Natascha Breindl ist sauer

Volieren für Wildtiere bei Wallersbach sind tabu

16.8.2021, 05:00 Uhr
Natascha Breindl betreibt in Hilpoltstein eine private „Wildtierpäppelstation“. Konkret: Bei ihr werden verletzte oder geschwächte Eichhörnchen und Vögel abgegeben. Vor allem Mauersegler haben es der 38-Jährigen angetan (Foto). Die ihr anvertrauten Tiere pflegt und hegt sie so lange, bis sie wieder ausgewildert werden können. Drum möchte sie auf einem Waldgrundstück bei Wallersbach zwei Auswilderungsvolieren aufstellen. Doch da beißt sie auf bürokratischen Granit.

© Tobias Tschapka, NN Natascha Breindl betreibt in Hilpoltstein eine private „Wildtierpäppelstation“. Konkret: Bei ihr werden verletzte oder geschwächte Eichhörnchen und Vögel abgegeben. Vor allem Mauersegler haben es der 38-Jährigen angetan (Foto). Die ihr anvertrauten Tiere pflegt und hegt sie so lange, bis sie wieder ausgewildert werden können. Drum möchte sie auf einem Waldgrundstück bei Wallersbach zwei Auswilderungsvolieren aufstellen. Doch da beißt sie auf bürokratischen Granit.

Wovon sie nachts träume? Natascha Breindl lächelt. Wenn sie denn überhaupt mal längere Schlafphasen am Stück genießen könne, darf´s gern der Traum vom „Waldgarten“ sein: ein forstliches Areal am Wasser, wo „jedes Tier zu seinem Recht“ komme. Insekten, Vögel, Nager. Wo heimische Bepflanzung dazu beitrage, dass Fuchs und Hase sich hier mit Vorliebe „Gute Nacht!“ sagen.

Und weil Natascha Breindl nun mal „Pragmatikerin“ sei, wie sie sich selbst charakterisiert, ist ihre Vision bereits ein Stück weit Wirklichkeit geworden. Die Heilerziehungpflegerin, die am Auhof die Wohnbereichsleitung der „Intensiven Einzelbetreuung“ (IEB) managt, hat vor Kurzem ein Grundstück bei Wallersbach erworben, südlich von Eckersmühlen. 4000 Quadratmeter Natur pur – zwei Teiche, Waldrand. Ein Elysium für ihre „Naturfüchse“. So heißt die Kindergruppe, die Breindl ehrenamtlich beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) führt. Da draußen könnten die Kids Flora, Fauna und deren natürliche Kreisläufe noch live erleben.

Volieren gehören zum Glück

Zum großen grünen Glück gehören für die Hilpoltsteinerin unbedingt auch zwei so genannte „Auswilderungsvolieren“ vor Ort. Aus gutem Grund: Von ihr aufgepäppelte Vögel oder Eichhörnchen sollen dort wieder in die Freiheit, sprich in den Wald, entlassen werden. Dazu muss man wissen: Natascha Breindl ist seit sieben Jahren ehrenamtliche „Päpplerin“. Anders gesagt: Sie kümmert sich um verletzte oder verwaiste (Jung-)Tiere.

Angefangen hat sie mit Katzen. Inzwischen sind es ausschließlich „nicht jagdbare Wildtiere“, für die sie - wenn´s sein muss - auch rund um die Uhr auf den Beinen ist. Denn die Futterbeschaffung für Hörnchen, Vögelchen und Co., das Reinigen von deren Behausungen, die medizinische Versorgung und das Dasein als „Elternersatz“ fordern eben ihren Tribut neben dem Vollzeitjob – sowohl zeitlich als auch finanziell. Aber wenn sie die Käfigtür aufmache und die Tiere sich in die Unabhängigkeit trollten, „dann weiß ich, wofür ich das alles in Kauf nehme“, erklärt Breindl. „Es ist meine Art, der Natur etwas zurückzugeben.“

Lange Zeit hatte sie ihre Schützlinge auf einem Grundstück in Hilpoltstein ausgewildert. Das ist 2019 verkauft worden. Drum hat ihr Arbeitgeber erlaubt, dass Breindl – freilich nach Rücksprache mit den zuständigen Behörden - im Garten der IEB eine Auswilderungsvoliere aufstellt. Sehr zur Freude der Bewohnerschaft, wie´s heißt.


