Wiedereröffnung läuft nicht rund

10.6.2020, 06:00 Uhr
Wiedereröffnung läuft nicht rund

© Foto: André DeGeare

Sucht man nach Ursachen, dann ist es die Rentabilität, hinter der im Moment noch viele Fragezeichen stehen. Speiselokale und Biergärten können, wenn die Abstands-Vorschriften zur Vermeidung von Neuinfektionen eingehalten werden, nur eine im Vergleich mit normalen Zeiten deutlich reduzierte Anzahl von Gästen bewirten.

Das bedeutet, tagtäglich eine Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben herstellen zu müssen, was manchmal unmöglich erscheint.

Dormero startet am 1. Juli

 

Die Gastronomie im Rother Dormero-Hotel startet beispielsweise erst zum 1. Juli wieder, wie Sven Lejeune, Marketing-Direktor der deutschlandweit agierenden Hotelkette, verrät: "Grundsätzlich kämpfen wir um jeden Gast", meint Lejeune. Trotz der Lockerungen seien die Gäste nicht nur in Roth noch ziemlich zögerlich, die Zurückhaltung, in ein Speiselokal zu gehen, sei sehr deutlich spürbar.

Sven Lejeune sieht es daher als "große Herausforderung" an, in der noch nicht überstandenen Corona-Krise einen den Anforderungen angepassten Restaurant-Betrieb zu realisieren.

Im Rother Dormero-Hotel fasst das Restaurant bei Befolgung der Abstandsregeln gut 25 Menschen, für welche die Pforten montags bis donnerstags von 18 bis 22 Uhr geöffnet werden. Die 22-Uhr-Grenze hat auch etwas damit zu tun, dass aus Sicherheitsgründen der "Absacker an der Bar", der spätabendliche Alkoholgenuss, keine anzustrebende Option darstellt.

Um einigermaßen kostendeckend zu arbeiten, agiert man im Dormero-Restaurant mit einem Koch und einer Servicekraft, die bei Bedarf von Hotelmanagerin Michelle Lichter unterstützt werden. Auch die Auswahl auf der Speisekarte ist ein wenig reduziert. Bei einem Betrieb, der Teil einer größeren Kette sei, müsse man das unternehmerische Risiko besonders genau im Auge behalten, betont Sven Lejeune.

Norbert Krug vom Gasthaus Krug in Gunzenhausen-Frickenfelden bringt etwa 30 Fans gutbürgerlicher Küche in seine Gaststube. Auch er muss deshalb genau planen, um kostendeckend zu wirtschaften. Zudem binden Vorschriften wie die namentliche Erfassung der Gäste (um im Ernstfall Ansteckungsketten nachvollziehbar zu machen) auch personelle Kapazitäten.

Sparen kann sich Norbert Krug dagegen die Ausgaben für einen Koch – er steht selbst in der Küche, seine Ehefrau übernimmt in dem Familien-Traditionsunternehmen die Bedienung.

Das Hilpoltsteiner Gasthaus "Schwarzes Roß" wird von Mike Miemczyk geführt. Er hat zwar in seinen Gasträumen "relativ viel Platz", wie er betont, spürt aber zurzeit wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen die Zurückhaltung der Gäste sehr deutlich. Gut laufe der Biergarten, zumal bei schönem Wetter. Drinnen ist Raum für rund 40 Gäste.

 

Steuersenkung ist kaum spürbar

 

Miemczyks Personal ist zum Teil in Kurzarbeit, aus dieser muss er in Spitzenzeiten seine Leute zurückholen. Wenig zu spüren sei von der Mehrwertsteuer-Senkung. Dennoch freut sich der Gastronom auf den Sommer, in dem die Gastronomie in normalen Jahren das Geld verdient, mit dem sie über den Winter kommt. Miemcyks Hotel ist mit Facharbeitern gut ausgelastet, Touristen sind momentan eher seltene Wochenend-Erscheinungen, vom "Normalzustand" ist man derzeit noch ein ganzes Stück entfernt.

So präsentiert sich auch das Stimmungsbild in Traditionslokalen wie etwa dem Schwabacher "Inspektors-Garten": Sei es, dass starke Einkommens-Ausfälle die Menschen vom Lokalbesuch abhalten oder eine gewisse Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus ihnen die Lust am Ausgehen vergällt: Normale Verhältnisse herrschen noch nicht, die Krise geht, wenn auch abgeschwächt, weiter.

InfoAuch nach der Wiedereröffnung arbeiten viele Speiselokale und Restaurants mit reduzierten und geänderten Öffnungszeiten. Man sollte vor dem Besuch die Internetseiten der Häuser konsultieren oder sich dort telefonisch informieren.

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