das erfordert Zeit, denn nur langsames Sprechen führt zum Ziel."

Wo gibt es Hilfe?

Die am meisten gefragten Themen drehen sich um die Betreuung in Heimen oder auch Zuhause. Denn das ist ein weiteres Aufgabengebiet des Sozialpädagogen. Wo gibt es spezielle Hilfen, wenn ich pflegebedürftig werde? Was kostet ambulante Hilfe und was bezahlt die Pflegekasse? Wann bekomme ich eine Lichtklingel? Wie muss ich einen Antrag zur Pflege-Einstufung erfolgversprechend ausfüllen? Wer bezahlt den Fahrdienst zu Gehörlosentreffen und wo muss ich ihn beantragen? Wie fülle ich eine Patientenverfügung oder ein Formular zur Betreuung aus?

"Mein Ziel ist es, dass die Senioren so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung leben können. Sie sollen die Leistungen erhalten, die ihnen gesetzlich zustehen", sagt Thanner, der in Lautsprachbegleitender Gebärdensprache (LBG) und Deutscher Gebärdensprache (DGS) kommuniziert.

Koordinierungsstelle für Senioren mit Hörbehinderung, Pommernstraße 1, 9 04 51 Nürnberg-Eibach. Fax: (09 11) 63 29 07 01, Telefon: (09 11) 63 29 07 03, Mobil: (01 60) 93 51 24 79, E-Mail: martin.thanner@regens-wagner.de

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