Wie lernt man, Mauern zu bauen, Kupfer zu löten, und Haare zu glätten?

31.3.2019, 16:19 Uhr
Wie lernt man, Mauern zu bauen, Kupfer zu löten, und Haare zu glätten?

© Foto: Manfred Klier

Das Kürzel bedeutet "Mittelschule und Berufsschule in Kooperation". Dahinter steckt die Möglichkeit, dass sich Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen der Mittelschule einen Vormittag lang an der Berufsschule umsehen, sich über verschiedene Berufe orientieren und selbst Hand mit anlegen können. 534 Schüler aus 32 Klassen von 14 Schulen im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach wurden auf zwei Vormittage verteilt. Mithilfe der Lehrkräfte haben die Siebtklässler drei Workshops aus 23 Angeboten ausgewählt, die durchliefen sie dann im Dreiviertelstundentakt.

Tafelträger mit den Nummern der Angebote geleiteten die Mittelschüler in den richtigen Unterrichtsraum. Dort informieren Lehrkräfte und Schüler der Berufsschule die Neuen. Einen Einblick in den Friseuralltag gewann man, wenn man Fingernägel in die Ballerinaform zurechtfeilte oder die Haare glättete. Dabei konnte eigentlich nichts schiefgehen, denn die Nägel sind aus Kunststoff, die Haare sitzen auf Modellköpfen.

Bunt ging es bei den Malern zu. Mit Stempeln wurden in Schablonentechnik bunte Drucke hergestellt. Moderne Holzbearbeitungsmaschinen stehen bei den Tischlern und den Zimmerern bereit. Aber natürlich kamen sie an dem Tag nicht zum Einsatz, denn dafür wäre erst fachgerechte Ausbildung erforderlich. Stattdessen wurden Schreinerwinkel und Zapfenverbindungen angefertigt. Die Maurer zogen eine kleine Mauer hoch und verfugten die Kalksandsteine. Wozu man Taster und Schütz braucht, erklärten die angehenden Elektroniker für Betriebstechnik, als unter ihrer Anleitung Elektromotoren angesteuert wurden. Die Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik hatten fieserweise einen Schaltungsfehler bei der Elektroinstallation für eine Garage eingebaut. Bald war er gefunden und behoben. Auch hier moderne Ausstattung der Unterrichtsräume.

Eine einfache Internetseite erstellten die Technischen Assistenten für Informatik. In drei Räumen waren die Zerspanungsmechaniker zugange. Da wurde ein Drahtmännchen nach Vorlage gebogen und auf einem zurecht geschliffenen Holzsockel befestigt.

Auf einem Messschieber mit Nonius übten die Mittelschüler genaues Ablesen. Auf Stecktafeln wurden pneumatische Schaltungen aufgebaut. Weichlöten von Kupferrohren war bei den Anlagenmechanikern angesagt. In der Abteilung der Kraftfahrzeugmechatroniker standen Autobatterien zum Testen bereit, während sich die Landmaschinenmechaniker mit pneumatischen und hydraulischen Bauteilen befassten.

Auf den Schalttafeln der Kraftfahrzeugmechatroniker leuchteten und blinkten Lichter, hier wurde die Beleuchtung eines Pkw im Modell zusammengestellt.

Aber auch auswärtige Berufsschulen waren dabei. Wer als Produktionsfachkraft im Bereich Chemie tätig werden will, sollte sich mit dem Methanol-Nachweis auskennen, wie es die Berufsschule Lauf anbietet. Die Berufsfachschule für Altenpflege Roth hatte einen Rollstuhl-Parcours aufgebaut. Verbände wurden fachgerecht angelegt und die Nassrasur eines Menschen mit Behinderung geübt — an einem mit Rasierschaum eingeseiften Luftballon. "Einem Hund nähert man sich von der Seite und streichelt ihn nicht am Kopf, sondern am Rücken", belehrten die Tierpflegerinnen vom Berufsschulzentrum Ansbach. Wenn der Therapiehund Luna den Befehl "Sitz!", den ihm die Mittelschüler zuriefen, brav ausführte, dann gab es ein Leckerli.

Richtiges Einordnen von Lebensmitteln muss eine Verkäuferin beherrschen. Das kann man an der Berufsschule Schwabach erlernen. Bei Regens Wagner Zell werden Heilerziehungspfleger und –Helfer gebraucht, die an Fachschulen in Neumarkt und Ebenried in dualer Form ausgebildet werden. Peter Münch von Regens Wagner Zell schilderte, wie man einem Spastiker helfen kann, wenn er Spaghetti essen will. Bei allen Hilfen aber sei die Hilfe zur Selbständigkeit das Ziel.

Der Vormittag sei sehr vielseitig, teilweise recht cool gewesen, betonten die Schüler. Man habe Einsicht in verschiedene Berufe erhalten, die man noch gar nicht so gekannt hatte. Vieles konnte man selbst ausprobieren. Auch als Entscheidungshilfe sei dieser Tag wertvoll gewesen.

Die Lehrkräfte der Mittelschule lobten die gelungene Organisation, die Infos und die Möglichkeit zur Praxis.

 

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