Veranstaltungen: Was uns 2021 (vielleicht) zu bieten hat

7.2.2021, 06:00 Uhr
Veranstaltungen: Was uns 2021 (vielleicht) zu bieten hat

© Tobias Tschapka

Was das Veranstaltungsjahr 2021 für die Kreisstadt anbelangt, ist Veranstaltungskaufmann Andy Kowohl von der Stadt Roth mehr als zurückhaltend. „Ehrlich gesagt glaube ich, dass heuer wegen der Corona-Pandemie keine Großveranstaltungen stattfinden werden.“

Also keine Bluestage? Keine Willkommensparty mit Tausenden von Besuchern auf dem Marktplatz in Roth mit Bayern 3 für die Triathleten und Gäste des Challenge Roth? Keine Triathlonveranstaltung? Keine Kirchweih? Keine Rother Schlosshofspiele?


Wegen Corona: Rother Bluestage auf 2022 verschoben


Kurz vor der Absage steht auch die „Bar-ROTHation“, die seit 2014 jeweils im ersten Quartal des Jahres die feierlustigen Kreisstädter in die Rother Innenstadt einlädt. Die siebte Auflage des beliebten Kneipenfestivals am 6. März 2021 sollte Musikfans in diversen Bars und Kneipen im Innenstadtgebiet eine bunte Auswahl aus allen möglichen Musikgenres garantieren.

„Normalerweise sorgt dieses Event für beste Stimmung, volle Kneipen und Bars. Und dies kann ich mir derzeit beim besten Willen nicht vorstellen“, sagt Kowohl. „Ich bin allein schon froh, wenn hoffentlich bald wieder die Restaurants und Kneipen und die Einzelhandelsgeschäfte öffnen dürfen.“

Veranstaltungen: Was uns 2021 (vielleicht) zu bieten hat

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Der Veranstaltungskaufmann plant zwar derzeit unter anderem das Frühlingsfest und wird demnächst sogar die Verträge an die Budenbetreiber und Fahrgeschäfte herausschicken, ob dieses Fest aber auch durchgeführt werden kann, da ist er sehr skeptisch. „Wir machen weiter im Job, bis neue Anweisungen von der Regierung kommen.“


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Und weil Kowohl derzeit eher wenig planen kann, musste er sich in Kurzarbeit begeben. Und fährt neben seiner normalen Tätigkeit derzeit auch Bücher für Kunden der Stadtbücherei aus oder kümmert sich um den Versand der FFP 2-Masken.

„Mir als der Planer von Veranstaltungen blutet das Herz, wenn ich Absagen erteilen muss. Aber bevor wir hinsichtlich möglicher Ansteckungsgefahren etwas riskieren und eine dritte Welle hervorrufen, sind wir lieber vorsichtig und freuen uns auf 2022.“

50 Jahre Kreisstadt soll groß gefeiert werden

Und da hat die Kreisstadt viel vor. Am 1. Juli 1972 wurde Roth im Zuge der bayerischen Gebietsreform nämlich Kreisstadt und erhielt damit ihre frühere Bedeutung als Verwaltungssitz wieder. Und dies soll 2022 gebührend gefeiert werden. Es soll laut Kowohl ein Jahr von und für Rotherinnen und Rother werden, welches durch zahlreiche Aktionen und Highlights geprägt ist, die sich über das ganze Jahr erstrecken.

Bis dorthin heißt es wohl kulturelle und gesellschaftliche Magerkost – wenn überhaupt. Kowohl: „Ich hoffe auf steigendes Impfangebot und dass dies auch alle Bürgerinnen und Bürger nutzen“. 

Noch steht es hoffnungsvoll auf der Homepage der Stadt Hilpoltstein: „Mittelalterfest – Ritter, Barden, Beutelschneider!“ auf der Burg Hilpoltstein vom 14. bis 16. Mai 2021“. Doch ob das weit über die Region hinaus beliebte Ritterfest mit seinen Turnieren und dem Lagerleben wirklich stattfinden kann, daran zweifelt Mareike Ibinger vom Amt für Kultur und Tourismus in der Burgstadt schon sehr.

Lagerleben ist kritisch

„Das erste Halbjahr schätzen wir als sehr schwierig ein.“ Im Moment heißt es noch abwarten. Eine Entscheidung soll Mitte bis Ende Februar getroffen werden. So lange bliebe für die Organisation auch noch Zeit, da ja die Planungen mit den Teilnehmern vom vergangenen Jahr noch vorhanden seien. Aber: „Es ist schwierig, das Lagerleben in Pandemiezeiten umzusetzen“, sagt Ibinger. Auf dem Gelände rings um die Burg gehe es generell sehr eng zu. Selbst wenn Hygienekonzepte bis zu 200 Besucher erlaubt würden, wäre es schwierig, so eine Veranstaltung durchzuführen.

