Warum Kamerun besser als Neuseeland ist

4.9.2019, 12:00 Uhr
Warum Kamerun besser als Neuseeland ist

© Foto: Jürgen Leykamm

Warum Kamerun besser als Neuseeland ist

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Es war indes die "wechselvolle Nachkriegszeit", die vor sieben Jahrzehnten die Schäfer hatte näher zusammenrücken lassen, betonte im Festzelt der heutige Vorsitzende Hermann Brickel bei seinem Blick in die Chronik. Sowohl die gegenseitige fachliche Unterstützung wie freilich auch die "Pflege des geselligen Beisammenseins" seien damals für das knappe Dutzend an Gründungsmitgliedern die Triebfedern gewesen, in Biburg den neuen Verein aus der Taufe zu heben.

Im Mai 1954 konnte die Vereinsfahne geweiht werden – dank der damals "73 Mitglieder und Freunde der Schäferei", die sich um die Beschaffung jenes Wahrzeichens verdient gemacht hätten. Der Verein selbst, dem heute 55 Personen aus den Landkreisen Roth, Weißenburg-Gunzenhausen und Neumarkt angehören, ist durch große Kontinuität geprägt, in seiner Geschichte gibt es bislang nur vier Vorsitzende: Den Anfang machte Hans Pfäffel, es folgten Christian Mayer und Friedrich Grimm. Seit 1981 hat Brickel das Amt inne.

Im Laufe der Jahrzehnte habe neben der Herden- auch die Koppelschafhaltung ihren festen Platz auf dem Jura und im Vereinsleben gefunden. Der Landschaftspflege durch die tierischen Mitarbeiter sei stets ein hoher Stellenwert zugekommen. Durch die natürlichen Entbuschungen etwa habe der Berufsstand dazu beigetragen, "die Magerrasen als Pufferzone zwischen intensiver Landwirtschaft und Wald zu erhalten", betonte der Vereinschef. Die habe zur Gründerzeit so richtig Fahrt aufgenommen, rief Martin Bartl ins Gedächtnis, Geschäftsführer des Landesverbands bayerischer Schafhalter. Die Schafbestände seien parallel hierzu immer weiter gesunken.

Doch auch zwei Generationen später seien die Tiere nicht gänzlich verschwunden und die Betriebe immer noch in Familienhand, betonte er zugleich. Zu kämpfen aber habe man heutzutage mit den stark gesunkenen Preisen für Lämmer wie für Wolle. Zudem erfordere die Trockenheit wie in diesem Jahr immensen Aufwand. Mit bis zu 7000 Liter Wasser pro Tag hätten die Herden versorgt werden müssen.

Aber das Engagement lohne sich, sorge die artgerechte Freilandhaltung doch etwa für die heute vielfach geforderte Biodiversität. Bartl ging noch weiter: "Verschwinden die Schafhalter, verschwindet auch das, was unsere Region so einzigartig macht! Mit jedem aufgegessenen Lamm erhalten Sie unsere Kulturlandschaft!"

Genau deswegen habe die Schäferei eigentlich auch "mehr Wertschätzung" verdient, betonte Landrat Herbert Eckstein als Schirmherr des Jubiläums. Auch er war um deutliche Worte nicht verlegen: "Wer sich statt aus unserer Region mit Lammfleisch aus Neuseeland eindeckt, der versündigt sich an unserer Umwelt!" So der Landrat unter lautem Beifall. Ziel müsse es im Gegenteil sein, die heimischen Gasthäuser mit regionalem Lamm zu bedienen. Eine große Chance hierzu böten auch die griechischen und türkischen Gastronomen.

Mit "Wolf" vernünftig umgehen

Mit dem Thema "Wolf", das derzeit für eine neue Drohkulisse sorge, gelte es "vernünftig umzugehen". So der Landrat. Großes Lob gab es auch von Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger, der die "vielseitige und anspruchsvolle Tätigkeit" des Schäfers würdigte. Sie und ihre Tiere trügen zum Schutz der Ökosysteme bei. "Echte Alleskönner und Multitalente", so der Rathauschef, der hierfür ebenso Applaus erhielt. So sei es auch ganz im Sinne des Klimaschutzes, dass das "Interesse an der Schäferei bestehen bleibt".

Sehr interessiert zeigten sich die Besucher am Ergebnis der Tierprämierung im Rahmen des Jubiläums. Die höchste Punktzahl bei den Merino-Schafen erhielt ein Exemplar von Stephan Dümmler aus Rehlingen, bei den Böcken siegte ein Tier von Andreas Loy aus Weißenburg.

Bei der Gruppenprämierung hatte Thomas Bauernfeind aus Biburg die Nase vorne. Auch bezüglich der anderen Rassen wurde ein Sieger ermittelt: Er heißt Richard Maurer (Döckingen), dessen Brillenschafe die Bestnoten erhielten. Von diesen Zuchttieren gäbe es ohnehin nur noch 300 in ganz Bayern, so Fachberater Andreas Hosel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen.

Auch Kamerun-, Coburger, Fuchs-, oder Bergamasker Schafe galt es unter anderem zu bewundern. Nach Gottesdienst, Lammbraten zum Mittagessen, Festakt und Krönung der neuen Bayerischen Wollkönigin bestaunten viele der rund 500 Gäste das Schauscheren mit besagtem Thomas Bauernfeind. Vor allem die Kinder zeigten sich begeistert: "Das ist ja wie beim Frisör!"

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