"Warriors" in Roth: Hier werden Helden des Alltags geschmiedet

Carola Scherbel

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4.3.2021, 12:16 Uhr
Zu den Angeboten in der Rother „Heldenschmiede“ gehört auch Selbstverteidigung – wie hier bei einem Thaiboxtraining in Nürnberg.

© Foto: Sportfoto Zink/JüRa Zu den Angeboten in der Rother „Heldenschmiede“ gehört auch Selbstverteidigung – wie hier bei einem Thaiboxtraining in Nürnberg.

Der künftige Betreiber des Trainingszentrums für Selbstverteidigung und Selbstschutz, Kampfsport und Functional Fitness ist Markus Zinke mit seiner Frau Nadja, Polizistin in Elternzeit. Wir haben mit ihm gesprochen.

Markus Zinke, 40, war Soldat und Personenschützer bei der Polizei, seit 2019 ist er in der Sicherheitsabteilung einer großen Firma beschäftigt. Ursprünglich stammt er aus Zwiesel, wohnt mit Frau und zwei kleinen Töchtern jetzt aber in Hilpoltstein – in der Nähe der Schwiegereltern, die den "Support" für die beiden Enkel bilden.

Markus Zinke, 40, war Soldat und Personenschützer bei der Polizei, seit 2019 ist er in der Sicherheitsabteilung einer großen Firma beschäftigt. Ursprünglich stammt er aus Zwiesel, wohnt mit Frau und zwei kleinen Töchtern jetzt aber in Hilpoltstein – in der Nähe der Schwiegereltern, die den "Support" für die beiden Enkel bilden. © Foto: privat/Zinke

Herr Zinke, warum ausgerechnet "Warriors"? Welche Menschen sollen in Ihr künftiges Trainingszentrum kommen? Und was tun sie dort?

Markus Zinke: Über den Namen haben wir uns viele Gedanken gemacht: Einerseits soll er den Geschmack der "Kampfsport-Verrückten" treffen, andererseits sind wir genau das Gegenteil: Wir haben unsere Wurzeln in den Sicherheitsbehörden, also Polizei und Militär, und verfügen daher über viel Erfahrung im Umgang mit Stresssituationen und körperlichen Auseinandersetzungen.

Im Warriors Home vermitteln wir interessierten Menschen aus allen Gesellschaftsbereichen ein breites Spektrum an sportlichen Inhalten. Es ist für jeden was dabei. "Warriors" bedeutet für uns nicht der klassische "Krieger", es ist eine Einstellung zum Leben. Füreinander da zu sein und einzustehen, zusammen zu halten. Es geht um die "Helden des Alltags" – das sind wir alle. Wir sehen uns als eine "Community", in der Freundschaft, Leidenschaft zum Sport und Teamspirit im Vordergrund stehen.

Und was machen die interessierten Menschen dann bei Ihnen?

Markus Zinke: Kampfsport ist ein wesentlicher Teil. Für Boxen und Kickboxen haben wir zwei renommierte Trainer aus Roth, Melanie und Kai Blauhorn rekrutiert. Auch Brazilian Jiu Jitsu sowie MMA (Mixed Martial Arts) werden angeboten, also die Kombination aller Kampfsportarten.


Rother Valentin-Passagen: Halle oder Indoor-Biomarkt?


Die zweite Schiene ist Selbstverteidigung und Selbstschutz, dient dem Früherkennen von Gefahren, der Konfliktreduzierung oder -minimierung – nicht nur für Hausfrau oder Teenager. Es ist auch im Rahmen unserer "Blue Light & Military"-Sparte, ein Angebot an alle Blaulichtberufe, weil immer mehr Rettungsdienstler oder Feuerwehrler bei Einsätzen angegriffen werden, sie haben aber kaum Möglichkeiten zur Ausbildung.

Polizisten werden zwar geschult, aber wenn sie dranbleiben wollen, müssen sie das privat machen. Und dann passiert es halt, dass der Polizist abends im Training denjenigen wieder trifft, den er tagsüber erkennungsdienstlich behandelt hat. Wichtig ist uns, dass wir damit auch was Gutes bewirken können und Charity betreiben: Wir trainieren und feiern zusammen, wir laden Dozenten zu Workshops ein und spenden den Erlös komplett für einen guten Zweck.

Wofür zum Beispiel?

Markus Zinke: Beispielsweise wurden kürzlich zwei Polizeikollegen beim einem Einsatz auf der Autobahn bei Amberg tödlich verletzt, ihre Familien und Kinder wollen wir unterstützen, unbürokratisch und schnell. Mit dem Bund deutscher Einsatzveteranen kooperieren wir: Viele Soldaten sind am Posttraumatischen Belastungssyndrom erkrankt. Wir wollen ihnen zielgerichtet helfen. Da gibt es extrem viel Handlungsbedarf.

Aber Sie wollen mit Ihrer Heldenschmiede schon auch Geld verdienen?