Ibinger hofft auf kleinere Veranstaltungen im Freien, so wie sie im Sommer 2020 auch schon machbar waren. Daneben gebe es noch viele Nachholtermine in Hilpoltstein mit Kabarettisten und Musikern aus dem Vorjahr: „Aber im Moment ist daran nicht zu denken.“

 

Burgspiel, Festspiel, Sautrogrennen, legendärer Frühschoppen – ob das Hilpoltsteiner Burgfest, wie üblich, am ersten August-Wochenende stattfinden kann und wenn ja in welcher Form, das ist noch ganz und gar nicht sicher.

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© Tobias Tschapka

„Wir sind derzeit noch auf dem Stand, wie wenn es wäre“, sagt Hauptamtsleiter Herbert Walter. Die Bewerbungen der Schausteller lägen bereits alle vor, die Zulassungen gehen auch raus – unter dem Vorbehalt, dass das Fest überhaupt stattfinden kann. „Eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt wäre zu früh“, sagt Walter. Bis spätestens im Mai müsste das aber entschieden werden.

Als „größtes Problem“ sieht Walter das Festzelt, wo die Menschen auf engstem Raum sitzen. Dann müsste sicherlich ein entsprechendes Hygienekonzept her. Aber auch in dieser Hinsicht wäre es jetzt noch zu früh, etwas zu unternehmen.

Hoffen auf die zweite Jahreshälfte

In Schwabach sind die ersten Veranstaltungen bereits abgesagt, bei anderen wird improvisiert, hinter allen anderen stehen große Fragezeichen.
Nicht stattfinden werden das „Kneipenfieber“ und das Klassikkonzert „Sound and Fury“ des Symphonieorchesters der Musikhochschule Nürnberg im Markgrafensaal.

Immerhin per Livestream zu erleben war der „Tag des Kinderliedes“ für Kinder von vier bis zehn Jahren und die ganze Familie mit dem Liedermacher Geraldino. Publikum im Markgrafensaal war wegen Corona nicht möglich. Ganz absagen wollte die Stadt das Konzert aber nicht.

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© Günther Wilhelm

Ansonsten bringt Bruno Fetzer von der Werbe- und Stadtgemeinschaft die Marschroute der Veranstalter auf den Punkt: „Wir planen alles so, als könnte es stattfinden, auch wenn wir vielleicht absagen müssen.“ Eines der größten Events in Schwabach ist die Autoshow, die am 18. April geplant ist. „Aber da bin sehr skeptisch“, sagt Fetzer. Auch der Kindertrempelmarkt im Juni sei fraglich. „Unser Hauptaugenmerk liegt auf der zweiten Jahreshälfte mit dem Trempelmarkt im Oktober oder Schwabach glänzt.“

Ein "Bürgerfest light"?

Die Veranstaltung, an der das Herz der Schwabacher ganz besonders hängt, ist das Bürgerfest Ende Juli. „Wir haben die komplette Planung vom ausgefallenen Bürgerfest 2020 übernommen“, berichtet Hartmut Hetzelein vom Verkehrsverein. „Aber nach heutigem Stand wird es so wohl wieder nicht stattfinden können.“ Menschenmassen in der Altstadt seien noch kaum vorstellbar.

Und eine kleinere Variante? „Für ein Bürgerfest light in der Altstadt stehe ich nicht“, sagt Hetzelein mit aller Deutlichkeit. „Das brächte nur Enttäuschungen. Und der Sicherheitsaufwand wäre dennoch immens.“ Eine erste „vorsichtige Idee“ für eine Alternative aber hat er sich mit Bruno Fetzer überlegt: „Ein Fest in unserem herrlichen Stadtpark wäre sicher schön.“

Planen, vorbereitet sein und hoffen: Das ist auch die Maxime von Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero. Beispiel Eierausstellung im Stadtmuseum. Zu Ostern ist das immer ein Publikumsmagnet. „Wir müssen den Zugang entsprechend kanalisieren, hoffen aber, dass die Ausstellung stattfinden kann“, so Hoffmann-Rivero.

„Auf jeden Fall“ setzt sie auf die Kunstausstellung Ortung vom 7. bis 22. August. „Wir haben bereits die Jury-Sitzung gehabt, auf der die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler ausgewählt wurden.“ Für die 20 Plätze gab es 399 Bewerberinnen und Bewerber. „Ortung ist das inzwischen größte Kunstfestival in Nordbayern“, sagt Sandra Hoffmann-Rivero. „Wir werden auf ganz kleine Ausstellungsräume verzichten und versuchen, noch mehr nach draußen zu gehen.“


Baratier: Schwabachs faszinierendes Wunderkind


Auch das Baratier-Jahr soll Corona nicht zu Opfer fallen. Die Bronzefigur des „Schwabacher Wunderkinds“ Jean-Philippe Baratier soll in kleinem Rahmen am 20. März enthüllt werden. Der Festabend wurde bereits von Januar auf 19. März verschoben. Das Gute im Schlechten: Bei Vorträgen sei man relativ flexibel.