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Während sie erzählt, sitzt die 38-Jährige am Esstisch ihrer Mietwohnung und lauscht gemeinsam mit Töchterchen Lana den Sriiih-Rufen der fünf jungen Mauersegler, für die sie zurzeit Verantwortung übernommen hat. Noch hocken die in einer transparenten Box. Aber in wenigen Tagen, meint die alleinerziehende Mutter, müsste das Quintett soweit sein: „Dann geht’s für die Kleinen raus ins Leben!“

Mauersegler seien Breindls „Herzenstiere“ - überaus sensibel und freiheitsliebend. Den größten Teil ihrer Existenz verbringen sie in der Luft. Wenn Natascha Breindl fachfrauisch von der richtigen Fütterung, von Seglerphysis sowie artgerechter Haltung berichtet, wenn sie von den Eigenarten der Piepmätze schwärmt, so liegt das daran, dass sie sich als „einzige Mauersegler-Päpplerin zwischen Regensburg, Ingolstadt und Nürnberg“ bestens auskennt und selbiges auch bei Einführungskursen zur Wildvogelpflege unter Beweis stellt.

"Päppelsaison"

Während der „Päppelsaison“ 2020 habe sie fünf Mauersegler-Zöglinge vom Auhof aus in die Freiheit entlassen, dazu 50 Singvögel – von Bachstelze bis Blaumeise – und 30 Eichhörnchen. Auch um dieses Aufkommen zu entzerren, wäre der Bereich bei den „Wallersbachteichen“ mit zwei weiteren Volieren eine ideale Ergänzung. So lautete jedenfalls Natascha Breindls Plan - bis sie beim Landratsamt Roth um Genehmigung ersuchte.

So leid ihm das tue, bedauert Abteilungsleiter Jörg Pfaffenritter, zuständig für alle Belange rund um „Umwelt und Bau“ im Landkreis: Es gehe nicht. Obschon er Breindls "löblichen Grund" für deren Vorhaben durchaus anerkenne. Gleichwohl würde es sich bei der Installation besagter Volieren um eine „Bebauung im Außenbereich“ handeln, also außerhalb einer Ortschaft und damit auch außerhalb eines Bebauungsplans. Zudem befinde sich das betreffende Areal in einem Landschafts- und Trinkwasserschutzgebiet. Eine „bauliche Anlage“ – in welcher Form auch immer – sei in so einem „sensiblen Bereich“ einfach nicht zulässig.

Vorzeigeprojekt

Wenn der kleine Piepmatz aufgepäppelt ist, entlässt Natascha Breindl ihn in die Freiheit.

Wenn der kleine Piepmatz aufgepäppelt ist, entlässt Natascha Breindl ihn in die Freiheit. © Tobias Tschapka, NN

Natascha Breindl kann da nur den Kopf schütteln. Bei den gewünschten Volieren gehe es schließlich um „keine gigantische Anlage“, sondern lediglich um zwei mal zwei mal zwei Meter große Gehege. Sie wolle damit auch „nicht mein eigenes Süppchen kochen“, sondern ihre LBV-Kids einbeziehen und sonstigen Naturfreunden den Zugang ermöglichen. „Man könnte da eine richtig coole Sache draus machen“ - eine Art Open-Air-Showroom in Sachen Arten- und Naturschutz, „ein Vorzeigeprojekt“. Es gebe schließlich „nichts Vergleichbares“, ist die Tier- und Naturfreundin überzeugt.

Jörg Pfaffenritter kann ihr trotzdem keine Hoffnung machen: Würde man seitens der Behörde grünes Licht geben, würde man damit einen „Präzedenzfall“ schaffen, entgegnet er. Einen, auf den sich dann auch andere berufen könnten. „In einem Gebiet, das nicht derart sensibel ist, unterstützen wir aber gern.“

Natascha Breindl hat allerdings schon zuviel Geld in ihren Traum-Waldgarten gesteckt, hat Beerensträucher und Insektengehölze dort gepflanzt, einen Biberschaden beheben müssen. Deshalb lässt sie den Mut nicht sinken. Demnächst soll sich ein eigener Päppler-Verein in der Region gründen, „vielleicht tut sich dann ja was, irgendwas...“.

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