Wie grün ist der Landkreis Roth wirklich?

24.1.2020, 06:00 Uhr
Wie grün ist der Landkreis Roth wirklich?

© Archivfoto: Hildenbrand/dpa

Die Zahlen, welche die Kreisverwaltung präsentiert, sind durchaus beeindruckend: So gibt der Landkreis an, dass er bei seinen Gebäuden, wie etwa beim Landratsamt und bei den Schulen, den Energieverbrauch seit dem Jahr 2002 um 22 Prozent reduziert hat – obwohl in dieser Zeit weitere Gebäude dazugekommen sind. Seit 2008 werde außerdem in allen Liegenschaften des Landkreises zu 100 Prozent Ökostrom genutzt.

Seit 1993 werde das Deponiegas der Mülldeponien in Pyras und in Georgensgmünd aufgefangen und zur Erzeugung von Strom und Wärme verwendet. Damit habe man 13 Millionen Liter Heizöl eingespart. Durch das Heizen mit heimischen Hackschnitzeln aus Holz seit 2003 in heute zwei Heizkraftwerken hätte man weitere 17 Millionen Liter Heizöl gespart und 46 000 Tonnen CO₂-Ausstoß vermieden.

Lob vom Bund Naturschutz

Schließlich verweist die Kreisverwaltung auf die seit dem Jahr 2002 installierten Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung, die allein 2018 die Menge von 900 000 Kilowattstunden Strom geliefert hätten.

Richard Radle vom Rother Bund Naturschutz (BN) begrüßt diese Entwicklung: "Die machen viel, das muss man ehrlich sagen." Seit Landrat Herbert Eckstein sein Amt angetreten hat, zeige der Landkreis zahlreiche Bemühungen zum Umwelt- und Klimaschutz "und das finde ich gut", erklärt Radle weiter.

Eine differenzierte Bilanz zieht Hermann Lorenz vom "Energiebündel Roth-Schwabach": So könne man dem Landkreis im Rückblick gute Arbeit bescheinigen, "aber für die Zukunft sollte man manches anders machen". So sei bei der Sanierung von Gebäuden heute das Null-Energie-Haus machbar. Bei der nachträglichen Dämmung von Altbauten sollte man auf Dämmstoffe, die aus Erdöl hergestellt werden, wie etwa Styroporplatten, verzichten.

Ziel ist das Energie erzeugende Haus

Bei Neubauten sei sogar ein CO₂-emissionsfreies Plus-Energie-Haus heute möglich, das über das ganze Jahr betrachtet mehr Energie liefert, als es verbraucht und seinen Eigentümer somit komplett von Energiekosten befreit. An diesem Maßstab solle sich auch der Landkreis bei seinen Bauvorhaben orientieren.

Kritisch sieht Hermann Lorenz das Heizen mit Hackschnitzeln: Wenn Holz verbrannt werde, entstehe pro Kilowattstunde erzeugte Wärme mehr CO₂ als bei der Verbrennung von Erdöl, so Lorenz: "Dem CO₂ ist es egal, ob es aus Holz oder aus Öl kommt. Denn es ist dann da." Dementsprechend fordert er, dass sich die politischen Entscheider "auf die CO₂-freie Schiene begeben".

Mehr Photovoltaik, überall

Lorenz plädiert für das Heizen mit Ökostrom aus regenerativen Quellen wie Sonnenenergie oder Wind- und Wasserkraft. Auch für den Straßenverkehr könne man darauf setzen: "10 Photovoltaikplatten auf dem Dach eines Carports reichen für 20 000 Kilometer Fahrstrecke mit dem Elektroauto." Aus diesem Grund wirbt Lorenz dafür, jede geeignete Fläche für Photovoltaik zu nutzen und eine "solare Baupflicht" einzuführen.

Soll heißen: Kommunen könnten in Bebauungsplänen für Neubauten vorschreiben, dass die Dachflächen zur Stromerzeugung verwendet werden müssen. Der Landkreis könnte hier auf die ihm angehörigen Städte und Gemeinden einwirken, solche Bebauungspläne zu erlassen, fordert Hermann Lorenz.

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