Veranstaltungen wie die Reihe über Jüdisches Leben in Deutschland oder die CD-Premiere mit Henselt-Etüden, gespielt von Daniel Grimwood, sind weiter in Planung. „Es wäre auch ein fatales Signal an die Künstlerinnen und Künstler, wenn wir die Planungen einstellen würden“, betont Sandra Hoffmann-Rivero.

Veranstaltungen: Was uns 2021 (vielleicht) zu bieten hat

© Günther Wilhelm

Blicken wir auf Wendelstein: „Es ist alles geplant“, sagt auch Kulturamtsleiterin Andrea Söllner von der Marktgemeinde. „Was wir dürfen, wird aufgeführt.“ Dafür hat sie auch Vorkehrungen getroffen und verzichtet in diesem Jahr auf Konzerte in der kleinen Jegelscheune. Nick Woodland (17. April) sowie Tom Appel & Hens Czernik (21. Mai) sollen in der Schwarzachhalle spielen, Andreas Hofmeir und Andreas Mildner (20. Juni) in der St. Nikolauskirche. „Wir verkaufen aber jeweils nur 100 Karten, um großen Abstand halten zu können“, erklärt Andrea Söllner.

Das größte Kulturereignis aber ist das Wendelsteiner „Jazz & Blues Open Festival“ Anfang Mai. Topact wäre der schon zweimal verschobene Auftritt von Jamie Cullum (2. Mai). „Wir sind vorbereitet, aber hinter allem steht ein großes Fragezeichen“, fügt Andrea Söllner hinzu. „Wir müssen einfach abwarten, was umsetzbar ist.“ Sie kann sich auch vorstellen, das Festival zu verkleinern: weniger Konzerte mit weniger verkauften Karten. „Wir hoffen, dass zumindest das Open-Air am 1. Mai über die Bühne gehen kann.“ 

Und was ist mit den musikalischen Freiluftveranstaltungen „Lieder am See“, „Feuertanz Festival“ auf Burg Abenberg, „Burg Abenberg Open Air“, „Pyraser Classic Rock Night“, „Hopfenpflücker Festival“ und dem „Burning Beach Electronic Festival“ am Brombachsee? Alles Veranstaltungen, mit denen das Concertbüro Franken im Landkreis Roth in den vergangenen Jahren erfolgreiche musikalische Eckpfeiler gesetzt hat, teils mit Unterstützung der Stadtbrauerei Spalt und der Pyraser Brauerei.


"Lieder am See:" Die beste "BAP"-Besetzung aller Zeiten


Festivals, die zum Teil weit über den Landkreis hinaus Beachtung gefunden haben, beispielsweise die „Lieder am See“ in Enderndorf.

Guido Glöckler von der Geschäftsleitung des Concertbüros Franken schätzt die Saison sehr kritisch ein, will aber abwarten, was geht. „Seit dem 16. März 2020 befinden wir uns in einem Dauerlockdown“, sagt er. Die erste Phase beschreibt er rückwirkend „als Zeit der Entschleunigung“. „In Sachen Veranstaltungen haben wir im Sommer in Biergärten dann einiges ausprobiert. Alles kleinere Events unter Hygieneauflagen“, sagt er.

Schnelltests an den Eingängen

Doch mit dem erneuten Lockdown sei die gesamte Branche in eine Art Schockstarre gefallen. Doch den Kopf in den Sand stecken wolle man nicht. „Wir haben Ideen entwickelt, die praktikabel sind.“ Glöckler weiß aber auch, dass Hygiene künftig viel Geld kosten wird. Beispiel Schnelltestcenter vor den Konzerteingängen. Diese Stationen benötigen nicht nur die erforderlichen Tests, sondern auch das Personal dafür, das die Tests durchführt und überwacht.

„Dafür gibt es Fördermittel“,weiß er. Festivals mit Schnelltestcenter seien aber dann eine sichere Blase. Was ihm Sorge bereitet ist, wie mit Abstandsregeln umzugehen ist. „Das ist letztendlich auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu sehen“, sagt Glöckler. Beim Thema „Abstandsregeln und Testcenter“ fällt ihm gleich das Feuertanzfestival in Abenberg ein. Dieses mehrtägige Musikfestival besitze eine räumliche Trennung von Campingplatz und Festivalgelände. Die Musikfans, die sich tagsüber und nachts für einige Stunden auf den Campingplatz zurückziehen, müssten dann während des Festivals sogar öfter getestet werden. „Schwierig.“

Zudem hätten Abstandsregeln auch Auswirkungen auf die vorhandene Kapazität des Geländes und der wirtschaftlichen Durchführbarkeit. „Und was machen wir mit den Musikfans, die sich nicht impfen lassen? Sollen wir die abweisen?“, fragt er.

Trotz all der Probleme hat sich von der Geschäftsleitung des Concertbüros Franken aber noch niemand vom Konzertjahr 2021 verabschiedet. „Wir setzen auf alternative Konzepte und unsere Fantasie“, gibt sich Glöckler optimistisch.