Markus Zinke: Ja, schon, aber das ist nicht unser einziger Antrieb. Und dieses Konzept gibt es so noch nicht. Neben den Kampfsportangeboten gibt es Functional Fitness oder Pilates, auch Kindertraining ist geplant. Unser Herzstück ist unsere Warriors Home-Bar mit Kicker, Billard, Dart – die nicht nur unseren Mitgliedern, sondern auch der Öffentlichkeit als neuer Treffpunkt in Roth zur Verfügung steht.

Machen Sie das eigentlich zum ersten Mal?

Markus Zinke: Ja, ich hab zwar noch einen Hauptberuf, aber als früherer Polizist und aktiver Reserveoffizier verfolge ich schon lange das Ziel und den Traum eines Trainingszentrums. Meine Frau und ich wollen uns gesellschaftlich einbringen.

Soldaten wollen nicht nur in der Kaserne bleiben

Warum ausgerechnet in Roth?

Markus Zinke: Roth hat dafür jede Menge Potenzial, weil mit der Offiziersschule bald 2500 Soldaten hier sein werden, die nach Dienstschluss nicht nur in der Kaserne bleiben wollen. Zudem gibt es kein vergleichbares Angebot im Umkreis.

Mit Ihrer Heldenschmiede wollen Sie ab Juli in die Valentin-Passagen einziehen. Die standen jetzt lange Zeit öd und leer. Gruselt Sie das nicht ein bisschen?

Markus Zinke: Wir waren lange auf der Suche, die Passagen waren die letzte Station und die naheliegendste. Wir wollen in die Mitte der Stadt, in die Mitte der Gesellschaft. Bei allen anderen Orten hat etwas nicht gepasst, meist das Platzangebot. Wir brauchen 500 Quadratmeter, die sind nicht leicht zu kriegen. Hier sind es knapp 600. Und die Zusammenarbeit mit Herrn Dold von der Hilee GmbH war von Anfang an super. Er hat auch Lust auf dieses Thema und unterstützt uns. Auch wenn die Realisierung zur Herausforderung wird.

Warum?

Markus Zinke: Weil erst einmal die Nutzungsänderung umgesetzt werden muss. Ich hab schon viel Geld und Herzblut investiert, aber jetzt heißt es: Warten, bis die formalen Genehmigungen durch die Behörden gehen.

Daneben soll ein weiteres Fitness-Studio einziehen – haben Sie Angst vor Konkurrenz?

Markus Zinke: Nein, das Studio hat ein ganz anderes Angebot, deshalb gibt es keine Konkurrenz. Wir betrachten uns eher als Community, die miteinander etwas unternimmt. Wir freuen uns auf unsere sportlichen Nachbarn.

Was bedeutet für Sie die Diskussion um ein Wiederzulassen von Autoverkehr auf dem Rother Marktplatz?

Markus Zinke: Gar nichts, weil unser Studio davon nicht berührt ist. Der Haupteingang liegt am Sieh-Dich-Für-Weg im Erdgeschoss, das Parkdeck ist gegenüber. Also haben wir mit Verkehr auf dem Marktplatz nichts zu tun.

Aber Sie sind einer der ersten Mieter in den Passagen. Könnte es sein, dass Sie andere nachziehen?

Markus Zinke: Definitiv haben wir eine Art Zugpferd-Charakter. Durch mein engmaschiges Netzwerk hat es schon mindestens zehn Gespräche mit Anbietern gegeben, die auch gern einziehen wollen: Vom Shop für Boxhandschuhe bis zum Hersteller für spezielle Einsatzequipments für Behörden ist einiges dabei … Außerdem haben wir einen Boxring (Octagon Gage Ring), der gleichzeitig als Bühne genutzt werden kann. Und das wollen wir auch tun – gerade im Hinblick auf den Charity-Gedanken.

Was planen Sie da konkret?

Markus Zinke: Wir sind im Austausch mit "Roth ist bunt" für Veranstaltungen, auch Bands können auftreten. Gespräche mit etablierten Organisationen, wie dem Verein Polizisten Helfen e.V. und mit dem Soldatenhilfswerk der Bundeswehr laufen schon. Denn wir wollen uns vom negativen Touch der Schläger lösen – wir sind ja die guten Jungs.

Sie kommen außerdem in einen sehr sportlichen Landkreis …

Markus Zinke: Ja, das ist toll. Ich selbst mach zwar keinen Triathlon – ich bin zu schwer. Aber das ganze Drumherum begeistert mich. Wir suchen den engen Austausch mit der Szene.

Wie viel Personal haben Sie denn in Ihrer Heldenschmiede, und welchen Job übernehmen Sie selbst?

Markus Zinke: Wir werden etwa fünf bis sieben Leute sein, teilweise auf 475-Euro-Basis, teils ehrenamtlich. Ich übernehme vor allem die Netzwerkarbeit und hole die Spezialisten für unsere Vorträge, Workshops und Seminare ins Haus.

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