Was es für eine Familie bedeutet, in Corona-Quarantäne zu sein

7.4.2020, 17:55 Uhr
Die Eheleute Moser (hier auf einem Foto aus dem heimischen Garten) musste nach positiven Coronatests in Quarantäne.

© privat, Familie Moser Die Eheleute Moser (hier auf einem Foto aus dem heimischen Garten) musste nach positiven Coronatests in Quarantäne.

Tassilo, der Freund von Tochter Hannah, fühlte sich so um den 19. März herum krank. Da bei ihm daheim die Oma im Hause lebt, beschlossen die Mosers, dass Tassilo lieber zu ihnen kommen solle. Am nächsten Tag kam die Ausgangsbeschränkung und Tassilo erfuhr, dass er (über einen Sportverein) Kontakt zu einem Corona-Positiv-Getesteten hatte. "Dann ging es los", erinnert sich Moser. Tassilo musste alle Kontaktpersonen nennen und selbst einen Corona-Test machen lassen.

Befremdliche Erfahrung

Schon einen Tag später war das Ergebnis da. Der junge Mann hatte Covid-19. Noch am gleichen Tag forderte das Gesundheitsamt alle vier Mosers auf, sich testen zu lassen. "Am nächsten Tag sind wir zur Teststelle des Landkreises gefahren. Zu viert im Auto. "Das war schon sehr befremdlich, so Menschen in Ganzkörper-Schutzanzügen, mit Masken und Schutzbrille zu sehen. Das kennt man sonst ja nur von Ebola in Afrika", sagt Moser. "Die kamen ans Auto, wir mussten nacheinander die Scheibe runterlassen und dann wurde einzeln getestet."

Am nächsten Tag läutete dreimal das Telefon, drei verschiedene Sachbearbeiter teilten einzeln die drei Ergebnisse mit. Auch das war ein bisschen seltsam. Andreas Moser und seine Tochter Hannah waren positiv, Laura negativ. "Bei meiner Frau wissen wir es bis heute nach fünf Tagen noch nicht", sagt der 51-Jährige  (Stand: Dienstagnachmittag).

Er selbst hatte Tage zuvor schon Symptome: Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und einen sehr trockenen Husten. "Wir hatten alle drei allerdings kein Fieber. Aber wir schmecken nichts und der Geruchssinn ist total eingeschränkt", schildert er den Krankheitsverlauf. Es fühle sich an wie eine schwere Erkältung, "aber man kann es gut aushalten".

"Häusliche Absonderung"

Persönlichen Kontakt zu einem Arzt haben alle drei bisher nicht gehabt. "Medikamente haben wir nicht genommen und die Krankschreibung kam per Post", so Moser. Auch die "Anordnung zur häuslichen Absonderung" nach dem Infektionsschutzgesetz kam mit der Post. "Allein die Wortwahl finde ich schon krass." Und dann noch die Strafandrohung im Schreiben: "Sollten Sie gegen die Nr. 1 und 2 dieses Bescheids verstoßen, kann angeordnet werden, dass Sie zwangsweise in einem abgeschlossenen Krankenhaus untergebracht werden." Zuwiderhandlungen, so heißt es dort weiter, könnten mit "Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder einer Geldbuße bestraft werden. "Wenn man so was liest, muss man erst mal gewaltig schlucken. Das macht schon was mit einem."


Achtmal so viele Corona-Tests wie noch vor drei Wochen.


Für Hannah und Andreas Moser ist die Quarantäne am Ostermontag vorbei, für Tassilo schon zwei Tage früher. "Richtig arm dran ist unsere Laura. Wenn wir drei dann wieder einen Spaziergang machen dürfen, muss sie noch weitere 14 Tage im Haus bleiben, obwohl sie gar nichts hat." Wie das dann mit seiner Frau ist, müsse sich noch zeigen.

"Der Verstand sagt, dass die Beschränkungen sinnvoll sind, doch wenn es einen selbst trifft, fällt es trotzdem schwer, es zu akzeptieren." Andreas Moser ist sich klar darüber, dass es ihm und seiner Familie verhältnismäßig gut geht. Sie haben ein großes Haus und einen Garten, Rückzugsmöglichkeiten gibt es also. Sie werden von Verwandten, Freunden und Nachbarn gut versorgt. Dennoch zehrten diese Einschränkungen an den Nerven. "Ein Spaziergang im Wald oder Sport fehlt schon."

Um die viele freie Zeit totzuschlagen, arbeitet Moser, seit er sich wieder fit fühlt, im Home-Office, daneben im Garten. "Außerdem haben uns Freunde Farbe im Supermarkt besorgt. Da können wir das Gartenhaus und die Fenster am Haus streichen." Und wie vertragen die restlichen Familienmitglieder die Quarantäne? "Nach dem ersten Schock arrangiert man sich. Es bleibt einem ja nichts anderes übrig. Als Familie kriegen wir das schon ganz gut hin", findet Moser.

Doch wenn er an Betroffene denke, die vielleicht allein zuhause sind oder an Familien mit kleinen Kindern, die womöglich nur in einer engen Wohnung leben, dann sei das weit härter. "Vielleicht", so sinniert er, "lernen wir so wieder das Freiheitliche besser schätzen, das, was man sonst so für normal und selbstverständlich hält."



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